Workation auf Kreta

Arbeitsplätze hatte ich jeweils in meinen Apartments. Die waren komfortabel ausgestattet. Angesichts der Nebensaison-Preise konnte ich mir eine tolle Auswahl leisten. Zweimal mit Dachterrasse. Man muss manchmal etwas umbauen, da ich gerne mit schöner Aussicht am Schreibtisch sitze oder mit den mitgebrachten Kabeln den TV-Screen zum zweiten Bildschirm umfunktioniere.

Im Wechsel mit diesen geschützten Räumen, bin ich jeden zwei oder drei Mal in Restaurants und Cafés gesessen. Das ist für mich der Inbegriff des „Arbeitens in der Sonne“. Ideal: Rücken und Beine in der Sonne, Laptop im Schatten und das Meer höchstens 10 Meter entfernt.

Je nach Vorstellung der eigenen Workation-Zeit kann man eher Richtung Hotelanlage am Strand denken. Das ist bequem, mir aber zu wenig inspirierend. Zumal jetzt die meisten dieser Hotels bereits geschlossen und das Wasser zum Schwimmen zu kalt ist.

Ein Standort in der Altstadt von Chania finde ich hier viel sinnvoller. Man kann in kleinen Hotels am Hafen oder in der Altstadt übernachten. Mehr Platz und oft auch ein noch stärkeres Gefühl des Eintauchens in den Ort hat man mit einem Apartment. Auch das geht mit Meerblick am Hafen bzw. an der Seeseite.

Wer mehr Wert auf den Charme kleiner Seitengassen mitten in der Altstadt legt, findet auch hier eine riesige Auswahl. So ist man mitten im Geschehen, hat trotzdem nachts überwiegend Ruhe. Es gibt unzählige kleine Häuschen mit süßen Zimmern.

Legt man Wert auf Dachterrasse und gute Aussicht, muss man Treppen in Kauf nehmen.

Dennoch stehen um den alten Hafen herum und in der Altstadt von Chania jede Menge toller Restaurants zur Wahl. Natürlich gibt es alles, was aus dem Meer kommt, in großer Fülle.

Mein wesentliches Auswahlkriterium waren neben leckeren Angeboten auf der Karte vor allem der Blick und die Sonnenintensität. So hatte ich relativ schnell einen Blick dafür, in welchem Restaurant zu welcher Tageszeit die Aussicht auf Sonne gut war. Meist habe ich die kulinarischen Wünsche dann mit einer Arbeitssession im Anschluss kombiniert.

Arbeitsessen am Hafen bekommt eine ganz neue Bedeutung.

Da ich nur für eine kurze Woche hier war, beschränkten sich meine Aktivitäten auf den Bummel am Hafen und in der Altstadt. Nur an einem Tag nutzte ich meinen Mietwagen für eine kleine Exkursion in die Berge und zum kleinen Küstenort Almyrda. Auch dort sind längst alle Tische hochgeklappt – in der Saison sollte das aber ein schöner kleiner Strandort sein. Ich bin ein wenig durch die Villenviertel am Hang gefahren und habe die herrlichen Ausblicke auf die Buchten genossen.

Was ich mir aber definitiv anschauen wollte, war eine Olivenölmühle. Das passte gut. Auf dem Rückweg konnte ich einen kleinen Abstecher machen. Zuerst schaute ich bei der Olivenernte kurz zu, dann konnte ich ganz entspannt durch die Anlage der Olivenölmühle laufen und alles in Augenschein nehmen. Als gelernter Landwirt kam mir vieles vertraut vor. Als Olivenölfan und -baumbesitzer konnte ich dann noch ein paar Liter Olivenöl direkt ab Werk erstehen. Ich hoffe, dass mein Gepäckgewicht am Flughafen keine Diskussionen auslösen wird.

Komplizierter und nervenaufreibender war da schon die Zugfahrt zum Flughafen. Eigentlich schätze ich das und kann mir so die hohen Parkgebühren am Flughafen sparen. Nächstes Mal nehme ich aber wieder mein Auto mit zum Flughafen. Mehr als eine Stunde Zugverspätung mit gleich mehreren Ausfällen auf der kurzen Strecke – das bringt unnötig viel Unsicherheit in den Reisetag.

Alles in allem ist der Anreisetag dennoch lang. Von Haustür zu Haustür waren etwa 10 Stunden nötig. Darin war dann allerdings genügend Zeitpuffer. Da ich gut und gerne unterwegs arbeiten kann, nutze ich Zeiten im Zug, im Flieger und am Gate und komme so auch an solchen Tagen mit Glück auf drei bis sechs Stunden effektive Arbeitszeit. Jetzt hatte ich Glück und auf dem längeren Flug nach Athen keine Nachbarn, viel Platz und konnte konzentriert arbeiten – mit dem inspirierenden Blick über die Wolken zwischendurch.

Vor Ort kommt man locker ohne Auto aus. Da das gerade sehr günstig war, habe ich mir trotzdem einen kleinen Fiat Panda gebucht. So kommt man schnell in die Stadt, kann zwischendurch mal einen Ausflug machen und ansonsten außerhalb des Stadtzentrums kostenlos parken. Achtung: innerhalb der Altstadt wird das nichts mit Parkplätzen.

Plötzliche lokale Feiertage. So etwas hatte ich diese Woche. Während sonst überall Platz war, waren plötzlich alle Restaurants voll und die Supermärkte zu. Warum? Ein lokaler Feiertag des örtlichen Heiligen. Gilt nur für Chania, spuckt keine Google Abfrage aus und findet trotzdem statt.

Nebensaison: sind die Touristen nur noch spärlich da, sinken die Preise, man hat überall Platz und kann bei oft immer noch gutem Wetter die Sonne genießen. Aber Achtung: Nebensaison ist auch Bauzeit. Da wird eben oft auch gehämmert, gebohrt, renoviert. Die coolste Dachterrasse mit Blick aufs Meer verliert erheblich an Qualität, wenn auf der Nachbarterrasse dauernd geflext wird. Empfehlung daher: nur wenig vorbuchen und sich vor Ort einen guten Eindruck machen, ehe man verbindlich bucht.

Wetterglück und Wetterrisiko können nah beieinander liegen. Orte im Süden sind auf Sonne und das Leben draußen eingerichtet. Ist die Sonne mal hinter Wolken, die Brise stark, wird es schnell kalt. Draußen – aber drinnen auch. Apartments haben selten Heizungen, manchmal reicht die Heizfunktion der Klimaanlage. Hat man Pech mit dem Wetter, kann das ungemütlich werden.