Investieren Sie bloß nicht in Seminare

Kennen Sie diesen Gedanken…

„Ja, und was ist, wenn sich mein Mitarbeiter weiterbildet – und dann geht?“

„Naja. Schlimmer wäre, er bildet sich nicht weiter – und bleibt.“

Ein berühmter Dialog zu betrieblicher Weiterbildung. Der aber einen wichtigen Zusammenhang gut auf den Punkt bringt. In den Sonntagsreden sind sich alle einig: „Weiterbildung ist wichtig.“ „Lebenslanges Lernen“. „Wir investieren in unsere Mitarbeiter.“ Die Realität ist bei ehrlicher Betrachtung manchmal weit weg von einer wirklich offensiven und anhaltenden Investition in die Weiterentwicklung der Menschen im Unternehmen

Hand aufs Herz – was läuft wirklich bei Ihnen?

Man wundert sich manchmal, was an Weiterbildung in manchen Firmen läuft. Oder auch nicht. Wie wenig „normal“ ist oder wie mit dem Thema umgegangen wird. Vielleicht ist es auch umgekehrt und Sie machen eine ganze Menge. Das ist auch manchmal gar nicht so bewusst. So ging es uns kürzlich – als uns auffiel, wie viele Weiterbildungsformate und -investitionen wir längst nutzen und praktizieren. Neben vielen gemeinsamen Formaten hat fast jeder in unserem Team in den letzten Jahren wenigstens eine größere Weiterbildungsmaßnahme als Bestandteil seiner Weiterentwicklung gemacht.

Mal ein mehrjähriges berufsbegleitendes Zusatzstudium, mal ein mehrmonatiger Zertifikatskurs, mal spezialisierte Weiterbildungen oder eine vollständige Coachausbildung. Machen Sie doch mal eine Bestandsaufnahme. Was investieren wir eigentlich in die Weiterbildung und -entwicklung unserer Mitarbeitenden? Welche persönlichen Entwicklungsgeschichten stecken dahinter? Erzählen wir das auch im Zuge unseres Arbeitgebermarketings?

Wie gehen wir mit diesen Investitionen um? Gibt es ein Budget? Wie sind die Maßnahmen in die Personalentwicklung eingebettet? Wofür stellt das Unternehmen (Arbeits-)Zeit und Geld zur Verfügung? Was bringen die einzelnen Personen ein?

Weiterbildung kann ein Schlüsselfaktor für die erfolgreiche Mitarbeiter- und Kompetenzentwicklung sein.
Es geht aber eben nicht darum, mal jemanden zum Seminar zu schicken. Professionelles Weiterbildungsmanagement kann ganz anders aussehen und viel größere Wirkungen erzielen.

Hier einige konkrete Denkansätze:

Bei anderen Investitionen schauen Sie doch auch genau hin

Fangen wir mit der ganz individuellen Weiterbildung an. Seminare sind kein Selbstzweck. Ein häufiges Szenario: jemand hat Interesse an einem Seminar und lässt sich die Teilnahme genehmigen. Er oder sie fehlt dann 3 Tage im Betrieb (ist ja im Seminar). Dann ist er oder sie wieder da. „Wie war´s?“ „Klasse.“ Und der Alltag hat sie wieder. Nach den Inhalten und Erkenntnissen fragt keiner.

Was hat Ihr Mitarbeiter im Seminar gelernt? Was haben Sie als Firma davon? Wie kann man die Erkenntnisse transferieren?

Allzu häufig wird zwar Geld in die Seminarteilnahme gesteckt – aber keine Energie in die professionelle Vor- und Nachbereitung, in den gesamten Prozess. Dann haben Mitarbeiter zwar Ahnung von guten Methoden oder Möglichkeiten. Aber Umsetzung? Da sind sie dann auf sich allein gestellt. Im Idealfall ist ein Weiterbildungsvorhaben eingebettet in den Prozess der persönlichen Weiterentwicklung. Gibt es eine gemeinsame Perspektive und Entwicklungsziele, leitet sich daraus ab, was mit einer Weiterbildung erreicht werden soll.

Der Dialog zwischen Mitarbeiter und Führungskraft, ggf. gemeinsam mit Kollegen der Personalentwicklung, ist ein elementarer Bestandteil einer erfolgreichen Maßnahme. Da erarbeitet man vorher Ziele und Anliegen. Dann wählt man gemeinsam das am geeignetsten erscheinende Angebot aus. Das ist nach meiner Erfahrung oft etwas ganz anderes als die Idee zu Beginn des Prozesses.

So schaffen Sie Transferenergie

Wir lernen besonders gut, wenn uns etwas brennend interessiert.

Wenn wir etwas wirklich wissen wollen und wenn es um etwas geht.

Lernen auf Vorrat ist meist eine Illussion.

Stellen Sie sich folgendes Szenario vor: eine Kollegin will zum Projektmanagementseminar. Sie betten das in die Weiterentwicklung Ihres Projektmanagements ein. Sie sammeln im Team Fragen und Bedarfe, moderiert von der Person, die zur Weiterbildung geht.

Ihre Kollegin sitzt dann motiviert und mit eigenen Anliegen und dem Rückhalt des Teams im Seminar und nimmt eine Menge mit.

Zurück in der Firma ist schon vereinbart, dass es eine Zusammenfassung für das Team gibt. Mit den wichtigsten Inhalten und Transferideen. Dann erarbeiten Sie gemeinsam Maßnahmen, setzen um und üben ein.

Dann wird aus der Seminarrechnung eine Investition mit Rendite.

Statt das manchmal frustrierende „ich habe eine Ahnung, wie es gehen könnte. Aber bei uns klappt das so nicht.“

Ein großer Teil des Erfolgs individueller Weiterbildungsmaßnahmen liegt nicht im Seminar selbst. Das Geheimnis liegt in dem gesamten Prozess – Ziele, Vorbereitung, Transfer.

Weiterentwicklung für das ganze Systeme

Bei anderen Themen greift der Ansatz der individuellen Weiterbildung zu kurz. Wir arbeiten mit unseren Kunden intensiv an der Etablierung einer professionellen Führungskompetenz. Da reicht es nicht, wenn mal jemand zum Seminar geht. Viel effizienter ist es hier, gemeinsam mit allen Führungskräften gemeinsames Knowhow aufzubauen und entsprechende Prozesse zu etablieren. Führung muss gelebt werden. Von der Spitze bis zu jedem einzelnen.

Gelungene Führung braucht ein gemeinsames Verständnis und gute Methoden, Tools und Prozesse. Es hilft, wenn sich Führungskräfte über gemeinsam genutzte Methoden und Begriffe austauschen können. Bei solchen Themen, die elementare Unternehmensprozesse betreffen, kann viel mehr bewirkt werden, wenn die Inhalte auf das Unternehmen zugeschnitten und intern durchgeführt werden.

Im Thema Führung kann man so eine durchgängig hohe Qualität und ein gemeinsames Verständnis erreichen. Ist sichergestellt, dass jeder, der in eine Führungsposition kommt, entsprechend qualifiziert und begleitet wird, wird gute Führung zum Wettbewerbsvorteil. Im Arbeitsmarkt – aber auch in punkto Produktivität. Wer das als „Soft Skills“ bezeichnet, verkennt die harten und messbaren Folgen.

Schaffen Sie Plattformen für die lernende Organisation

Gelungene Weiterbildung kann ganz andere Formate haben. Nicht immer muss das Knowhow von außen kommen – bzw. von außen vermittelt werden. Haben Sie schon mal über eine interne Akademie, Ihre Weiterbildungstage oder Learning Fridays nachgedacht? Je größer ein Unternehmen wird, desto mehr großartiges Knowhow ist vorhanden  – und oft ungenutzt. Schaffen Sie Formate, bei denen Teammitglieder für ihre Kollegen ein Thema vorbereiten und vermitteln, erreichen Sie gleich zweierlei:

Erstens erreichen Sie eine Wissensvermittlung und zweitens entsteht ein Anreiz, eine Wertschätzung für diejenigen, die auf diesem Wege etwas beitragen. Für Teamgefühl und Selbstbewusstsein entstehen weitere positive Aspekte.

Wofür eignen sich solche Formate?

Das Spektrum der Themen ist weit. Klassiker sind fachliches Knowhow der jeweiligen Firma (Anwendung einer Maschine, Vorgehen bei einer Ausschreibung) oder die Verwendung einer Standardsoftware. Doch auch persönliche Themen können hier wertvolle Impulse geben. Zu Themen aus Ernährung oder Sport oder zu Themen, die in der Produktentwicklung helfen können. Sinnvollerweise etablieren Sie einen klugen Prozess, wie Themenschwerpunkte abgestimmt werden.

Denkt man Weiterbildung im Sinne systematischen Kompetenzaufbaus mit verschiedenen Formaten, wächst wirklich ein lernendes System. Körperliche Fitness entsteht durch Training und Übung. Nicht durch ein Probetraining im Studio oder das Abonnieren einer Fitness-App. Warum soll das bei der Fitness in Kopf und Knowhow anders sein?

Weiterbildung als Event und Wertschätzung

Kommen wir zur Kür. Weiterbildung kann Spaß machen. Den inhaltlichen Teil kann man mit Networking, gemeinsamen Freizeitprogrammen und Party verbinden. Was beim monatlichen Akademie-Tag vielleicht ein gemeinsamer geselliger Abschluss ist, kann beim einmal jährlichen Weiterbildungs-Event mit der ganzen Firma oder einer größeren Gruppe eine coole Party sein. Oder Sie bündeln einige interne Weiterbildungstage zu einer Workation in der Sonne, in den Bergen oder wo auch immer der für Sie richtige Rahmen aussieht. Das kann hoch wirksam sein und es schafft motivierende gemeinsame Erlebnisse.

Sie sehen also – ein attraktives Angebot und entsprechende Formate zur Weiterbildung können extrem wichtige Faktoren Ihrer Arbeitgeberattraktivität sein. Solange so viele Firmen so wenig tun, ist es noch recht leicht, klare Vorteile zu erzeugen. Investitionen in Ihre Menschen sind bestens angelegt – wenn Sie es richtig machen.

Podcast – Weiterbildung. Aber richtig!

Allzu oft bleibt das neu erworbene Wissen in den Köpfen der Mitarbeiter – der Transfer in die Praxis im Unternehmen bleibt auf der Strecke. Das muss alles nicht sein und geht erheblich besser; hören Sie rein, warum Weiterbildung so wichtig ist, für Mitarbeiter und die Firma.

70 Warum Weiterbildung so wichtig ist

Von Lebenslangem Lernen und der Wichtigkeit von Weiterbildung sprechen viele. Doch in der Realität in vielen Firmen ist Luft nach oben. In manchen Unternehmen beschränkt sich Weiterbildung auf Pflichtveranstaltungen und die Branchenmesse [...]

2022-02-22T14:25:26+01:00
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