Podcastfolge #35
„Work-Life-Balance“ – wie ein blödsinniger Begriff den Blick auf das Wesentliche verstellt
Alle reden von Work-Life-Balance – doch der Begriff ist irreführend und veraltet. In diesem Beitrag zeige ich, warum die Trennung von „Work“ und „Life“ in die Irre führt und wie Rhythmus, Fokus und Integration echte Alternativen bieten – für mehr Lebensqualität und höhere Produktivität.
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Weitere InformationenThemen:
- Work-Life-Balance – warum der Begriff schon doof ist.
- Wie das unausgesprochene Konzept hinter dem Begriff überholte Haltungen am Leben hält.
- Es geht um Rhythmus, nicht um Balance – warum erst die Abwechslung das Leben interessant macht.
- Warum der Wechsel zwischen Fokus und Entspannung wirklich entscheidend ist.
- Radikal gedacht – so entstehen viel weitergehende Optionen für Menschen und Unternehmen.
- Wo gute Arbeitgeber anders denken und neue Möglichkeiten schaffen – für mehr Lebensqualität und höhere Produktivität.
Die Podcastfolge zum lesen:
Work-Life-Balance – Definition & warum der Begriff problematisch ist
Work-Life-Balance bezeichnet das angestrebte Gleichgewicht zwischen Berufs- und Privatleben. Gemeint ist, berufliche Anforderungen so zu gestalten, dass genügend Raum für Gesundheit, Familie, Erholung und persönliche Interessen bleibt.
Typische Ziele sind:
- Belastungen ausgleichen (Arbeitszeit, Erreichbarkeit, Pendeln)
- Wohlbefinden sichern (mentale & körperliche Gesundheit)
- Beziehungen & Interessen pflegen (Familie, Freunde, Hobbys)
- Leistungsfähigkeit erhalten (Fokus, Energie, Regeneration)
Kurz gesagt: Work-Life-Balance will Arbeit und Leben in ein dauerhaftes Gleichgewicht bringen.
Das inflationäre Konzept der „Work-Life-Balance“
Doch genau hier liegt das Problem: Der Begriff wird inflationär genutzt – in Stellenanzeigen, Ratgebern und Unternehmensbroschüren – und ist aus mehreren Gründen blödsinnig.
- Er trennt Arbeit künstlich vom Leben, obwohl Arbeit ein integraler Teil des Lebens ist.
- Er setzt Balance mit Gleichmäßigkeit gleich, obwohl es in Wirklichkeit um Rhythmus und Abwechslung geht.
- Er transportiert überholte Vorstellungen, nach denen Arbeit immer „Last“ und Privates immer „Erholung“ sei.
Ziel dieses Beitrags: den Begriff kritisch zu hinterfragen und bessere Alternativen aufzuzeigen – mit praxisnahen Ideen, wie Unternehmen, Führungskräfte und Mitarbeitende davon profitieren können.
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Arbeit ist Teil des Lebens – nicht das Gegenteil
Wenn ich jetzt von Blödsinn rede, ist das ein hartes Urteil, aber haben Sie schon mal drüber nachgedacht, ob Sie eine gute Geldschein-Geld-Balance haben oder eine Bäume-Wald-Balance? Das ist totaler Blödsinn, aber eine Work-Life-Balance findet gleichzeitig jeder normal. So als ob Arbeit kein Teil des Lebens wäre. Also in dieser Verkürzung ist es rein von der Begrifflichkeit her völliger Unsinn. Arbeit ist ein wesentlicher Teil des Lebens, ein integraler Bestandteil und es kann doch nicht darum gehen, die Arbeit vom Rest des Lebens abzugrenzen.
Wollen wir über diesen offensichtlichen Tatbestand jetzt trotzdem mal großzügig hinwegschauen. Gehen wir mal davon aus, dass irgendwie gemeint ist, das Arbeitsleben vom Privatleben zu unterscheiden, dann ist das immer noch Blödsinn, weil dahinter eigentlich sogar eine gefährliche alte Haltung steckt. Implizit steckt da immer drin: Das Arbeitsleben ist das Anstrengende, ist das, was dazu neigt, ein Übergewicht zu bekommen und der Rest des Lebens ist irgendwie das Wichtige, das persönlich Gesunde, Entspannende.
Denken Sie mal an junge Eltern, die kleine Kinder haben und gerade ein Haus gebaut haben, die gleichzeitig im Beruf auch stark gefordert sind. Es bleibt offen, ob das, was nach Feierabend kommt, wirklich entspannender als der Arbeitsalltag ist. Sie sehen schon, diese klassische Abgrenzung sollte man infrage stellen.
„Nimmt die Arbeit zu viel Raum ein?“
Wenn jetzt Work-Life-Balance gut sein soll, heißt dann z.B. eine tolle Arbeit und tolles Privatleben. Das ist dann eine gute Work-Life-Balance. Das ist ja logisch. Aber miese Arbeit, tolles Privatleben oder tolle Arbeit, mieses Privatleben? Das ist dann eine unausgeglichene Work-Life-Balance. Das würde ja dann bedeuten mieser Job, mieses Privatleben ist wieder eine gute Work-Life-Balance. So kann es ja irgendwie auch nicht gemeint sein.
Gefährlicher finde ich eigentlich das oft unausgesprochene Bild, was hinter diesem Konzept von Work-Life-Balance steckt. Da ist – oft unausgesprochen – der Arbeitsbereich der, der dazu neigt, zu viel Raum einzunehmen, während der private Teil vielleicht zu kurz kommt. Dann würde man von einer schlechten Work-Life-Balance sprechen. Das heißt explizit: Die Arbeit ist das Schlechte. Der Arbeitgeber will zu viel von mir haben und ich muss möglichst viel von dem, was mir privat wichtig ist, aus der Arbeit rausziehen, möglichst viel Energie rausziehen. Oder andersherum: Ich trete in der Arbeit an, tue das, was dort zu tun ist und versuche mich dem so weit wie es geht, zu entziehen, um selbst in einer guten Balance zu sein. Das ist doch irgendwie ein krankhaftes Verständnis.
Das ist verständlich, wenn die Arbeit schlecht und der Arbeitgeber ausbeuterisch ist. Das ist aber überhaupt nicht verständlich in einem Arbeitsumfeld von Arbeiten und Zusammenarbeiten auf Augenhöhe mit einer Aufgabe, die einem Freude macht, die zu den eigenen Lebenszielen passt. Auch diese Abgrenzung halte ich für gefährlich, weil wir unbewusst ein altes, überholtes Bild und eine Haltung von Arbeit und dem Verhältnis von Arbeitgeber und Arbeitnehmer einfach weiter in die Zukunft transportieren und nicht mehr in Frage stellen.
Das Problem mit „Balance“: Gleichmäßigkeit vs. Lebendigkeit
Genauso wenig stellen wir dabei in Frage, dass dieser Bereich der Arbeit möglichst kompakt zeitlich verstanden wird, also an einem Tag von 9 bis 17 Uhr plus minus von Montag bis Freitag. Die Abende, die Wochenenden, die anderen Zeiten sind einfach außen vor und diese schützt man für sich privat. Das wird auch durch entsprechende Gesetze, Spielregeln, Betriebsvereinbarungen unterstützt und ist ziemlicher common sense. Klug ist es deshalb jedoch noch lange nicht.
Ein dritter Aspekt, in dem dieser Begriff der Work-Life-Balance fragwürdig ist und ein falsches Bild impliziert, ist der Begriff der Balance. Natürlich ist eine Lebens-Balance etwas ganz Wichtiges. Verstanden wird es aber häufig als eine Gleichmäßigkeit. Und das ist das Gegenteil von lebendig, interessant und entwickelnd. Eine Gleichmäßigkeit kann ganz entspannend sein, na klar. Und es gibt Menschen, die brauchen ein bisschen mehr Abwechslung und andere ein bisschen weniger. Hingegen kann eine Ausgeglichenheit im Sinne von Gleichmäßigkeit kann auch extrem langweilig und unterfordernd sein.
Work-Life-Balance braucht Rhythmus
Work-Life-Balance braucht Rhythmus
Menschliches Leben ist Rhythmus. Das braucht Phasen der Anspannung und der Entspannung und eine Balance, die zu wenige Ausschläge hat, ist, wie wenn Sie einen Herzschlag anschauen. Wenn da keine Ausschläge mehr sind, ist das Leben vorbei. Zusammengefasst ist da natürlich vordergründig dieser unsinnige Widerspruch zwischen Work und Life, der logisch gar nicht funktioniert. Es ist aber auch diese strikte und feste Abgrenzung zwischen Arbeiten und Privatleben, gebündelt in einem festen Zeitblock in der Mitte der Woche für die Arbeitszeit. Und es ist dieses aus meiner Sicht falsche Verständnis von Gleichmäßigkeit im Sinne von Balance, das überhaupt nicht dem entspricht, wie Menschen lebendig und entwickelnd Leben empfinden und auch Glück und Erfüllung erleben.
Integration statt Trennung: Lebensbereiche klug verschränken
Und deswegen lassen Sie uns mal hinschauen: Wie könnte man bessere Unterscheidungen treffen, die dann auch ganz neue Möglichkeiten für die Gestaltung des eigenen Lebens inklusive des Arbeitslebens eröffnen?
Fragen Sie nicht: Wie trenne ich Arbeit und Leben? Fragen Sie: Wie ergänzen sich meine Lebensbereiche?
Eine erste, aus meiner Sicht bessere Unterscheidung ist der Ansatz, die Lebensbereiche zu integrieren, statt sie abzugrenzen, sich also zu fragen: Wie können sich die verschiedenen Spielfelder meines Lebens gut ergänzen? Wie kann ich mein privates Leben so organisieren, dass meine Arbeitsproduktivität dadurch steigt? Und wie kann das, was, wie und wann ich arbeite, wiederum mein Privatleben unterstützen?
Das kann man betrachten z.B. von dem Ort des Arbeitens aus. Viele Menschen haben in den letzten Monaten erlebt, wie angenehm das sein kann, viel Zeit im Homeoffice zu verbringen. Auch wenn wir es jetzt vielleicht unfreiwillig getan haben. Aber sich Zeiten des Pendelns zwischen Büro und Zuhause einfach zu sparen, dadurch gewinnt man unglaublich viel Lebensqualität. Wenn Menschen auch bei ihren Eltern, in einem anderen Land oder irgendwo am Meer oder in den Bergen mal eine Woche arbeiten können und können bei voller Berufstätigkeit dann abends einem Hobby nachgehen, was sie sonst gar nicht machen könnten oder Freunde besuchen, dann ist es eine kluge Integration und es hat keiner einen Nachteil.
Wenn Unternehmen ermöglichen, dass jemand einen Hund mit ins Büro bringen kann, dann ist das private Ziel des Hundehaltens und die längere Anwesenheit im Büro gar kein Widerspruch. Wenn man Arbeitszeiten so entzerrt, dass man eine viel bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf erreicht, sich mittags drei Stunden um Familie und Kinder und Haus kümmert und dann abends nochmal eine Weile arbeitet, dann erlaubt das eine ganz andere Integration und alle profitieren.
Beispiele gelungener Integration
Wenn Unternehmen und Mitarbeiter darüber nachdenken, wie vielleicht der eine, der sehr gerne reist, Teile seiner Tätigkeit an Außenstellen bei Kunden verbringen kann und wie jemand anderes, der gerne eher zurückgezogen und dafür vielleicht mit ganz anderen Hobbymöglichkeiten auf dem Land lebt, große Teile seiner Tätigkeit von dort verrichten kann, dann ist es ein Win-Win für alle Beteiligten. Also zu überlegen, wie können die verschiedenen Lebensbereiche sich gegenseitig befruchten? Wie kann ich auf der einen Seite hochproduktiv sein und meine Lebensqualität steigern – für das private Leben und umgekehrt?
- Orte: Homeoffice spart Pendelzeit; temporär am Meer/Berg/bei Eltern arbeiten – Qualität gewinnt, Produktivität auch.
- Zeit: Mittags 3 Stunden Familie/Organisatorisches, abends konzentriert arbeiten.
- Rahmen: Hund im Büro → Privatmotiv & Präsenz versöhnen.
- Individuell: Reiseaffin beim Kunden vor Ort; Landmensch remote – Win-Win.
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Balance richtig verstehen
Die zweite Unterscheidung, die ich mitgeben möchte, ist die Balance. Und zwar jetzt nicht im Sinne von Gleichmäßigkeit, sondern durchaus mit großen Ausschlägen, aber trotzdem einer gesunden Balance, und zwar zwischen Fokus und Entspannung, zwischen konzentriertem Arbeiten und richtigem Loslassen und Inspiration. Das sind im Grunde die Energien, die sich total unterscheiden. Und es hat gar nichts mit Arbeiten oder privat zu tun.
Fokus und Entspannung in Balance
Nehmen Sie dieses Beispiel: In der Arbeit kann sehr viel Fokus und Konzentration vonnöten sein. Da gibt es aber auch Entspannungsphasen. Auch im Privatleben gibt es natürlich Phasen der hohen Anspannung. Ob sie sich gerade sehr konzentriert um die Kindererziehung kümmern, ob sie sehr konzentriert privaten Hobbys nachgehen oder Konflikte im Freundeskreis lösen. Es gibt ganz viele Dinge, bei denen sie genauso gefordert sind wie im Beruflichen. Die entscheidende Größe ist also nicht Beruf oder Privatleben, sondern die ist Fokus oder Entspannung.
Wir Menschen brauchen dabei eben genau nicht die Gleichmäßigkeit. Wenn Sie so zurückdenken, welche Phasen im Leben Sie als besonders erfüllend erlebt haben, auf die wir besonders stolz sind, dann sind das häufig Phasen, die eigentlich wahnsinnig anstrengend waren. Dann sind es Phasen, wo wir unglaublich viel geleistet haben, wo wir vielleicht auch über uns hinausgewachsen sind und dann am Ende einen tollen Erfolg gefeiert haben. Im Nachhinein ist man durch solch extrem anstrengende Phasen gereift, gewachsen und glücklicher geworden.
Genauso können Phasen, an die wir uns sehr erinnern, richtig gute Entspannungsphasen, Inspirationsphasen gewesen sein. Reisen, ein langes Wochenende, eine gemeinsame Wanderung mit Freunden, was auch immer.
Balance zwischen Fokus und Entspannung
Also die Botschaft: Ich brauche Phasen der konzentrierten, fokussierten Anspannung und ich brauche Phasen des echten Loslassens und der Entspannung. Und das gilt auf allen Spielfeldern. Das Entscheidende ist der Wechsel. Das Entscheidende ist dieser Rhythmus und die Balance zwischen diesen beiden Dingen.
Wer nur in der Anspannung bleibt, für den gilt der Spruch: Der stets gespannte Bogen bricht. Das führt dann irgendwann zum Burnout oder in jedem Fall zu ungesunden Situationen. Erst durch die richtige Entspannung kann ich wieder inspiriert und mit Freude konzentriert arbeiten. Wer nur entspannt und sich gar nicht mehr richtig fordert, kommt automatisch auch irgendwie in so einer Mittelmäßigkeit an und resigniert und es fällt das Leuchten in den Augen. Beide Extreme sind also ungesund. Ein guter Ausgleich, ein guter Wechsel in einem guten Rhythmus bringt eine gesunde, leistungsfähige Balance.
Erfüllende Phasen sind oft anstrengend (Wachstum, Erfolg). Ebenso prägen gute Entspannungs- und Inspirationsphasen unser Wohlbefinden. Beides braucht es – und den Wechsel dazwischen. Daueranspannung führt zu Burnout; Dauerentspannung zu Mittelmäßigkeit.
Den eigenen Lebensrhythmus gestalten statt Balance erzwingen
Die dritte Dimension und Unterscheidung ist der Rhythmus. Ich appelliere hier zu sehr viel mehr Flexibilität. Der Wechsel zwischen Anspannung und Entspannung, die Betonung bestimmter Spielfelder, ist nicht immer gleich. Das sollte man unbedingt berücksichtigen. Welcher Rhythmus passt zu mir und meiner Lebenssituation, zu meinem Unternehmen und der aktuellen Arbeitssituation?
Ein solcher Rhythmus kann und sollte sich auch unterscheiden. Das kann ein Rhythmus sein, der, wenn man die große Spanne nimmt, durch ein Leben, durch ein Berufsleben geht. So kann es Phasen geben, in denen Menschen sagen, dass sie sich sehr stark um ihre Kinder kümmern möchten und dann nur 20, 25 Stunden arbeiten wollen.
Gleichermaßen kann das eine Phase sein, in der man bestimmte Karriereschritte nicht macht und dafür vorerst seinen Fokus auf ein anderes Spielfeld, nämlich die eigenen Kinder legt. Nun kann man dann zwei, drei Jahre später genau das Gegenteil wollen und dann mit 40, 50 Stunden vollem Engagement in dem beruflichen Bereich Gas zu geben und ganz anders zu arbeiten. Rhythmus kann auch bedeuten, dass es eine Lebensphase gibt, in der man sagt: Jetzt möchte ich viel reisen und viel erleben und eine andere Lebensphase, in der man gerne viel mehr zuhause sein möchte, weil man einfach bequemer und ruhiger geworden ist oder weil man Angehörige pflegen oder betreuen möchte. Das kann völlig unterschiedliche Gründe haben und jeder davon ist zulässig.
Flexibler Lebensrhythmus statt Work-Life-Balance
Ein solcher Rhythmus kann zudem auch über das Jahr verteilt sehr flexibel gehandhabt werden. Dieser Rhythmus kann natürlich auch in der Zeitspanne von einer Arbeitswoche aber auch der gesamten Woche sehr viel zum Wohlbefinden des Menschen beitragen. Eine Woche hat sowieso einen so impliziten guten, gesunden Rhythmus. Der Montag hat eine andere Qualität als der Freitag. Am Anfang der Woche kann man Dinge organisieren, klären, abstimmen. Aber Dinge, die strategischer sind, über die man ein bisschen mehr in Ruhe nachdenkt, die passen eher an ein Ende der Woche. So gibt es Menschen, die gerne nochmal einen Tag am Ende der Woche zum Reflektieren, zum Lernen haben. Es kann diesem inneren Rhythmus einzelner Menschen sowie ganzer Teams sehr entgegenkommen, einen bestimmten Charakter des Arbeitens auf einen bestimmten Wochentag zu legen.
Genauso ist es möglich, dass wieder andere sagen: Ich komme montags zwei Stunden später, bleibe dann dafür länger und die Arbeitszeiten sind durch die Woche verteilt, nicht ganz gleichmäßig. Also darüber mal nachzudenken, welcher Rhythmus im Kleinen – Tag, Woche, Monat – kommt mir persönlich entgegen und wie lässt es sich mit den Anforderungen des Unternehmens und meiner Kollegen so verbinden, dass letztlich für alle ein guter Rhythmus entsteht? Das ist eine absolut lohnende Frage.
New-Work-Realität: Arbeit um das Leben herum organisieren
Wenn man jetzt nochmal radikaler auf diese ganze Situation schaut, dass sich die Arbeitswelt und die Form, wie wir in Zukunft arbeiten, gerade grundlegend verändert und diese Entwicklung gerade erst anfängt. Unter diesem Gesichtspunkt lassen Sie uns nochmal ein bisschen grundsätzlicher darauf schauen.
Das überholte Verständnis von Work-Life-Balance
Ich habe ja eingangs dieses alte Bild formuliert: da gibt es eine anstrengende, abhängige Arbeit und ein erholsames, persönlich wichtiges Privatleben. Das kommt aus einer alten, sagen wir mal Ausbeuter-Mentalität zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer. Und wenn Unternehmen und Chefs heute solche Haltungen haben, dann funktioniert das Bild, welches ich hier beschreibe, natürlich auch nicht. Da braucht es ein Miteinander auf Augenhöhe und ein gemeinsames Schauen: Wie kann das, was jemand in seinem Leben leben will, mit dem, was ein Unternehmen braucht, so zusammengehen, dass beide profitieren?
Wenn man aber sieht, welche Möglichkeiten des Arbeitens in vielen Branchen entstehen, dann könnte man einen ganz anderen Grundgedanken haben, als das bisher immer üblich war. Üblich war nämlich: Da ist eine Firma, die hat eine Arbeitsstelle, jemand bewirbt sich und kriegt die Stelle. Nun zieht er/sie dorthin, richtet sein persönliches Leben um diesen Arbeitsplatz herum aus und guckt, wie möglichst viel an persönlicher Zeit übrig bleibt, um an den Abenden und Wochenenden das dann auch noch mit Leben zu füllen.
Wie ich mir Work-Life-Balance vorstelle
Das neue Bild wird ein ganz anderes sein, wenn Menschen zunehmend dort arbeiten können, wo sie leben wollen. Wenn Menschen, gerade die gut Ausgebildeten, sich ihre Jobs immer mehr aussuchen können, dann werden auch immer mehr Menschen den Spieß einfach umdrehen und sich zuerst fragen: Wie will ich eigentlich leben? Wie viel will ich denn arbeiten? Wo will ich leben und arbeiten? Und was habe ich sonst noch so für Randbedingungen, die ich einfach setze? Und dann suche ich einen Arbeitgeber und eine Arbeit, die mir das ermöglicht.
Das klingt vielleicht für viele Ohren noch weit weg und es ist auch für viele Arbeitnehmer nicht so einfach umzusetzen. Ich kenne aber viele, vor allem dann Selbstständige, auch Unternehmer, die sehr stark von diesem Gedanken geprägt sind, sich ein Lifestyle-Business aufzubauen. Also selbst erst zu überlegen, wie man leben möchte und wie man das mit seiner Arbeit so kombinieren kann, dass beides super zusammenpasst.
Und je selbstbewusster Mitarbeiter werden, desto mehr Menschen werden genau diesen Weg andersherum denken und die entsprechenden Anforderungen formulieren und Fragen stellen. Arbeitgeber sind gut beraten, sich damit anzufreunden und zu überlegen: Wie kann man denn diesen Bedürfnissen gerecht werden?
Was die neue Sicht auf Arbeit für Mitarbeitende und Führung bedeutet
Wenn Sie also soweit mit mir gehen, dass wir sagen: Vergessen wir Work-Life-Balance, wie das bisher verwendet wird. Denken wir eher darüber nach, wie man verschiedene Lebensbereiche integrieren und so kombinieren kann, dass sie sich gegenseitig unterstützen und befruchten. Schauen wir auf eine Balance zwischen Fokus und Entspannung in allen Lebensbereichen. Das hält gesund, lebendig und macht uns zufrieden. Außerdem sollten wir einen Rhythmus sowohl im Kleinen, im Tag, in der Woche, wie auch auf Jahresfrist oder Lebensphasen-Frist bezogen, entwickeln. Dann entsteht eine ganz hohe Qualität, ein riesiges Potenzial, das eigene Leben, inklusive des Arbeitslebens, besser, nützlicher und erfüllender zu gestalten. Und das nicht zum Nachteil des Unternehmens, sondern im Gegenteil auch zum Vorteil des Unternehmens, weil auch meine Produktivität und Loyalität zu einem Unternehmen steigt, wenn ein Unternehmen mir diese berufliche Flexibilität ermöglicht.

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