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Für viele sind Videokonferenzen ein krisenbedingter Ersatz für das „normale“ Arbeiten. Doch es geht um viel mehr. Virtuelle Formate für Besprechungen, Konferenzen und Workshops machen die Zusammenarbeit produktiv und vom Ort der Beteiligten unabhängig. Das schafft neue Freiräume und wird in der Zukunft der Arbeit normal sein. Entscheidend ist, wie zukunftsoffen, neugierig und lernwillig wir alle mit diesen Möglichkeiten umgehen.

Podcastfolge #3

Videokonferenzen sind erst der Anfang

Videokonferenzen sind doof?

Nee, ich glaube, Videokonferenzen sind richtig cool und sie sind erst der Anfang. Sie schaffen mehr Nähe und Kontakt, sie sparen viel Zeit und erlauben produktives Arbeiten. Glauben Sie nicht? Dann lesen Sie weiter.

Videokonferenzen sind eigentlich schon ganz lange üblich und möglich. Es gibt Firmen, die arbeiten komplett remote, also ohne Büros. Konzerne mit weltweiten Standorten konferieren global über Videokonferenzen und sogar Oma Lina hält den Kontakt über Videokonferenz zu den reisenden Enkeln. Eigentlich schon immer möglich, nur irgendwie hat das keiner so richtig gemerkt. Vor Corona war das normal, dass die Menschen lange Wege zur Arbeit in Kauf nehmen. Zuerst ins Büro und dann dort ihren Rechner hochfahren. Und um was zu tun? Um E-Mails zu schreiben, um sich mit anderen Menschen abzustimmen, in Meetings, um Konzepte auszuarbeiten, Angebote zu machen, zu verhandeln. Also alles Dinge, für die man überhaupt nicht ins Büro muss. Und jetzt ging das zwar schon länger, aber es hat eben irgendwie keiner gemerkt. Bis Corona kam. Wie eine plötzliche Challenge, für Arbeiten auf Abstand, haben wir auf einmal festgestellt, dass diese Technologien längst da sind, mehr oder weniger in der eigenen Firma. Und dass ganz andere Dinge möglich sind. Und es wird nicht ohne Folgen bleiben.

Neue Möglichkeiten durch virtuelle Formate

Eines möchte ich vorwegschicken: Persönliche Begegnungen sind und bleiben wichtig und die werden auch dauerhaft wichtig bleiben, wenn sie intensive, wirkliche Begegnungen sind. Gleichzeitig sind Videokonferenzen auch erst ein Anfang. Es entwickeln sich in enormer Geschwindigkeit neue Technologien und Formate, die viel mehr möglich machen, als wir es aus der Vergangenheit kannten. Es geht aber in dieser Podcast Folge überhaupt nicht um die Technik. Es geht mir um die Möglichkeiten. Es geht mir darum, zu zeigen, was alles heute schon geht und in welche Richtung sich virtuelle Formate entwickeln werden. Denn ich bin ganz fest davon überzeugt, dass in der Zukunft der Arbeit virtuelle Formate genauso normal sein werden wie in der Vergangenheit das Telefonieren oder ein ganz normales reales Meeting. Und diese Methoden und andere Formen des Zusammenarbeitens werden auch ein hohes Maß an Flexibilität, an Freiheit mit sich bringen. Die wird man einfach auch erwarten. Und etwas Entscheidendes, um was es mir geht, ist die Haltung, wie wir mit solchen neuen Möglichkeiten umgehen. Und da sehe ich eine gewisse Gefahr, weil gar nicht wenige Menschen mir den Eindruck machen, dass sie zwar vielleicht jetzt mal ein paar Videokonferenzen mitmachen, aber eigentlich insgeheim einfach nur darauf warten, bis alles wieder so wird wie früher und sich nicht wirklich offensiv damit auseinandersetzen. Und das ist extrem schade. Und auf der anderen Seite ist es auch gefährlich. Denn wenn junge, technikaffine Menschen, die mit solchen Medien ganz selbstverständlich umgehen, dann später auf Führungskräfte treffen, die immer noch Vorbehalte haben, obwohl das niemand mehr versteht, dann ist es für die Attraktivität des Arbeitgebers eigentlich Gift. Und gleichzeitig wünsche ich mir, dass möglichst viele Menschen, auch gerade die, die schon ein paar Jahre Berufserfahrung haben, sich lernfreudig, experimentierfreudig, positiv neugierig, mit neuen Möglichkeiten auseinandersetzen. Und dafür möchte ich in dieser Folge werben, möchte ein paar Ideen geben, was man wie auch heute schon nutzen kann. Wie gesagt, um die einzelne Technik geht es überhaupt nicht. Dafür gibt’s dann andere Formate.

Ich möchte zu verschiedenen Formaten Möglichkeiten aufzeigen und jeweils ein paar Tipps geben, wofür man die einsetzen kann und auf was man achten kann, dass die auch Freude machen und gut funktionieren. Das fängt beim Eins-zu-eins-Gespräch an, geht über Team-Meetings bis hin zu Workshops, Webinaren und Kongressen.

Das Eins-zu-eins-Gespräch als Videotelefonat

Starten wir mit dem Eins-zu-eins-Gespräch. Ein riesen Vorteil von Videotelefonaten gegenüber normalen Telefonaten ist, dass man einfach viel mehr von seinem Gegenüber mitbekommt. Man sieht Mimik und Gestik, man hat einen ganz anderen Eindruck der Reaktionen eines Gesprächspartners und es macht Gespräche wesentlich intensiver und verbindender, als wenn man rein miteinander telefoniert. Man hat natürlich nicht alle Sinne, wie man die bei einem Live Gespräch hat, aber man ist schon ganz schön nahe dran. Wie kann man das einsetzen? Das gilt natürlich im Grunde für alle Gesprächssituationen. Ob das jetzt der Teamleiter mit seinem Mitarbeiter, der Geschäftsführer mit seiner Führungskraft ist, ob das ein Verkaufs- oder Kundengespräch ist. Wir nutzen das sehr viel in Beratungs- und Coaching-Situationen, die auch sehr intensiv als Video-Coaching funktionieren. Aber man kann auch eher diese informellen Gespräche als Video-Call abbilden. Das mag für viele ungewohnt klingen, aber Unternehmen, die komplett ortsunabhängig arbeiten, machen das ganz systematisch. Beispielsweise kann man sich mit einem Kollegen zum virtuellen Coworking verabreden. Das heißt, wir haben eine Videokonferenz an für eine Stunde und jeder arbeitet durchaus ein bisschen unterschiedliche Dinge. Hier und da macht man was zusammen, fragt sich mal was. Also so, als ob man in einem Büro nebeneinander arbeitet und voneinander Dinge mitbekommt. Das geht natürlich auch virtuell, auch wenn das ein ungewohnter Gedanke ist. Auch ein kleiner Smalltalk oder eine Kaffeepause oder eine Mittagspause kann man gemeinsam als Videokonferenz machen, sodass auch trotz des räumlichen Abstands eine gewisse Nähe entsteht und man auch in der Lage ist, auch Smalltalk zu haben. Videokonferenz bedeutet nicht automatisch hochkonzentriertes Produktivsein. Das kann eben auch ein entspannter Dialog sein, bei dem man so von einem aufs andere Thema kommt. Und das ist ein Teil dieser wichtigen Bürokommunikation, die vielen fehlt. Das liegt aber nicht nur an der Methodik, denn das kann man durchaus auch virtuell machen.

Vorbereitung von Videokonferenzen

Jetzt hat wahrscheinlich jeder in den letzten Wochen und Monaten Videokonferenzen hier und da schon gemacht. Trotzdem gibt es für das Wie doch einige Hinweise, die dazu beitragen, dass das auch wirklich gut gelingt und Freude macht und angenehm ist. Das hat tatsächlich auch mit guter Technik zu tun. Natürlich langt ein Tablet oder Notebook einfach mit dem eingebauten Mikrofon und Kamera. Aber sie kriegen viel bessere Qualität mit einer separaten Webcam, die man vielleicht auch ein bisschen höher positionieren kann oder mit einem guten Mikrofon oder Headset, was es ermöglicht, die Hände frei zu haben und in einer angenehmen Qualität den Gesprächspartner zu hören und auch besser rüberzukommen, sozusagen in der Art, wie wir sprechen. Eine gute Beleuchtung, in jedem Fall ein zweiter Bildschirm, der mehr Raum gibt, um Bildschirme zu teilen und nebenbei andere Dinge auch noch zu sehen. Das sind so Zutaten, mit denen sich, glaube ich, jeder, der davon ausgeht, dass er auch in Zukunft diese Methoden braucht, jetzt beschäftigen sollte und dafür sorgen sollte, so die technischen Zutaten dazu zu haben, dass das reibungslos und gut funktioniert. Was sollte man nicht machen? Da gelten eigentlich ganz ähnliche Dinge wie bei sonstigen Besprechungen auch. Aber vor allem ist es ein wichtiger Punkt sich klarzumachen, dass man bewusste Pausen einbaut. Denn eine Gefahr bei Videokonferenzen ist: Man kann quasi von einer in die nächste gehen. Man muss nicht einmal auf die andere Etage, den Medienraum wechseln oder gar von A nach B fahren. Das heißt, diese natürlichen Unterbrechungen, die man normalerweise hatte, die gibt es gar nicht und die muss ich bewusst einbauen. Sonst muss man sich nicht wundern, dass man nach sechs Stunden pausenlos eine Konferenz nach der anderen einfach komplett platt ist. Also bewusst Pausen einbauen und dafür sorgen, dass das Ganze in einer guten Balance auch durch den Tag entsteht.

Was ist das Potenzial von Video-Calls?

Ich merke bei uns selbst, man gewöhnt sich sehr schnell im Team daran, dass der normale Anruf ein Video-Call ist und es gelingt ganz gut, eine Nähe zu halten, auch mit Kollegen, die weiter weg ihren Arbeits- und Lebensmittelpunkt haben. Und man kann dadurch auch Erfahrungsaustausch und Dialog unabhängig vom Ort organisieren und in diesem Sinne mehr Nähe halten, auch da, wo es sonst nicht möglich wäre.

Teambesprechungen als Video-Calls

Dann lassen Sie uns zu den Teambesprechungen kommen. Da möchte ich eine Unterscheidung machen und zuerst über die Teambesprechungen reden, bei denen alle an ihrem eigenen PC in ihrem eigenen Büro sind, egal, wie weit diese Büros auseinanderliegen. Als Teambesprechung kann im Grunde alles gelten, was man in einem klassischen Meeting macht. Ob das das wöchentliche Status-Meeting ist, ob das eine Projektbesprechung ist, ob das ein Erfahrungsaustausch ist… Ganz egal. Aber auch hier bitte wieder daran denken: Nicht nur die formalen Meetings können Videokonferenzen sein, sondern auch die informellen. Das Feierabend-Bierchen, eine virtuelle Mittagspause. Das alles können ganz wichtige Räume sein, in denen Mitarbeiter Kommunikation stattfinden lassen, die sonst vielleicht einfach im Vorbeigehen an der Kaffeemaschine stattfindet. Der entscheidende Punkt ist: Er passiert halt nicht zufällig. Man muss ihn einmal irgendwie anleihern und dafür sorgen, dass es diese Begegnungsmöglichkeiten gibt. Wie sollte man das machen?

Worauf sollte man bei Team-Video-Calls achten?

Hier gilt das gleiche, wie eben schon gesagt, natürlich eine gute Technik bei jedem Einzelnen. Dann kommt aber, wenn es um das ganze Team geht, hinzu, dass es sich sehr bewährt hat, Projektmanagementtools, Visualisierungstools zu benutzen, bei denen man dann den Fortschritt von Projekten gemeinsam digital sieht, also das, was im Meeting-Raum möglicherweise eine Flipchart oder eine per Beamer gezeigte Präsentation ist, in ein digitales Instrument zu verlegen. Es gibt ganz viele Tools, auch hier wieder, zum Beispiel Kanban-Boards wie Trello oder Meistertask. mit denen man den Fortschritt von Projekten super dokumentieren kann, wo man auch protokollieren kann und dadurch eine Transparenz für alle schafft.

Meetings mit Struktur

Und im Team-Meeting gilt natürlich genau wie im analogen Meeting, dass eine gute Struktur, eine gute Moderation, eine gut gestaltete Besprechung mindestens so wichtig ist wie im Offline-Meeting. Der Vorteil beim Online-Meeting ist: Im Zweifel kann man was anderes machen, ohne dass es stört. Aber das ist eigentlich immer nur ein Zeichen dafür, dass die Organisation und die Moderation nicht richtig gut sind. Wie sollte man es nicht machen? Auch hier gilt: Zu lange Meetings ohne Pausen sind unglaublich anstrengend. Das funktioniert offline schon nicht gut und sollte man online erst recht nicht machen. Und wichtig ist auch für diese informellen Anlässe, Räume zu schaffen. Das Potenzial ist im Grunde riesengroß, weil man Teams, die sinnvoll zusammenarbeiten würden, auch komplett unabhängig von ihrem räumlichen Arbeitsort zusammenstellen kann. Je normaler es wird, dass Team-Besprechungen einfach ortsunabhängig sind, desto mehr Freiheiten gewinne ich, Teams so zusammenzustellen, wie das von der Arbeit her sinnvoll und notwendig ist. Dieses Stichwort „Freiheit, weil der Ort keine Rolle mehr spielt“, das wird noch öfter vorkommen.

Hybride Team-Meetings

Das Team-Meeting, wenn jeder an seinem eigenen Notebooks sitzt, ist vergleichsweise einfach. Komplizierter wird es, wenn es um hybride Team-Meetings geht. Was bedeutet hybrid an der Stelle? Das heißt, da sind einige Menschen in einem Besprechungsraum und einige andere vielleicht an einem anderen Standort in einem anderen Besprechungsraum dazugeschaltet und dann noch drei Menschen im Homeoffice. Das ist im Prinzip auch ganz einfach, aber hier kommt jetzt das Aber gleich mit. Auch hier brauche ich eine richtig gute Technik. Und was für die eine Person vom Laptop relativ einfach ist, wird technisch gleich sehr viel aufwendiger, wenn ich fünf oder sieben Menschen in einem Besprechungsraum habe. Dann brauche ich eine Kamera, die einfach ein entsprechendes Weitwinkel-Bild hat, mit einer hohen Qualität. Ich brauche mehrere Mikrofone und ein sehr gutes, Raum-Mikrofon und gute Lautsprecher. Denn meine Messlatte ist die Besprechung mit zugeschalteten Menschen muss in der Kommunikation genauso angenehm und gut verständlich sein, in beide Richtungen, als ob die Menschen im Raum säßen. Das ist schnell gesagt, aber das ist eine hohe Hürde. Und ich weiß, es macht extrem wenig Spaß, wenn Mensch im Homeoffice kaum zu verstehen ist oder umgekehrt, die zugeschalteten Menschen vom Ende des Tisches keine klare Aussage mehr hören, weil die einfach nicht bis zum Aufnahmegerät kommt. Das sind eigentlich banale Dinge, aber die sind gar nicht so leicht zu lösen. Sie sind aber elementar notwendig, um eine wirklich zukunftsfähige Besprechungsstruktur und Technik auf die Beine zu stellen. Denn hat man das, dann entsteht tatsächlich eine ganz neue Freiheit. Es wird völlig egal, wer zu welchem Zeitpunkt wo ist. Und da denkt man immer nur so an das reisende Teammitglied oder jemanden, der im Homeoffice ist. Das kann genauso gut sein, dass eine Führungskraft mal eine Woche an einem anderen Standort verbringt und trotzdem in vier, fünf Meetings zugeschaltet ist, an denen sie eigentlich klassisch an ihrem eigentlichen Büro-Standort beteiligt wäre. Also diese neue Freiheit, die entsteht, die gilt in ganz viele Richtungen, bis hin, dass sie Mitarbeiter zu festen Teammitgliedern machen können, die fünfhundert Kilometer entfernt leben, die sie sonst gar nicht hätten rekrutieren können. Stichwort, dass auch hochqualifizierte Jobs komplett remote ausgeführt werden können und jemand nur ein paar Mal im Jahr am Stammsitz wirklich live auch da ist.

Online Lernen mit Kamera und Headset

Die nächste Kategorie ist das online Lernen. Webinare, Online-Seminare. Das unterscheidet sich dadurch von der klassischen Videokonferenz, dass ich in der Regel als Teilnehmer nur höre und zuschaue, aber mein Mikrofon und meine Videokamera eher abgeschaltet sind. Das erlaubt umgekehrt sehr aufmerksames Zuhören und Lernen von neuen Inhalten. Der Sendende hat natürlich weniger Rückmeldung, aber es bietet für die, die senden, eine wunderbare Möglichkeit, viel mehr Leute zu erreichen, ganz niederschwellig, als das bei realen Veranstaltungen der Fall wäre und dann zum Beispiel Informationen über neue Produkte leichter zu transportieren. Journalisten haben mir berichtet, dass virtuelle Pressekonferenzen sehr viel besser besucht waren, als das normalerweise der Fall ist, weil man sich einfach einklinkt, hört zu, wenn es interessant ist, ist man präsent und schreibt mit. Und wenn Dinge kommen, die einen nicht interessieren, kann man an seinem Schreibtisch ja parallel andere Dinge machen. Menschen mit Headset auf dem Kopf hören einer Präsentation und einem Vortrag zu und gehen sich gleichzeitig Kaffee machen. Oder ich habe schon Blumen gegossen dabei. Man bleibt ja konzentriert und kann sich ein bisschen bewegen. Also komfortabel für die Nutzer. Leicht und niederschwellig sind viele erreichbar für die, die senden. Und das lässt sich beliebig weiterentwickeln. Stellen Sie sich das in Kombination mit virtueller Realität vor und Sie können Menschen, die sich ganz woanders befinden, komplexe Methoden und Maschinen zeigen und die haben das Gefühl, sie sind schon mitten im neuen Fahrzeug. Oder Sie sehen die neue Maschine schon in der Werkshalle. Da wird ein riesiges Feld an neuen Möglichkeiten entstehen. Aber dieses Lernen, Erklären und Zeigen über Distanz wird sich mit Sicherheit noch deutlich weiter ausweiten.

Vorteile von Online Workshops

Ist die Kommunikationsrichtung beim online Lernen ja relativ klar in eine Richtung orientiert, wird es bei Workshops und Formaten, bei denen man gemeinsam Dinge entwickeln will, schon etwas schwieriger. Doch auch das, was wir in Seminar-Hotels und Besprechungsräumen als Klausuren, als Workshops mit Pinnwänden, Flipcharts und all den Materialien und Kleingruppenarbeiten so machen, auch das geht online. Es gibt hervorragende Workshop-Software, die können Sie sich so vorstellen, als ob man eine 20 mal 20 Meter große Wand hätte oder die auf dem Boden als Fläche hätte, auf der alle Teilnehmer digital wie Moderationskarten schreiben können, auf Ideen der anderen Bezug nehmen können mit allen erdenklichen Methoden, mit Grafik, mit Bildern, mit ganzen Schaubildern, mit einzelnen Begriffen. Also da lassen sich Brainstormings abbilden, da lassen sich Ideenentwicklungen, Projektkonkretisierungen abbilden und immer mit dem Effekt: Alles ist sofort digital. Es kann vergrößert werden, man hat es automatisch gesichert und kann fast genauso gut damit arbeiten, wie man das in realen Situationen bisher gewohnt war. Fast muss ich einschränken, weil eigentlich ist es besser, weil es noch viel mehr Möglichkeiten hat. Man kritzelt nicht an Pinnwände, sondern man kann gut lesbar Dinge schreiben. Man könnte auch sehr viel schneller gemeinsam Ergebnisse erzeugen.
Hinzu kommen weitere Vorteile. Stellen Sie sich vor, Sie nehmen eine Führungsmannschaft jeden Tag ins Hotel. Dann haben Sie einen Workshoptag und das ist es dann. Stellen Sie sich vor, Sie würden im Hotel sagen: Wir kommen zwei Tage vorher, richten den Raum her. Den halten Sie uns bitte zehn Tage frei, dann gibt’s einen Tag, da kommen die alle, dann arbeiten wir und in den nächsten acht Tagen kann immer noch jemand reinkommen und nochmal was im Seminarraum verändern. Das lassen Sie bitte alles da stehen. Klar, dass das nicht geht, aber virtuell gar kein Problem. Wir richten einen virtuellen Workshop-Raum her. Es gibt bestimmte Aufgaben, die man vorher schon übernehmen kann. Die eigentliche Session, die man gemeinsam macht, ist vielleicht kürzer, als sie sonst gewesen wäre. Und dann lässt man den Raum noch acht Tage offen, so dass die Menschen die guten Ideen, die am Tag danach kommen, da noch mit hineingeben können. Und sie können jederzeit in den Seminarraum gehen, virtuell, und können dort nochmal Ideen beisteuern. Sie sehen, die Formate, wie man da arbeiten kann, die werden sich weiterentwickeln, aber es entsteht eine ganz hohe Produktivität. Und Zusammenarbeiten geht mit Workshop-Software auch online hervorragend. Man muss sich ein ganzes Stück umgewöhnen, sowohl in der Moderation als auch bei den Teilnehmern. Aber funktionieren tut es, ich glaube, wahrscheinlich an vielen Stellen sogar besser, als man das in der Offline-Welt kennt.

Online Konferenzen mit virtueller Interaktion

Und mit Workshops ist das ja noch gar nicht das Ende der Fahnenstange. Die Menschen, die große Konferenzen lieben und die den Austausch dort auch sehr schätzen, für die ist diese Corona-Phase jetzt ein harter Schock gewesen, weil alle solche Veranstaltungen ausgefallen sind. Große Kundenevents, Führungskräftetagungen, messeartige Branchentagungen… all das ist ausgefallen. Das muss aber gar nicht so sein. Es gibt heute schon Tools, mit denen virtuelle Konferenzen sehr interaktiv gestaltet werden können. Ich habe im April selbst an einer Konferenz mit 180 Teilnehmern teilnehmen können, bei der es zum einen Vorträge von der Bühne gab – so ganz klassisch – bei denen aber nicht nur wir per Chat alle Fragen stellen konnten, sondern die Fragen automatisch gevotet wurden, sodass die von vielen Leuten interessant empfundenen Fragen dem Moderator quasi nach oben gespült wurden. Das war schon ein schöner Effekt. Der eigentliche Clou aber war der zweite Modus. Stellen Sie sich einen Tagungsraum vor, wie wenn Sie von oben in den Tagungsraum fliegen und schauen runter auf ganz viele runde Tische mit sechs oder acht Plätzen, die im ganzen Saal verteilt sind. Und das ist dort virtuell nachgebaut. Das heißt, ich kann mit meiner Maus auf einen solchen Sechser-Tisch klicken und bin dann mit genau den Menschen, die dort auch hin geklickt haben, in einer kleinen Videokonferenz zu dritt oder zu sechst. Da kann man dann entweder ein Thema bearbeiten, oder man hat einfachen Smalltalk und lernt Menschen kennen, die man noch nicht kennt. Oder man verabredet sich mit Menschen, die man auf der Teilnehmerliste gesehen hat. Dann kann man sich gleich über das LinkedIn-Profil oder Xing-Profil miteinander vernetzen.

Permanente Innovationen statt technischer Spielerei

Also solche Tools bilden bis zum virtuellen Speed-Dating mit Teilnehmern ganz viele Strukturen nach, die man in der realen Konferenz erlebt hätte und die wir dort kennen und bereichern sie um die digitalen Formate. Das kann nach oben beliebig gesteigert werden. Es gibt ganz viele Möglichkeiten, Vorträge zu streamen an verschiedene Standorte. Man kann Podiumsdiskussionsteilnehmer, die an verschiedenen Standorten sind, zusammenschalten. Das wird durchaus aufwendig, aber man kann dann auch zu hybriden Events kommen, das man sagt, man hat hundert Menschen, wir sagen gerne so Wetten… dass-Format, 100 Menschen im Studio für die Live Atmosphäre und dann vielleicht 2000 an verschiedenen Standorten auf der Welt, die zugeschaltet sind. Entweder 50 in einem Raum oder auch einzeln. Beides wird es geben und wenn entsprechende Technik hinterlegt ist, können sich einzelne Teilnehmer auch in die Sendung einklinken und können vom Moderator dazugeholt werden. Man kann das mit Workshops kombinieren. Also auch da ist, finde ich, eine unglaublich interessante Bewegung, eine permanente Innovation neuer, interessanter Tools. Und Menschen entwickeln auch mit der Zeit eine Kompetenz, dass das keine technische Spielerei ist, sondern dass da gut entwickelte, gut mit einer guten Dramaturgie versehene Konferenzen entstehen.

Die Botschaft: Es geht viel mehr online, als viele glauben

Man kann ganz viel auch online machen, viel mehr, als viele glauben. Es lohnt sich da zu experimentieren und Absagen ist meistens die schlechteste Lösung. Die Zeiten, wie wir sie jetzt haben, bieten eine riesen Chance, neue Formate auszuprobieren. Und hat man die mal ausprobiert, dann wird man die auch so schnell nicht wieder aufgeben. Sie werden ein Bestandteil von Konferenzen und Tagungen sein. Diesen hybriden Formate, denen gehört nach Meinung vieler Experten die Zukunft. Also eine meiner Botschaften ist, sich mit all diesen Technologien und Methoden zu beschäftigen. Das ist nicht reine Krisenbewältigung in Corona-Zeiten. Das ist Investition in die Zukunft des Arbeitens, des Konferierens, des Zusammenwirkens und es lohnt sich allemal, weil all diese Methoden werden uns erhalten bleiben. Und wer up to date sein will, der muss sie einfach mit in seinem Repertoire haben.

Warum Sie dem Trend der Videokonferenzen folgen sollten? Der Lohn wird ein Vielfaches sein. Wir gewinnen enorm an Flexibilität. Es wird möglich, mit Menschen zusammenzuarbeiten, die weit weg sind. Sei es punktuell oder auch Menschen zu beschäftigen im eigenen Unternehmen, die ganz klassisch am Standort fast nie da sein können. Es wird aber auch möglich, flexibler zu arbeiten. Das bedeutet nicht nur das Arbeiten aus dem Ferienhaus, sondern das bedeutet auch das Arbeiten vom anderen Standort aus. Eine Führungskraft kann mehrere Standorte bereisen und ist dann nicht wochenlang weg, sondern ist einfach jede Woche an einem anderen Standort, kann sich aber zu allen wichtigen Meetings und Konferenzen einklinken. Es ist nämlich einfach egal, wo man ist. Und diese Form des einerseits persönlich präsent an verschiedenen Orten sein Könnens und trotzdem den Kontakt zu den Menschen zu halten, mit denen man permanent zusammenarbeitet, die wird noch viel zu wenig gesehen. Es entsteht eine ganz neue Freiheit durch diese Unabhängigkeit vom Ort, an dem man sich befindet. Und alleine das lohnt sich schon. Dann kommt hinzu, dass man unglaublich viel Reiseaufwand spart, dass man Zeitaufwand spart. Es kommen also viele positive Aspekte dazu, die uns produktiver, freier machen und mehr Lebensqualität in den Arbeitsalltag bringen, weil wir nicht unnötigerweise ganz viel von A nach B reisen müssen, nur um uns zu besprechen oder abzustimmen. Das geht in Zukunft anders und ich wünsche mir, dass sie diese Möglichkeiten, so sie das nicht sowieso schon so getan haben, mit Freude, mit Neugierde, mit Experimentierfreude anschauen. Nicht alles klappt sofort. Es gibt immer wieder technische Hürden, man muss sich selber auch ganz schön umgewöhnen für manche Dinge, aber es lohnt sich. Das möchte ich Ihnen mitgeben, wünsche Ihnen richtig gute online und virtuelle Erfahrungen und dann auch immer wieder intensive persönliche Begegnungen mit dem entsprechenden Tiefgang.
In diesem Sinne: Viel Erfolg!