Stefan Dietz persönlich – vom Bauernhof in der Pfalz zur Skybar in Bangkok

Wenn Sie hier weiterlesen, wollen Sie vielleicht wissen: Wer ist der Typ? Wieso nimmt der den Mund so voll? Wie ist der so im echten Leben? Na, dann kommen sie mal mit zu ein paar wichtigen Stationen aus meinem Leben…

Aufgewachsen bin ich im 200-Seelen-Dorf Gangloff in der Pfalz auf einem Bauernhof als Erstgeborener. Damit ist die Berufswahl abgeschlossen, die Karriere klar. Bauernkinder übernehmen den Hof. So verlasse ich das Gymnasium zur landwirtschaftlichen Ausbildung. Säen, abwarten, pflegen, abwarten, ernten. Trecker fahren, pflügen, wieder säen, abwarten. Gras wächst nicht schneller, wenn man dran zieht. Kühe füttern, melken, pediküren (ja wirklich – das nennt man dann Klauenpflege). Milchleistung steigern – durch Zucht, bestes Futter, Kühe mit Familienanschluss, sensible Betreuung. Sogar die Wirkung klassischer Musik auf die Leistung ist nachgewiesen.

Mit 16 übernehme ich mein erstes Unternehmen: die Hühner. Meine Mutter wollte sie abschaffen, mein Vater nicht auf seine Frühstückseier verzichten. Job für Sohnemann? Gemacht. So bin ich verantwortlich für 50 Hühner und deren Eierproduktion. „Chicken – CEO“ sozusagen.
Futter kaufen und mischen, morgens Hühner rauslassen und abends wieder unter Dach retten, ehe Fuchs und Habicht mir zuvorkommen. Eier holen, reinigen und der Nachbarin verkaufen. Kassieren, Buchhaltung, Umlage für Miete und Strom zahlen und freuen über den Gewinn als Taschengeld. Klappt super.

Bis eines Tages im Januar. Kalte Tage. Schnee draußen. Immer weniger Eier. Keine Ahnung, was da los ist. Ich füttere täglich –wie immer. Dann gar keine Eier mehr. Tage später finde ich die Ursache: die Wasserleitung ist eingefroren. Ich lerne: haben Hühner kein Wasser, legen Sie keine Eier mehr. Gar keine. Gehen in die innere Kündigung („Mauser“) und stellen auf lebenserhaltenden Passivbetrieb um. Nein, die sagen das nicht – sie gucken nur groß. Nix Taschengeld. Nur Lehrgeld. Aber man lernt ja schließlich aus Krisen.

Den Bauernhof entwickeln – das ist dann meine Leidenschaft geworden. Investieren, eine Maschinenhalle planen und bauen, Pläne schmieden, wo der Hof sich hin entwickeln kann. Alles spannend bis zur plötzlichen Erkenntnis beim Füttern: „Das kannst Du jetzt die nächsten 30 Jahre so weiter machen…!“
Die Zweifel, das Interesse an anderen Themen, der Blick in die weite Welt haben mich immer begleitet. Haben mich angetrieben, mich auszuprobieren. Die Medaille als Europas Jung-Landwirt des Jahres zeugt davon. Der vermeintlich vorgezeichnete Lebensweg hat sich gerade mal als die erste Etappe herausgestellt.

Gelernt habe ich viel – über natürliches und gesundes Wachstum, Eier und Ertragskrisen. Was ich mitnehme: die Gestaltungsmöglichkeit als Unternehmer will ich nicht missen und genauso wenig das Zusammenspiel von Familie und Betrieb.

Früh habe ich mich für die Entwicklung ländlicher Räume interessiert. Wie kann ein Raum attraktiv sein und bleiben, in dem das nächste Kino 30 km weg ist, die nächste Autobahn genauso weit? Qua Herkunft startete ich mein Unternehmerleben nun halt mitten im nirgendwo. Ein Buchhändler sagte einen beeindruckenden Satz, als ich ihn fragte, wie er in einer so kleinen Stadt so ein tolles Sortiment auf die Beine stellen konnte: „Wissen Sie, irgendwann haben wir entschieden, hier zu starten. Und ab da waren wir nicht mehr am Rand, sondern mitten drin.“

Nicht zuletzt durch viele Veranstaltungen im Rahmen meines ehrenamtlichen Engagements als Kreis- und Landesvorsitzender der „Pfälzer Landjugend“ hatte ich viele Ideen und Kontakte zur Entwicklung des ländlichen Raumes. Dabei wollte ich es nicht belassen. Mit der ersten Anfrage „Stefan, hättest Du nicht Lust, einen Bürgerbeteiligungsprozess in einem Dorf zu moderieren?“. Da startete gerade eine für unser Bundesland völlig neue Methodik.

Also gründe ich die erste „richtige“ Firma und nenne sie „aufwind – die Entwicklungsagentur“. Hat damals niemand verstanden. Ich moderiere Bürgerbeteiligungsprozesse in Rheinland-Pfalz. Bin im Fernsehen als der erste „Dorfmoderator“ in Dörfern wie Nanzdietschweiler und Oberhosenbach. Bündele Bürgerengagement, ermutige zu eigenen Ideen und wandele Meckerenergie in Lösungshandeln. Mir werden Prozesse der touristischen Entwicklung anvertraut und es entstehen dauerhafte Kooperationen. Die Botschaft: Frage die Menschen, die betroffen sind. Meine es ehrlich, höre gut zu und unterstütze in der Realisierung von Ideen. Das schafft Energie und echte Entwicklung. Mein Büro ist anfangs auf dem Bauernhof.

Der Übergang in die Selbständigkeit war fließend. Der Horizont erweitert sich. Aus diesen Anfängen ist heute ein führendes Unternehmen der Regionalentwicklung in Rheinland-Pfalz geworden, über dessen weitere Entwicklung ich mich freue. Aus der langjährigen Arbeit mit Landes- und Kommunalpolitik verstehe ich die Sicht politisch Verantwotlicher auf den verschiedenen Ebenen.

Bot der Bauernhof die Sicherheit und Geborgenheit – war die Welt da draußen für mich viel spannender. Durch mein Engagement im Jugendverband entdecke ich hervorragende Seminare, erlebe einen Mentor, der prägend sein sollte für meine nächsten Jahre. Welche Kraft in einfachen Fragen liegen kann: Wo willst Du hin im Leben? Wo sind Deine Grenzen? Was ist Deine Mission? Deine Werte? Ich spüre, was möglich ist. In diesem Moment weiß ich „Das willst Du auch machen!“. Zwei Jahre später bin ich der jüngste Trainer im Team und trainiere mit 22 Jahren gestandene landwirtschaftliche Unternehmer. Anfangs Gedächtnistraining, dann Zeitmanagement – später Unternehmensstrategie.

Nach dem Tod des Gründers übernehmen wir zu dritt die Konzeption und Leitung. Systematisieren die Weiterbildung, casten neue Trainer, bilden sie aus und führen über mehrere Jahre um die 100 freiberufliche Trainer in Deutschland und Österreich. Wir schaffen ein strukturiertes System aufeinander aufbauender Zwei-Tagesseminare, das mehr als 10.000 Teilnehmer durchlaufen und darin persönliche Vision und individuelles Betriebskonzept entwickeln. Viele einzelne Menschen haben damit ihren Weg gefunden – erfolgreich und zufrieden. Welch eine Freude ist es, auch heute noch Menschen zu treffen, die davon berichten.

Während andere im Studium für Klausuren büffelten, bin ich in Aurich, Itzehoe und Oberpullendorf zu Seminaren unterwegs. Lerne in Graz, was ein „Verlängerter“ und ein „kleiner Brauner“ sind. Ich trainiere lettische Berater mit Simultandolmetscher und lerne in China, dass es ziemlich schwer ist, PowerPoint Folien zu präsentieren, die zuvor ins Chinesische übersetzt wurden. Fühle mich in Salzburg heimisch, entdecke Bozen, Stockholm, Graz, Winterthur und zuletzt entwickeln wir Unternehmertrainings für afrikanische Familien in Burkina Faso.

Menschen stellen die Weichen in ihrem Leben selbst – und wer sich verändern will, kann das auch schaffen. Dass wir darin unterstützen können – ja , das haben wir gezeigt. Aber was ist mit all den Menschen, die in Firmen und größeren Organisationen arbeiten?

In den nächsten Jahren unterstützen wir verstärkt Organisationen. Moderieren Leitbildprozesse und Organisationsentwicklung. Wir sind im Hintergrund Partner in Strategieprozessen, begleiten Fusionen und Neuausrichtungen. Wir garantieren für konkrete Ergebnisse und manche Entwicklung trägt unsere Handschrift.

Aber immer wieder sind die Eingriffe zu punktuell, manchmal ist die Wirkung nicht nachhaltig genug. Mal ist es eine Führungskraft, die keine wirkliche Veränderung will. Mal sind die Prioritäten falsch gesetzt. Mal haben die Prozesse keine ausreichende Legitimation. Mal sind die Strukturen so zäh und resistent, dass Menschen trotz guten Willens eine gewollte Entwicklung nicht anstoßen können oder auf dem Weg aufgeben.

So verstehen wir immer besser, was es alles braucht, damit eine Veränderung wirklich Bestand hat. Aus diesen Erfahrungen mit Verbänden, politischen Gremien, Verwaltungen und Unternehmen ist ein tiefes Verständnis für die etwas komplexeren Organisationsstrukturen gewachsen.

„Mit 50 beginnt die Jugend des Alters“, das Zitat wird Viktor Hugo zugeschrieben. Es stand auf der Einladung zu meinem runden Jubiläum. Das war ein Anlass, dankbar auf Lebensstationen zu schauen.

Mit Blick auf die vielen Dinge, die ich so gemacht habe und mache, mag ein rastloser Eindruck entstehen. Ein Stück weit stimmt das auch – ich hab schon „Hummeln im Hintern“.

Doch ich schätze auch enorm die Ruhe, die Geborgenheit meiner Familie, unseren Garten und unser Haus, das wir uns nach eigenen Vorstellungen gebaut haben. Wir sehen und begleiten unsere zwei tollen Jungs und genießen den erfrischenden Dialog über die Generationen.

Nun reden ja viele über Führung und Unternehmertum. Ich könnte das nicht ohne all die eigenen Erfahrungen. Man muss erleben, was es heißt, ein eigenes Unternehmen aufzubauen. Je mehr das eigene Tun Früchte trägt, desto mehr verschieben sich die Aufgaben und wächst die Verantwortung. Nicht mehr alleine arbeiten, sondern die Strukturen und die Heimat für ein Team schaffen.

Mit jedem Erfolg, mit wachsender Bekanntheit und längerer Präsenz am Markt wächst das Bewusstsein dafür, wie wertvoll ein Unternehmen ist, das sinnvolle Aufgaben leistet, in guter Partnerschaft Kunden nützlich ist und Mitarbeitern Rückhalt bietet. Es macht stolz, zu sehen, wie sich Mitarbeiter und Partner entwickeln, Verantwortung übernehmen, persönlich wachsen und gemeinsam das Unternehmen gestalten. Die Rolle als Unternehmer – richtig interpretiert – bringt Freiräume, die entstehen, wenn mehr und mehr Funktionen wirklich gut delegiert sind.

In unserer kleinen Unternehmensgruppe beraten wir mittelständische Firmen auf dem Weg zum Top-Arbeitgeber, wir entwickeln Regionen und trainieren Berater und Führungskräfte. Mehr zu meinen Unternehmen finden Sie hier. Eine Unternehmenskultur wächst und wird von vielen Menschen getragen. Wir sprechen von „entra-like“ für unseren gelebten Werte. Auszeichnungen wie „Vorbildunternehmen Firma & Familie“ oder „Attraktiver Arbeitgeber Rheinland-Pfalz“ sind eine schöne Bestätigung.

Man kann für ein Unternehmen arbeiten, man kann in ihm arbeiten, man kann an ihm arbeiten. Oder man kann es mit Mitteln ausstatten und aus dem Hintergrund begleiten. Bei „Investoren“ denken viele immer gleich an viel Geld. Dabei sollte jeder Firmeneigentümer ein Stück weit diese Perspektive einnehmen, wenn er seine Investition in seine Firma klug steuern will. Kennengelernt habe ich diese Rolle natürlich früh auf dem Bauernhof. Lohnt es sich, noch einen Acker zu kaufen? Investieren wir in die Maschinenhalle? Dann habe ich diese Rolle wie viele Menschen erlebt als Kleinaktionär. Mit Verlusten und später auch mit ersten Gewinnen. Wie schön, wenn Beteiligungen Erträge abwerfen, ohne dass man täglich dafür aktiv arbeitet. Wenige Euro Dividende machen zwar nicht reich, lassen aber spüren, wie sich diese Rolle anfühlt.

In meiner Jugend starteten die ersten Windräder als regenerative neue Energiequelle und ich konnte mich früh mit einer kleinen Summe an einem Bürgerwindrad beteiligen. Das war eine coole Form. Als Gesellschafter ist man 1-2 mal jährlich in einer Sitzung, diskutiert, muss Entscheidungen treffen und ist jeweils gespannt, ob der Wind genug wehte und ob das gemeinsame Investment neben einem guten Gefühl auch Rendite gebracht hat. In einem zweiten Projekt haben wir über 10 Jahre keine Ausschüttung gesehen. Und trotzdem haben mir die Sitzungen und der Prozess große Freude gemacht. Das große Ziel war ja immer noch da und die Anstrengungen haben sich inzwischen gelohnt.

Waren das alles recht sichere bzw. risikoarme Investments, ist die Beteiligung an einer jungen Firma, bei der niemand weiß, ob sie überhaupt jemals Erfolg hat und Geld verdienen wird, echtes Unternehmer-Abenteuer. Doch die Rolle als Investor und Co-Unternehmer ist für mich immer erfüllend und reizvoll gewesen. Ich lerne eine Menge und im Erfolgsfall ist der Hebel einfach schön. So konnten wir ein kleines Startup, an dem ich mich beteiligt hatte, mit Erfolg weiterverkaufen. Eine andere großartige Idee ist genauso grandios gescheitert, wie sie gestartet war. Das hat ein paar tausend Euro Lehrgeld gekostet.

Unternehmertum aus so unterschiedlichen Perspektiven kennengelerrnt und erlebt zu haben, gibt mir wertvolle Erfahrungen. Aus diesen Hintergründen liebe ich es, für Unternehmer und Geschäftsführer wie auch für deren Co-Unternehmer auf der Investorenseite als Sparringspartner meine Expertise einzubringen – und weiter zu lernen.

Was andere als Jugendliche erleben – im Urlaub viele Länder kennenlernen, das entdecke ich erst spät. Auf Bauernhöfen machte man keinen Urlaub. Der Radius blieb begrenzt. Im Nachhinein ist mir klar, dass ich immer super gerne unterwegs war – nur eben viel zu wenig. Wie toll war das, nach meinem Studium für sechs Wochen in Kalifornien unterwegs zu sein.

Inzwischen habe ich einen hochspannenden Weg gefunden, das Angenehme mit dem Nützlichen zu verbinden. Als „Arbeitswelt-Entdecker“ nehme ich mir mehrmals im Jahr Zeit für Reisen, bei denen ich interessante Länder und Unternehmen besuche und Protagonisten der Arbeitswelt treffe. Dabei praktiziere ich, was die Zukunft der Arbeit heute schon ermöglicht: ich arbeite hochkonzentriert und inspiriert auf meinen Reisen. Mehr über die Idee finden Sie hier – auf meiner eigenen Seite Arbeitswelt-Entdecker. Hier gibt es weitere Insights und Reiseberichte. Und meistens verrate ich vorher, wo es hingeht. So sind schon ganz wunderbare Reisetipps und Hinweise auf besonders interessante Gesprächspartner entstanden. 

Der Blick zurück führt bei mir manchmal zu etwas Kopfschütteln. Da gibt es vieles, was von außen vielleicht überrascht. Ich aber weiß, dass später realisierte Themen vorher irgendwie schon da waren. Die konkrete Ausprägung konnte ich mir meistens nicht so recht vorstellen, aber der Wunsch war da. Vielleicht gelingt es ja, den Abstand zwischen der Klarheit von Wunsch und Vision und der Realisierung mit zunehmender Lebenserfahrung zu verkürzen.

Ich lebe jedenfalls in der Überzeugung, noch eine Menge bewirken und erleben zu wollen. Meine heutige Lebensweise erfüllt mich jedenfalls sehr. Ich schreibe mit großer Freude an meinem ersten Buch, das im Herbst 2020 erscheinen wird. Ich liebe die Kombination aus Vorträgen und inspirierenden Diskussionen und Begegnungen. Meine Neugier und Entdeckungslust kann ich bei Reisen, Interviews und Recherchen für Buch und Online-Content herrlich stillen. Und am meisten lerne ich beim praktischen Transfer unserer Themen in unterschiedlich gestrickte Unternehmen. Dabei zu erleben, wie sich im Team unserer Mitarbeiter Ideen und Kompetenzen aufbauen und unser Unternehmen wächst und gedeiht – und für tolle Menschen eine Heimat für ihr Wachstum ist – das macht stolz und dankbar.

Und somit freue ich mich spannende Herausforderungen, Begegnungen und Erkenntnisse. Und den persönlichen Dialog mit Ihnen. Schreiben Sie mir gerne und lassen Sie uns in Kontakt bleiben.