Podcastfolge #10

Führung auf Distanz: Darauf kommt es an!

Corona hat das Arbeiten umgekrempelt, Menschen arbeiten im Homeoffice oder in zeitversetzten Schichten. Jetzt wird Führung zur Herausforderung. Was vorher in der gemeinsamen Präsenz am Arbeitsplatz eingespielt war, funktioniert nicht mehr. Es stellen sich neue Fragen: Wie gelingt gute Führung auf Distanz? Wie können Mitarbeiter im Homeoffice integriert werden? Wie erzeugen Sie Nähe trotz Abstand?

Die Themen:

  • Haltung entscheidet: Vertrauen und Klarheit statt Misstrauen und Kontrolle.
  • Warum Kommunikation erste Führungsaufgabe ist und wie sie virtuell gelingt.
  • Wie emotionale Nähe auch auf Abstand entstehen kann.
  • Wozu reale Treffen wirklich nötig sind und wie Sie diese gestalten sollten.
  • Ein Ausblick: was wir jetzt lernen müssen, wird in Zukunft normal sein.

Nein, Sie müssen nicht perfekt sein. Werden Sie einfach immer besser 😉.

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Mitarbeiter im Homeoffice, versetzte Arbeitszeiten, Büropräsenz mit Abstandsregeln. Jetzt wird Führung wirklich zur Herausforderung. Lesen Sie heute, wie das trotzdem gut gelingen kann.

Führung ist herausfordernd genug, wenn alle am gleichen Ort arbeiten. Im Büro, am Arbeitsplatz, Führungskräfte und Mitarbeiter gemeinsam. Da hat sich vieles über die Zeit eingespielt. Man sagt sich Hallo und guten Morgen wenn man ankommt, spürt die Stimmung, hat Team-Meetings oder Projekt-Besprechungen. Man trifft sich an der Kaffeemaschine und wenn sich irgendetwas aufbaut, dann gibt es von links oder rechts einen Hinweis und man kann sich um die Dinge kümmern. Und man spürt auch einiges von dem, was im Büro so los ist. Und dann kommen Homeoffice, Arbeiten auf Distanz, versetzte Arbeitszeiten und plötzlich gehen all diese Möglichkeiten nicht mehr, sind schlicht nicht mehr verfügbar. Jetzt stellen sich ganz neue Herausforderungen. Wie organisieren wir die Zusammenarbeit? Da gibt es vielleicht Mitarbeiter, bei dem Sie sich fragen: Was macht der oder die jetzt eigentlich? Bei anderen Mitarbeitern machen sie sich vielleicht eher Sorge: Hoffentlich überfordern und stressen sich diese nicht zu sehr, weil diese sich zu viel vornehmen, sich zu viel Druck machen und gar keine Pause mehr machen. Mitarbeiter fragen sich: Wie lange muss ich denn erreichbar sein? Was genau soll ich denn tun? Was nicht zu unterschätzen ist, gerade in einer solchen Krisen-Phase: Jeder einzelne muss für sich mit den Herausforderungen der Corona-Pandemie und der besonderen Situation zurechtkommen. Die Mitarbeiterkommunikation ist also deutlich erschwert und wirft viele neue Fragen auf.

Habe ich selbst Angst um meine Gesundheit oder um meine Liebsten? Bin ich in meinem privaten Umfeld gefordert? Das ist das eine. Die Angst um Arbeitsplatzsicherheit und das Unternehmen ist das andere. Also die Frage wie geht es ihren Mitarbeitern? Die sollte sich jede Führungskraft immer wieder und wieder stellen und dafür sorgen, dass die Mitarbeiter das mitbekommen. Und das ist gar nicht so einfach. Die ganze Situation ist nicht so einfach. Im Grunde ist es eine doppelte Krise, eine doppelte Veränderung. Einmal das Verarbeiten und Überstehen der Corona-Pandemie und ihrer Folgen und zum anderen dieser plötzliche Wandel in viel digitaleres, mobileres Arbeiten und die damit verbundene Lernherausforderung für Führung. Und um diese Mammutaufgabe geht es heute.

Haltungen und Grundsätze zum Führen auf Distanz

Schauen wir zuerst auf Haltungen und Grundsätze zum Führen auf Distanz. Später kommt dann konkretes Handwerkszeug. Wer Menschen ohne permanente Präsenz führen will, der hat nach meiner Überzeugung eigentlich nur eine richtig gute Chance auf der Basis von Vertrauen und Klarheit. Vertrauen in die Menschen und Klarheit in den Zielen und den Erwartungen aneinander. Wer seinen Führungsstil auf Misstrauen und Kontrolle aufbaut, der hat ein Problem. Manchmal sagen wir etwas flapsig: Wer beim Führen auf Distanz ein Problem hat, der hatte es schon vorher. Die jetzige Phase ist eine riesige Lernchance für eine bessere, zukunftsgerichtete Führung. Denn wenn Menschen remote arbeiten, kann man nicht mehr über engmaschige Kontrolle sowie ständiges Mikromanagement führen.

Klare Zielvereinbarungen schaffen Mitarbeiterengagement

Wer glaubt, nur weil jemand im Nachbarbüro sitzt, würde man mitbekommen, was der oder die tut – das war schon immer eine Illusion. Worum es geht, ist, mit jedem einzelnen Mitarbeiter und als Team klare Ziele zu vereinbaren, und zwar nicht nur große langfristige, sondern durchaus auch kleinmaschige Ziele und Vorhaben, sodass jeder volle Transparenz hat: Was ist am wichtigsten? Was ist meine Aufgabe in dieser Woche? Woran arbeiten wir in diesem Monat? Mit dem Ziel und dem Ergebnis, dass eine positive Zuversicht und eine Klarheit besteht und Menschen motiviert ihren Teil beitragen können, ohne permanent überlastet zu sein oder sich Sorgen zu machen, dass das nicht zu schaffen ist oder einfach desorientiert zu sein. All das kostet unglaublich viel Energie und Zeit.

Ein zweiter Aspekt ist das Klären der Erwartungen. Gerade wenn man die Art des Arbeitens wechselt und viele ins Homeoffice gehen, dann ist es wichtig, klarzumachen: Was erwarten wir denn von dir und was erwartest du von mir als Führungskraft? Das beginnt bei den Zeiten. Am Anfang der Corona-Phase, als man noch Kinderbetreuung organisieren musste, dann reichet es vielleicht aus, die Dinge am Laufen zu halten und ein paar Stunden weniger wirklich produktiv zu arbeiten. Dann ist es wichtig, Mitarbeiter zu entlasten, dass sie nicht mit einem zu großen Druck ans Arbeiten gehen und dem gar nicht gewachsen sein können.

Effiziente Routine im Homeoffice

Hat sich dann alles eingespielt, ist die Arbeit im Homeoffice erfahrungsgemäß mindestens so produktiv wie die im Büro. Dahin zu kommen und dafür auch kluge Verabredungen zu treffen, ist aber eine Führungsaufgabe, für die Sie sich eine gewisse Zeit geben sollten. Wenn Mitarbeiter ihre Arbeitszeiten etwas strecken, tagsüber längere Unterbrechungen für private Anforderungen machen und dafür abends etwas länger arbeiten wollen und Sie dies gemeinsam absprechen, dann ist das eine Entlastung für alle. Machen Sie klar, welche Erreichbarkeit Sie brauchen, erwarten und wo Sie die nicht brauchen. Machen Sie klar, zu welchen Zeiten Menschen arbeiten sollen oder arbeiten dürfen. Machen Sie darüber hinaus auch klar, dass Mitarbeiter selbst darauf achten, sich nicht zu überfordern und auch ein Ende zu finden. Denn es gibt gar nicht so wenige Mitarbeiter, die im Homeoffice tendenziell mehr arbeiten, als sie es im Büro tun würden, einfach weil sie Dinge fertigmachen wollen. Also schaffen sie Klarheit in den Zielen, in den Aufgaben und in der Art des Zusammenarbeitens, der Erreichbarkeit, der Tools, der Kommunikation. Je mehr Klarheit, desto mehr Ruhe und Sicherheit für alle Beteiligten.

Handwerkszeug zum Führen auf Distanz

Nach diesen grundsätzlichen Dingen lassen Sie uns zum Handwerklichen kommen. Um richtig gut zu führen, wenn Menschen an verschiedenen Orten arbeiten, brauchen wir Nähe und richtig gute Kommunikation. Und das ist die Verantwortung der Führungskräfte. Fangen wir mit einer Voraussetzung an. Wir brauchen eine gute Technik und gute Tools. Das muss nicht bis ins Letzte ausgebufft sein, aber zumindest gute, funktionierende Videokonferenzen, und vielleicht das ein oder andere Tool als Chatprogramm für eine gemeinsame Datenablage. Diese Grundlagen der Mitarbeiterkommunikation sind das kleine Einmaleins und inzwischen sollten diese von jedem Unternehmen implementiert sein. Wenn nicht: Geben Sie diesen Themen Nachdruck. Sie können nicht gut führen, wenn Sie nur Telefonkonferenzen machen und auch sonst Zusammenarbeits-Tools fehlen. In manchen Unternehmen dauert es länger als man denkt, andere sind sehr schnell. Wenn sie da noch Nachholbedarf haben, versehen Sie diesen Bereich mit hoher Priorität. Dann geht es zur Bringschuld.

Stellen Sie gute Kommunikation sicher

Wie stellen Sie sicher, dass Sie eine gute Kommunikation haben und genügend Nähe aufbauen, auch wenn Mitarbeiter remote arbeiten? Der Grundgedanke ist: Versuchen Sie alles das ins Digitale zu übersetzen, was in der analogen Welt auch funktioniert. Das fängt bereits damit an, dass wir morgens, wenn wir zum Arbeitsplatz kommen, die Kollegen begrüßen, vielleicht ein kurzes Meeting haben, um abzustimmen, was heute so ansteht, was Besonderes passiert, wer Unterstützung braucht. Wer das im Büro oder in der Werkstatt macht, der sollte das direkt ins Virtuelle übersetzen. Dann gibt’s eben z.B. jeden Morgen ein kurzes Meeting als virtuelles Online Meeting, bei dem man alle Kollegen sieht, sich kurz austauschen kann, sich Hallo sagen kann. Da dürfen auch ein paar Minuten für ganz informelle Kommunikation genutzt werden, weil das einfach ein Gefühl von Verbundenheit gibt und jeder die Chance hat, Anliegen für den Tag zu formulieren und von den anderen was mitzukriegen. Und sei es einfach zu wissen, wenn ich da alleine zuhause in meinem Zimmer sitze, ich bin eben nicht alleine. Die Kollegen machen an anderen Stellen das Gleiche. In Präsenz würden wir immer wieder 1:1 Gespräche halten. Damit meine ich nicht nur die systematischen Zielvereinbarungen oder Projektbesprechungen, sondern auch persönliche Gespräche. Warum sollten wir das nicht auch über eine Videokonferenz machen? Selbstverständlich ist es wichtig und legitim, dass sie neben den sachlich gebotenen Gesprächen z.B. jeden Tag mit einem Mitarbeiter im Wechsel eine Viertelstunde sich verabreden, einfach zum Austausch. Ein bisschen mitkriegen: Wie geht’s dir? Was gibt’s so Neues? Gibt’s Themen, die dich belasten, die du gerne verändern würdest?

Virtuelle Mitarbeitergespräche müssen nicht perfekt sein

Gibt man der remote Mitarbeiterkommunikation diesen einen Rahmen, schafft man nicht ganz das Gleiche wie durch gute persönliches Mitarbeitergespräche, aber fast. Was man sogar tun kann, ist, den Effekt zu simulieren, den zwei Kollegen haben, die im gleichen Büro jeder für sich arbeiten. Die Idee des virtuellen Coworkings bedeutet nichts anderes als eine Videokonferenz-Verbindung herzustellen, jeder arbeitet an seinen Themen und zwischendurch tauscht man mal kurz einen Satz aus, erzählt sich mal was. So wie zwei Kollegen, die an zwei Schreibtischen im gleichen Büro arbeiten. Warum nicht? Das schafft Verbundenheit und es schafft einen Austausch. Und wenn man am Abend den Tag Revue passieren lässt, war man eben nicht den ganzen Tag alleine. Auch die virtuelle Kaffee- oder Mittagspause ist eine schöne Idee, dass man an einigen Tagen in der Woche oder am Ende der Woche als Feierabend-Bierchen oder einmal die Woche als gemeinsame Mittagspause eine Videokonferenz einrichtet ohne Tagesordnung, sondern einfach gemeinsames Quatschen, erzählen, bisschen Neuigkeiten, Klatsch und Tratsch weitergeben und das Gefühl von Verbundenheit entstehen lassen.

Die Krise als Chance für einen Wettbewerbsvorteil

Alle diese Dinge sind vielleicht noch unüblich, aber Unternehmen, die sich nur oder in wesentlichen Teilen remote organisieren, die machen das schon lange. Und von denen können wir lernen. Die Hürde ist meistens nur im Kopf. Und ein letzter Aspekt hat mit der intensiven Information zu tun – gerade in einer solchen Krisensituation. Machen sie sich immer bewusst: Die Führungskräfte haben in der Regel einen Informationsvorsprung, wissen vielleicht, wie Kunden gerade drauf sind, dass eine Entwicklung in dieser Krise vielleicht doch relativ sicher ist. Mitarbeiter machen sich möglicherweise trotzdem Sorgen, weil sie den kompletten Wissensstand über die wirtschaftliche Lage meistens nicht haben können, weil sie vielleicht von anderen ängstlicheren Menschen im Umfeld gefragt, angesprochen, verunsichert werden.

Also unterschätzen Sie bitte nicht die Notwendigkeit, immer wieder ehrlich, offen zu informieren über den Stand der Dinge, über die Entwicklung. Und je mehr Sie dabei begründete Zuversicht verbreiten können, desto besser. Also verunsichern Sie nicht unnötig, aber geben Sie allen das Gefühl, dass Sie ehrlich und in kurzem Takt informieren. Und schaffen Sie Räume, dass Mitarbeiter einfach auch Fragen stellen können zu der aktuellen Entwicklung. Das schafft wiederum Nähe und gibt Sicherheit, so weit das möglich ist.

Nähe schaffen trotz Führung auf Distanz

Ich höre oft: „Na, das geht nicht richtig mit Videokonferenzen“ oder „So virtuell, das ist ja nicht dasselbe, wie wenn man sich persönlich trifft“. Zugegeben, da ist natürlich was dran und im übernächsten Abschnitt sprechen wir auch über die Live-Treffen und wie man die gut gestaltet und warum die wichtig sind. Aber ich möchte nochmal ein Stück weit näher beleuchten, dass bei guten virtuellen Formaten doch viel mehr Nähe und auch Emotion möglich ist, als viele glauben oder bisher einfach auch erlebt haben. Natürlich ist es so, wenn Menschen sich live begegnen, kriegen wir viel mehr mit als den reinen Inhalt. Alleine wenn Menschen zusammen in einem Raum sind, entsteht im Grunde eine Hormonausschüttung der Verbundenheit. Das berühmte Oxytocin. Wenn man miteinander spricht sieht man Gestik und Mimik. Man reagiert ganz unbewusst auf feinste Signale, was im virtuellen Bereich deutlich schwieriger ist. Es gibt auch den Begriff des sozialen Grummelns oder Grunzens. Wenn Menschen miteinander sprechen, dann gibt’s ganz viele Signale. Ganz viele Signale, die man virtuell wiederum nicht so leicht mitbekommt. Was können Sie jetzt tun? Die Grundbotschaft ist Videokonferenz. Viel besser und viel wichtiger als reine Telefonkonferenzen, weil man eben viel mehr mitbekommt. Gute Technik, gute Mikrofone, gute Beleuchtung, das alles führt dazu, dass man tatsächlich auch in einer gut aufgelösten Bildqualität mit einem guten Ton die feineren Schwingungen mitbekommt. Und als Führungskraft dürfen Sie davon ausgehen, dass wir viel aufmerksamer sein müssen, weil wir viele Signale nicht so deutlich mitbekommen.

Anregungen zur verbesserten remote Mitarbeiterkommunikation

Das bedeutet zum Beispiel wirklich Reaktionen animieren. Wenn Sie eine Teambesprechung haben, fordern Sie jeden Einzelnen zu einer Rückmeldung auf. Beobachten Sie sehr genau, welche Mimik, welche Gestik Sie wahrnehmen. Und wenn Sie das Gefühl haben, da ist jemand nicht voll an Bord, fragen Sie gezielt und direkt nach. Je kleiner die Runde, desto besser geht das natürlich. Es kann aber auch sein, dass Sie sagen, da gibt es einen Eindruck aus einem Teamgespräch, den Sie später nochmal in einem kurzen 1:1 Call verifizieren und hinterfragen wollen. So wie im richtigen Büro. Gehen Sie also den Dingen auf die Spur. Das geht auch online, man muss nur eben etwas aufmerksamer darauf sein. Schaffen Sie in intimen Gesprächen wie in Einzelgesprächen bewusst einen Raum, um über die persönliche Situation, über Emotionen und über Gefühle auch wirklich zu sprechen.

Jetzt kommt was, das klingt vielleicht ein bisschen naiv, aber lächeln Sie. Lachen Sie mehr, als Sie das vielleicht normalerweise tun würden. Warum? Wer so eine Zoom-Konferenz vor sich sieht und in 12 Pokerfaces guckt, die vielleicht dazu nicht in die Kamera, sondern auf ihren Bildschirm nebenan gucken, der kann sich schnell verloren fühlen. So geht übrigens sowohl Führungskräften als auch Mitarbeitern. Sorgen Sie dafür, dass Sie selber deutliche Signale des Lächelns, der Zuversicht, der Zustimmung geben und animieren Sie Ihre Kollegen auch, sich dazu zu äußern und ein Signal zu geben. Es ist völlig legitim, immer wieder mal zwischendurch zu sagen: „Stop, ich sehe jetzt nicht wirklich eine Reaktion. Gib mir mal jeder ein Signal, wie er das gerade findet“.

Feedback schafft Transparenz und Mitarbeitervertrauen

Es ist unerlässlich, dass Sie Reaktionen einfordern. Wichtig ist auch, dass Sie loben und Erfolge bewusst machen, gerade während so einer Veränderung des Arbeitsumfelds. Es kann überdies unheimlich wichtig sein, dass gerade die selbstkritischen Mitarbeiter kein Eindruck von Überforderung mit dieser Situation entsteht. Betonen Sie immer wieder, was Sie gemeinsam in dieser Situation schon geschafft haben. Wenn Sie Gründe haben, zuversichtlich in die Zukunft Ihres Unternehmens und der Arbeitsplätze zu schauen, dann tun Sie das. Sie werden merken, dass sich dies unmittelbar positiv auf das Mitarbeiterengagement sowie die Mitarbeiterzufriedenheit auswirken wird. Zusammenfassend ist die emotionale Nähe und Verbindung, wenn man sich nicht persönlich sieht, sehr viel schwerer herzustellen. Das heißt aber nicht, dass es nicht eine Menge Möglichkeiten gibt, aufmerksam und einfühlsam mit ihren Mitarbeitern in engem Kontakt zu stehen, auch wenn man Abstand halten muss.

Reale Treffen für bessere Führung

Wenn Sie auf die realen Treffen gewartet haben: darüber soll es jetzt. Die braucht man auch, aber man braucht längst nicht so viel davon, wie die meisten glauben. Lassen Sie uns mal auf Firmen schauen, die fast ausschließlich remote geführt werden. Soweit müssen Sie es ja gar nicht treiben, aber von genau diesen Firmen möchten wir lernen. So kenne ich z.B. Online-Trainer-Lizenz. Ein Interview mit dem Geschäftsführer Ben Sattinger gibt es auch als Podcastfolge auf meiner Website. Das ist ein Unternehmen, das komplett ohne Büros auskommt und mit allen Mitarbeitern, die mit wollen, dreimal im Jahr irgendwo in ein fremdes Land fliegt zu einer Arbeitsreise. Dort werden Strategien entwickelt, man erlebt gemeinsam Dinge und lernt sich sehr gut kennen. Darüber hinaus gibt es das ganze Jahr über zwei bis drei Team-Wochenenden in Berlin, bei denen quasi alle Mitarbeiter dabei sind. Andere Firmen organisieren das mit einem festen Tag im Monat. Wie man das auch immer macht, wichtig ist, dass die Qualität dieser persönlichen Begegnungen einen ganz anderen Tiefgang hat als normale Bürotage. Wie sie das organisieren, da ist ihrer Phantasie und ihrer Firmenkultur Tür und Tor geöffnet.

Schaffen Sie zwanglose Mitarbeiternähe

Das kann damit beginnen, dass sie sagen: Wir arbeiten weitgehend remote, aber dann treffen wir uns einmal im Monat einen halben Tag. Ein Mitarbeiter und eine Führungskraft gehen vielleicht irgendwo ausgiebig frühstücken, suchen uns eine schöne Umgebung und besprechen da die wichtigsten Herausforderungen der Arbeit. Das schafft eine andere Nähe, als wenn Sie sich nur im Büro treffen. Vielleicht gehen Sie mit Ihrem Team mal zu einem Hütten-Wochenende und erarbeiten dort die Strategie fürs nächste Jahr. Oder Sie machen etwas komplett Freizeitorientiertes, ohne über die Arbeit zu reden und lernen sich einfach persönlich intensiv kennen. Davon ausgehend, dass das in der praktischen Arbeit unglaublich hilft, wenn man über Hobbys, über Stärken und Vorlieben anderer Menschen, mit denen man viel zu tun hat, mehr weiß.

Kreieren Sie authentische Nähe

Alles was Nähe schafft, ist wertvoll. Wie Sie diese Nähe zu Ihren Mitarbeitern definieren, ist dabei von untergeordneter Bedeutung. Das kann natürlich auch näher am praktischen Arbeiten sein, z.B. ein Kickoff-Meeting, eine Strategie-Klausur, das Überarbeiten von Prozessen und das Suchen nach Verbesserungspotentialen. Das alles kann natürlich sehr gewinnen, wenn man das in einem persönlichen Workshop, einer Klausur oder auch mit mehr Event-Charakter verbundenem Anlass gemeinsam erarbeiten kann. Und es gilt im Übrigen nicht nur in Zeiten, in denen Menschen virtueller zusammenarbeiten und sich seltener sehen, sondern auch wenn man täglich zusammen im Büro ist. Im Moment, unter Corona-Bedingungen, sind all diese Dinge vielleicht nur begrenzt möglich, aber alles, was wir hier in dieser Zeit lernen, dient uns nachher für die Zeit danach. Also es sind gar nicht so viele persönliche Treffen notwendig, wie man gemeinhin glaubt, wenn die richtig gut, richtig intensiv und Erlebnisse sind, an die man gerne zurückdenkt.

Führung auf Distanz – Lernen für die Zukunft der Arbeit

Das Führen auf Distanz, Führen im Homeoffice oder aus dem Homeoffice heraus, das ist tatsächlich eine enorme Herausforderung. Es ist eine ziemliche Umgewöhnung für Führungskräfte wie für Mitarbeiter. Noch dazu muss man bedenken, dass viele sich das ja nicht freiwillig ausgesucht haben, sondern wir sind ja quasi hineingeworfen worden durch Corona. Trotzdem möchte ich Ihnen sagen: Das, was wir jetzt lernen müssen, hat auch sein Gutes, weil wir möglicherweise genau die Fähigkeiten lernen, die wir für das Führen in der Zukunft der Arbeit brauchen werden. Denn das Zurück in den gleichen Zustand wie früher mit ganz hoher Präsenzkultur, das wird es so kaum noch wieder geben. Natürlich wird manch einer wieder gerne komplett im Büro arbeiten, aber ganz viele Menschen wünschen sich so eine Halbe-Halbe zwischen mobilem Arbeiten und Präsenz im Unternehmen.

Remote Mitarbeiterführung ist zukünftig Alltag

Das bedeutet, dass die Notwendigkeit, auch auf Abstand führen zu können, zwingend vorhanden ist. Und das bleibt uns einfach auch erhalten. Wir können vieles lernen, was wir auch später brauchen. Worauf kommt es an? Nochmal zusammengefasst: Das Wichtigste sind Vertrauen und Klarheit. Vertrauen in die Eigenverantwortung des jeweiligen Mitarbeiters, des Menschen, und Klarheit über die ganz konkreten Ziele auf der einen Seite und die Erwartungen aneinander auf der anderen Seite. Erwartungen, angefangen von Arbeitszeit bis dahin, welche Tools man zur Kommunikation verwendet ? Wo wünsche ich mir Feedback? Die Wichtigkeit von Klarheit gilt sowohl im 1:1 Verhältnis Mitarbeiter:Führungskraft, als auch innerhalb eines Teams. Wenn Sie es dann noch schaffen, richtig gut zu informieren und begründete Zuversicht zu geben, dann leisten Sie einen wertvollen Beitrag nicht nur für die Produktivität, sondern auch für die mentale Gesundheit Ihrer Mitarbeiter. Geben Sie Raum, die Erfolge die man gemeinsam in dieser Form geschafft hat, bewusst zu machen, denn auch daraus entsteht ein Selbstbewusstsein im Team.

Tragen Sie als Führungskraft die Verantwortung für die Remote-Office-Kultur

Als Führungskraft dürfen und müssen Sie ein Stück weit technische Kompetenz und Experimentierfreude im Umgang mit den notwendigen Tools entwickeln. Ich möchte es mal so sagen: Ich wünsche mir, dass jede Führungskraft genauso selbstverständlich mit Videokonferenz, Chat und Projektmanagement-Tools arbeitet, wie man das mit seinem Firmenwagen macht, den man dazu benutzt, zum Termin beim Kunden oder woanders anzukommen. Das ist vielleicht eine etwas gewagte These, weil den meisten Leuten der Firmenwagen vielleicht mehr Spaß macht, aber genau darum geht es: dass die Hürde zum Einsetzen der Technik so klein wird, dass sie sogar Spaß daran gewinnen. Das ist noch ein Grund mehr, das jetzt zu lernen, weil jetzt müssen es alle gleichzeitig machen, alle sind darin vereint, dass das eine oder andere noch nicht so richtig funktioniert und niemand muss perfekt sein. Das ist überhaupt, eine wichtige Botschaft. Nichts muss perfekt sein. Egal wo Sie stehen im virtuellen Führen und Zusammenarbeiten mit Ihren Teams. Vielleicht nutzen Sie diese Podcastfolge als Auslöser, sich mal mit Ihrem Team virtuell oder real zusammenzusetzen – wir unterstützen Sie dabei auch gerne – um mal zu reflektieren: Was ist uns denn gut gelungen? Wo gibt es noch Probleme?

Das Homeoffice als Chance

Wie gesagt, nichts muss perfekt sein. Wichtiger ist, dass Sie diese Zusammenarbeit permanent weiterentwickeln. Warten Sie nicht darauf, bis die Krise rum ist, sondern nutzen Sie diese, krempeln Sie die Ärmel sozusagen hoch und entwickeln Sie die Kompetenz und die Freude am Führen auf Distanz. Es wird Ihnen später auf lange Sicht in großem Maße nutzen für alle möglichen Formen des mobilen und digitalen Arbeitens. Eben solche Arbeiten die erst dann richtig viel Spaß machen werden, wenn wir nicht mehr auf Homeoffice oder Büro mit Abstand festgenagelt sind. Sondern dann, wenn die Freiheit beginnt, dort arbeiten zu können, wo es mir gerade sinnvoll erscheint, wenn es von der Führung und Zusammenarbeit her passt.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen frohes Lernen, Freude am Experimentieren, guten Austausch mit Ihrem Team und viel Erfolg beim Führen auf Distanz.