Workation und Metaverse?

Der Inhalt interessiert mich brennend – und ich wollte diesen einen Aspekt noch für mein Workation-Buch recherchieren. Welche Veränderungen wird das Metaverse auf die Art wie wir arbeiten haben – und wie wirkt sich das auf Workation aus?

Mit der Fragestellung war ich auf der Messe vermutlich ziemlich exotisch unterwegs.

Schnurstracks zog ich los zum Stand eines Anbieters von unternehmenseigenen Metaverse-Lösungen. Die Firma  TriCAD kannte ich schon von einer Demo, an der ich zu Beginn der Pandemie mal teilgenommen hatte. Man stakste da als Avatar durch ein virtuelles Schulungszentrum. Das fand ich zwar noch etwas spooky, aber mega-spannend.

Besser konnte ich es jetzt bei der Messe nicht treffen, war doch direkt einer der visionären Köpfe des Unternehmens am Stand – Geschäftsführer Markus Herkersdorf. Wir haben uns wohl fast eine Stunde unterhalten – das wäre direkt eine ergiebige Podcastfolge geworden. Die holen wir nach. Versprochen.

Worum geht´s? Ganz vereinfacht, treffen wir uns bald mit unseren Avataren in einer virtuellen Welt und interagieren dort miteinander. Wenn Sie sich fragen, warum Ihre Kids stundenlang nicht mehr aus ihren Videogames auftauchen – das ist der Effekt der Immersivität. Man taucht so sehr in das Erleben ein, dass alles um einen herum in den Hintergrund tritt.

Eintauchen statt draufschauen

Die heutigen Methoden von Videokonferenzen und Online-Workshops sind nicht das Ende der Entwicklung. Vermutlich werden wir bald müde lächeln, wenn wir an die heutigen zweidimensionalen Kacheln auf Bildschirmen denken.

Bald wird es normal sein, dass wir mit unseren Avataren in virtuellen dreidimensionalen Welten unterwegs sind.

In Videospielen wie Fortnite ist das längst normal. Man wählt seinen Avatar, stattet sein virtuelles Ich mit attraktiven Items zum Kampf, schmucken virtuellen Klamotten oder der Fähigkeit für coole Tanzbewegungen aus und zieht in das gemeinsame Spiel.

Mit den Mitspielern ist man im permanenten Dialog. Der große Unterschied zur zweidimensionalen Videokonferenz liegt im Eintauchen in die virtuelle Welt:

Man schaut nicht auf das Geschehen, man ist mittendrin.

Das funktioniert schon ohne besondere Hilfsmittel am PC erstaunlich gut. Nutzt man dann noch VR-Brillen, ist der Eindruck so intensiv, dass Menschen sich daran erst mal gewöhnen müssen.

Was für die Gamer so selbstverständlich erscheint, ist im Business noch kaum angekommen. Das Potenzial ist aber riesig. Konferenzen mit Teilnehmenden aus aller Welt, Produktpräsentationen, Maschineneinweisungen – alles kann in einer virtuellen Welt stattfinden und fühlt sich verblüffend echt an.

Dadurch werden noch viel mehr Jobs virtuell möglich als bisher.

Der heutige Blick aufs Metaverse umfasst definitiv nur einen kleinen Ausschnitt des Themas. Ich plane Interviews mit Experten zu verschiedenen Aspekten des Themas. In diesen Impulsen geht es um eine heute schon verfügbare Anwendung: das Corporate Metaverse. Eine virtuelle Umgebung, die spezifisch für Ihr Unternehmen erstellt werden kann und in der man dann zusammen arbeitet.

Metaverse-Umgebungen verändern Zusammenarbeit

Meetings, Workshops und Zusammenarbeit werden sich in noch nicht absehbaren Anteilen in virtuelle Räume verlagern.

Unternehmen können ihre Firmengebäude virtuell nachbauen und im unternehmenseigenen Metaverse unendlich erweitern.

Wir werden dann vermutlich mit Kollegen aus verschiedenen Teilen der Welt in einem gemeinsamen virtuellen Raum sitzen wie in einem Teambüro – das wird sich auch so anfühlen, inklusive Smalltalk.

Man kann um die gemeinsam geplante Anlage herumlaufen, sich unterhalten und dann gemeinsam zur Kaffeemaschine gehen.

Wenn Sie sich das nicht vorstellen können, schauen Sie einfach mal jugendlichen Fortnite-Spielern über die Schulter und transferieren Sie das Geschehen in den geschäftlichen Kontext. Das gibt es alles schon und ich habe große Lust, das bei einer der nächsten Online-Meetings mal auszuprobieren.

Wirtschaftlich sinnvolle Anwendungen gibt es heute längst, auch wenn vielerorts die Bedenken noch überwiegen. Wo früher Manager und Technikexperten um die Welt reisen mussten, können Produktschulungen, Vertriebsmeetings und Maschineneinweisungen komplett virtuell erfolgen.

Hat man von einer technischen Anlage einen digitalen Zwilling erstellt, der in die Metaverse-Anwendung integriert ist, kann man sogar die Maschine im virtuellen Raum steuern und die Befehle werden in Echtzeit auf die reale Anlage übertragen.

Telemedizin und Fernsteuerung vieler Funktionen sind schon möglich und werden mehr Jobs und Funktionen remotefähig machen, als viele sich heute vorstellen können.

 

Metaverse und Workation

Was das mit Workation zu tun hat? Mindestens zwei Entwicklungen erscheinen mir relevant:

Wir werden noch viel mehr Zeit in virtuellen Umgebungen arbeiten als heute. Das ermöglicht noch stärker das Arbeiten von überall. Die Anforderungen an die Bandbreite sind übrigens nicht größer als für herkömmliche Videokonferenzen auch.

Mehr Metaverse macht also mindestens so viel Remote Work
möglich wie heute – und damit auch Workation.

Markus Herkersdorf zeigt mir am Demo-PC (s. oben im Bild) schon verfügbare firmenspezifische Metaverse-Lösungen. Der Clou ist, dass man in kürzester Zeit beliebige Settings bauen kann.

Naheliegend: man baut seine Firmengebäude nach und alle fühlen sich, als ob sie im Foyer des Firmengebäudes oder in der Sitzecke an der Kaffeemaschine wären. Die vermutliche Folge: Ist das gut gemacht, werden Menschen ein hohes Maß an Identifikation mit dem echten und virtuellen Firmengebäude entwickeln – egal, von wo aus sie arbeiten.

Der zweite Aspekt: Selbstverständlich kann man sich einen Besprechungsraum am Meer entwerfen und den in die Büroräumlichkeiten mit ein paar Klicks integrieren. Meeresrauschen und kreischende Möwen inklusive.

Ich glaube nicht, dass man dann nur noch virtuell ans Meer oder in die Berge fahren wird. Was ich mir aber gut vorstellen kann, ist, dass Firmen ihre tollen Orte des Workation-Arbeitens virtuell in die Firmen-Metaverse-Architektur integrieren.

Dann findet die eine oder andere Besprechung eben in der
Villa in Marrakesch oder der Almhütte in den Alpen virtuell statt.

Wenn die zwar virtuell ist, aber auf eine reale Erfahrung und Erinnerung aufbaut – das dürfte enorme emotionale Kraft entfalten.

Ich kann mir schon sehr gut vorstellen, welche Wirkung das erzielen wird, wenn man ein paar Mal im Jahr in der Firmen-Finca arbeiten kann und im Rest des Jahres genau dieses Ambiente in der virtuellen Welt nutzen kann. Egal, ob man im Büro sitzt, im Homeoffice oder gerade selbst irgendwo anders auf der Welt unterwegs ist.

Erinnerungen und Identifikation werden erstaunlich stark sein. Bis das normal wird, dürfte es dennoch noch ein Weilchen dauern.