Happy Homeoffice!  Ein Plädoyer für gelungene Tage im Homeoffice

Wenn Sie das nächste Mal das Gefühl haben, dass Ihnen im Homeoffice die Decke auf den Kopf oder der Kopf auf die Tastatur fällt – dann laden Sie sich die neue Podcastfolge auf Ihr Smartphone, machen Sie einen langen Spaziergang und hören die neue Podcastfolge. Aber ich muss Sie warnen: Sie könnten Lust bekommen, sich im Homeoffice richtig gut einzurichten.

Aber was soll´s: Jammern hilft ja nicht. Wenn schon Homeoffice, dann bitte richtig. Sie wissen ja: niemand will die jetzige pandemiebedingte Situation verherrlichen. Mir persönlich geht es vielmehr darum, für die Zeit danach mit einer viel größeren Flexibilität arbeiten zu können – jeder für sich persönlich aber auch Firmen und Teams. Die Homeoffice-Challenge durch Corona ist ein perfektes Trainingslager. Der Lohn kommt später, wenn sich jeder seine Art des flexiblen Arbeitens wählt: wer will, geht fast immer ins Büro, andere lieben 3 Tage Büro und 2 Tage konzentriertes Arbeiten zuhause. Wieder andere suchen sich für eine Woche im Monat einen Arbeitsplatz am Meer, in den Bergen oder bei Freunden. Und andere genießen einfach die Freiheit, an verschiedenen Standorten, in unterschiedlichen Büros und unterwegs ohne Kompromisse vollwertig arbeiten zu können.

Also. Bereit?

Ich habe Ihnen einige Kernideen zusammengestellt – im Podcast ist alles etwas ausführlicher und in wenigen Tagen auch als längerer Text auf der Podcast-Seite.

Homeoffice braucht einen Ort: Geben Sie der Arbeit einen klaren Platz

Findet Arbeiten immer am gleichen Platz, in gleicher Umgebung statt, programmieren wir uns entsprechend auf den richtigen Modus. Verlassen wir die Wohnung und fahren ins Büro, ist das räumlich sauber getrennt und alles klar. Im Zuhause müssen wir uns diese Struktur schaffen. Ideal: eigenes Arbeitszimmer. Tür zu, Arbeit zu Ende. Fehlt der Platz? Dann mindestens ein Ort, an dem die Arbeit ist. Ein bestimmter Tisch, eine Ecke im Raum. Mindestens: klare Signale für „hier ist Arbeit“. Notfalls Tisch umstellen, Laptop aufklappen. Unterlagen herräumen und dann wieder raus aus dem Sichtfeld.

Das gleiche gilt umgekehrt: die wichtigsten privaten Räume und Bereiche des Zuhauses privat lassen. Also z.B. keine Arbeit im Schlafzimmer oder auf dem Esstisch. Neben den „heiligen“ privaten Bereichen und den Kernarbeitsbereichen kann es „Mixzonen“ geben. Hier kann beides mal stattfinden: Terrasse oder Balkon, Liegestuhl, Sitzsack. Der Effekt: wir können dadurch viel besser auseinanderhalten, in welchem Modus wir sind. Dadurch kann man zuerst konzentriert arbeiten und dann komplett abschalten. Falls Ihnen der Weg zur Arbeit fehlt, können Sie den durch einen fünfminütigen Spaziergang an der frischen Luft simulieren (notfalls fahren Sie halt um den Block 😉).

Homeoffice braucht Struktur: Geben Sie der Arbeit klare Zeiten

Der zweite Hygienefaktor ist eine gute Zeitstruktur. Je nach Anforderung Ihres Jobs, Ihrer Firma und Ihrer Führungskraft können Ihre Zeiten unterschiedlich sein. Da gibt es nicht richtig oder falsch. Aber klar und begrenzt oder ausufernd, ungeklärt und frustrierend. Geben Sie sich klare Zeitstrukturen. Wann arbeite ich, wann ist frei? Vielleicht schaffen Sie für unterschiedliche Arbeiten getrennte Blöcke: morgens 2 Stunden Konzeptarbeit vorm Frühstück. Dann Sport und Frühstück. Dann 2 Stunden Kontakte, Telefonate, usw. Das wichtigste: Machen Sie sich einen Plan. Probieren Sie aus. Schaffen Sie Klarheit, wann Sie arbeiten. Machen Sie bewusst Pausen. Die Gefahr lauert sonst in zwei Extremen: entweder wir arbeiten ohne Pause viel zu lange oder wir kommen nicht richtig ins konzentrierte Schaffen. Das Ergebnis: Am Ende des Tages ist man platt und ausgelaugt. Das Gegenteil geht auch. Wetten?

Betrachten Sie Ihr Homeoffice als besonderen Arbeitsplatz

Wer Homeoffice als vorübergehendes Übel betrachtet, investiert nicht viel Energie in die Einrichtung des Umfeldes zum Arbeitens. Dann sitzt man auf dafür ungeeigneten Stühlen vorm Laptop. Romantisches Licht, schlechte Haltung, angestrengte Augen. Das ohne Pause bis abends? Kein Spaß. Aber warum eigentlich?

Betrachten Sie hingegen Ihr Homeoffice als einen alternativen Arbeitsplatz mit besonderen Möglichkeiten, sieht die Sache anders aus. Organisieren Sie sich eine ordentliche Ausstattung – ob dauerhaft oder aus dem Büro für Pandemiezeiten „ausgeliehen“: zweiter Bildschirm, ordentliches Licht, Schreibtischstuhl. Aus meiner Sicht ein Muss: Bluetooth-Headset (dann können Sie auch mal rumlaufen beim Videocall, Blumen gießen oder sich einen Kaffee holen). Richtig gut wird´s, wenn Sie bewusst einbauen, was eben nur zuhause geht: eine Stunde Telefonate beim Waldlauf, eine Session auf der Terrasse. Arbeitspause mit Fitness-Runde. Mittagsschlaf. Je nach Entfernung zur Arbeit sparen Sie Vorbereitung und Anfahrt. Die Zeit können Sie im Homeoffice mit sehr viel mehr Lebensqualität einsetzen als es der Stau je liefern könnte…. – bei mindestens gleicher Arbeitszeit. Also los: wie können Sie sich optimale Arbeitsbedingungen schaffen?

Homeoffice und Arbeitszeiten: Arbeiten Sie doch wann Sie wollen

Eine häufige Ursache für Stress und Überforderung liegt schon im normalen Arbeitsalltag in unklaren oder unterschiedlichen Erwartungen zwischen Chefs und Mitarbeitern oder innerhalb von Teams. Zauberwort: klare Absprachen und Vereinbarungen. Klären Sie gemeinsam: wann sind Sie erreichbar? Wie berichten Sie über Aufgaben? Wie kommunizieren  Sie? Wann werden Antworten erwartet und wann nicht? Homeoffice heißt nicht Erreichbarkeit rund um die Uhr. Arbeitszeiten müssen nicht sein wie im Büro, wenn das nicht zwingend erforderlich ist. Warum nicht 6-8, 10-12, 14-16 und 20-22 Uhr? Fantasie, Flexibilität, Vertrauen und Experimentierfreude können allen nützen: Hohe Leistung & hohe Lebensqualität. Mittagsschläfchen und waches Arbeiten statt Quälen durch das Mittagsloch.

Homeoffice ist nicht einsam: Wieso alleine zuhause?

Ok – die Kollegen dürfen nicht mitkommen ins traute Heim. Aber gut organisiertes remote-Arbeiten, wie die Profis das Arbeiten von verschiedenen Orten aus nennen, sorgt für guten Kontakt untereinander. Sie wissen schon: Videokonferenzen müssen normal werden. Sie schaffen viel mehr Nähe und persönlichere Eindrücke als Telefonate. Regelmäßige und tägliche Calls mit Chefin und Kollegen – das ist die Basis. Doch auch hier geht viel mehr: Kollege im Büro? Geht virtuell als Coworking: Videokonferenz an, jeder arbeitet für sich, ab und zu quatscht man kurz und kriegt was voneinander mit. Kaffeepause? Geht auch virtuell. Flurgespräch mit dem besten Kumpel in der Firma? Organisieren Sie sich Ihren Homeoffice-Buddy und sprechen Sie jeden Tag 10 Minuten miteinander. Über alles mögliche oder ihre Erfahrungen und Erfolge in der Homeoffice-Challenge. Doch – Sie sollen sich auch weiter live und persönlich treffen. Aber wenn Sie nicht im Büro sind oder wir aus Corona-Gründen Abstand halten müssen – das ist längst kein Grund, auf guten persönlichen Austausch zu verzichten. Wir sind nicht alleine und sollten uns auch nicht so fühlen.

Homeoffice geht auch in gesund: Immer in Bewegung bleiben

Kürzlich sagte mir jemand: „Nach all dem Homeoffice haben sich meine Füße verändert.“ Klar – die Gefahr ist groß, dass man der Jogginghosen- und Kühlschrankfalle erliegt und nach einigen Wochen Homeoffice degeneriert. Muss aber nicht sein! Pausen machen. Aktive Sportphasen einbauen. Bewusst essen, sich was vornehmen und kleine Erfolge feiern. Auch zur aktiven Pause kann man sich virtuell verabreden, eine Challenge daraus machen. Und einen Tagesablauf so bauen, dass ein gesunder Wechsel entsteht (s. Waldspaziergang – als Ausgleich oder als Telefon-Arbeitszeit mit positiver Nebenwirkung). Sie müssen noch nicht mal ständig sitzen. Mit einem Aufsatz auf dem Tisch entsteht ein Stehpult. Texte können Sie auch ins Handy diktieren während sie im Garten umherlaufen und per Spracherkennung in Schrift umsetzen. Die Botschaft: Kreieren Sie gesunde Arbeitstage, holen Sie sich Unterstützung. Animieren Sie sich gegenseitig. Krankenkassen wie die AOK bieten Ideen zum betrieblichen Gesundheitsmanagement inkl. Anleitungen für Übungen auch für virtuelle Zeiten an.

Mein Homeoffice – Dein Homeoffice: Finden Sie Ihren Stil!

Es gibt so viele Ideen, wie man arbeiten kann, wenn man nicht auf die Büroumgebung  angewiesen ist. Der eine liebt das professionelle büroähnliche Arbeitszimmer, der andere zieht im Sommer ins Gartenhaus. Einer arbeitet gerne früh und am Stück, der andere in kurzen Blöcken über den Tag verteilt. Entscheidender Tipp: Arbeiten Sie an Ihrer Homeoffice-Arbeits-Situation sehr bewusst. Probieren Sie Dinge aus. Tauschen Sie sich mit Kollegen aus. Recherchieren Sie Optionen. Planen Sie Ihre Tage bewusst: 10 min jeden Morgen reichen. Und werten Sie abends aus, was Ihnen gut gelungen ist, was Ihnen gut getan hat und was Sie ändern müssen.

Es gibt nicht richtig oder falsch. Finden Sie Ihren Stil für Ihre Art zu arbeiten und vereinbaren Sie, wie das mit den Interessen des Unternehmens am besten zusammen geht. Aus meiner Sicht ist das kein Gegeneinander. Was kann es besseres geben als Menschen, die mit Freude und gesund produktiv sind. Wo wir dann arbeiten, ist zunehmend egal.

Jeder einzelne, jede Firma, jedes Team sollte Arbeiten von außerhalb des Büros zu einem normalen Modus machen, wo immer das der Job erlaubt. Das macht in der Krise flexibel und danach zukunftsfähig.

In diesem Sinne: nehmen Sie die Homeoffice-Challenge an und gestalten Sie Ihren Homeoffice-Stil. Bleiben Sie gesund und zuversichtlich.

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2020-11-14T18:44:30+01:00
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