Hinter den Kulissen…
Nein, Sie müssen sich das ganze Zeug nicht auch anschaffen 😉.
Aber ich wollte nicht schon wieder ein Foto mit Laptop am Meer zeigen. Das kennen Sie ja schon… Daher eher einen Blick auf die andere Seite der schönen neuen Arbeitswelt. Dazu, was Menschen lernen müssen, soll New Work wirklich funktionieren, habe ich letzte Woche hier schon geschrieben. Dabei habe ich Ihnen die zweite große Freiheit noch vorenthalten. Die dürfte wenig überraschend sein:OK – die Aussage ist plakativ. Doch auch wenn sich in den meisten Firmen unterschiedliche Ausprägungen hybriden Arbeitens entwickeln – die Möglichkeit zum Remote-Arbeiten wird immer mehr zum Normalfall. Mindestens in den Erwartungen. Es ist längst erwiesen: Remote Arbeit funktioniert. Arbeiten kann man, wo man gutes Internet hat und die richtige Umgebung.
Zwei Seiten der Medaille
Die eine Seite der Medaille – über die schreibe ich hier ja öfters: Gute Arbeitgeber ermöglichen remote-Arbeit und stimmen im Team eine passende Arbeitskultur ab. Gute Arbeitgeber ermöglichen Homeoffice, hybride Arbeitsmodelle, Workations und, und, und…. die Seite der Mitarbeitenden. Denn Arbeiten beruht auf Gegenseitigkeit. Nicht nur der Arbeitgeber darf eine Menge bieten. Genauso darf man von jedem Einzelnen erwarten, mit Engagement und Verantwortungsbewusstsein seine Leistung beizutragen – egal von wo aus. Was eigentlich selbstverständlich ist, gilt natürlich auch und gerade bei besonderen Arrangements wie der Ermöglichung sehr flexibler Arbeitsformen.
Stimmt schon. Doch es gibt noch eine zweite Seite und über die wird wesentlich weniger geschrieben:Wer flexibles Arbeiten an inspirierenden anderen Orten in Anspruch nimmt, muss umso mehr auch in veränderter Umgebung produktiv sein können. Und das ist gar nicht so einfach, wie es scheint. Insbesondere dann, wenn man nur die Instagram-fähigen Strand-„Arbeits“-Bilder sieht.
Dass es schon nicht so ganz einfach ist, im Homeoffice das Nebeneinander von Arbeit und Privatleben zu organisieren, sich gut zu organisieren und abzugrenzen – das ist bekannt und schwer genug.Sind Sie Remote-fähig?
Für das „Arbeiten in der Sonne“ habe ich schon mal einen ganzen Selbsttest und die Anfänge eines Online-Kurses mit Videos und Checklisten erstellt. Und ich habe viel ausprobiert und manche Stunde unnötig investiert. Vielleicht sollte ich mal ein Trainingslager anbieten 😃. Reise-Resilienz Wie sehr nimmt Sie eine Reise mit? Wer in Zug oder Flugzeug leidet, bei Verspätungen nervös wird, von der Zeitverschiebung übermäßig mitgenommen wird oder 2-3 Tage benötigt, ehe man in neuer Umgebung produktiv sein kann, der sollte sich nicht übernehmen, genug Zeit einplanen und vielleicht beim ersten Workation-Trip einfach mal eine Woche an einen Urlaub anhängen. Zwei Wochen Thailand ohne Urlaubstag sind da eher etwas für Fortgeschrittene 😉. Achtung Körpermaße: klingt trivial. Aber ich kann auch deswegen in Zug und Flieger hoch produktiv arbeiten, weil ich genug Platz habe. Wer 2 m groß ist, kriegt den Laptop nicht auf die Knie…. Technik Nicht das Allerwichtigste – aber ohne gut funktionierende Technik leiden Produktivität und Stimmung erheblich. Gutes Internet – am besten per SIM-Karte und unabhängig von WLANs in Hotels. Cloud, nötige Software, VPN, Datenschutz – in der Firma abgestimmt und geprüft, ob alles auch aus dem Ausland funktioniert. Mein Technik-Arsenal geht viel weiter: hochwertige Kamera, damit ich in Video-Calls von unterwegs genauso gut agieren kann wie vom Schreibtisch aus. Mikrofone für Podcastaufnahmen, alle möglichen Adapter und Kabel, Tablet oder Zweitrechner als Backup, 2 Smartphones, Ersatzbatterien, Powerbank – und mein Noice-Cancelling-Kopfhörer. Damit und mit guter Musik kann ich im Flieger stundenlang gut gelaunt Texte schreiben. Erst beim Absetzen merke ich dann, wie unglaublich anstrengend der Dauerlärm sonst wäre. Mindset Ok. Das Wort musste jetzt sein. Aber das war meine größte Challenge. Als ich 2016 meine erste „Arbeiten-in-der-Sonne-Tour“ gemacht habe, war das noch sehr unüblich – für die Leute und für mich auch. Ich war im Hotel und fühlte mich schon sehr beobachtet und mitleidig beäugt – auf der Hotelterrasse mit Laptop.
Aus diesen Erfahrungen habe ich eine Menge gelernt und mein Equipment ausgebaut. Die technischen Utensilien sieht man oben im Foto. Viel wichtiger aber sind die gedanklichen und persönlichen Equipments, die man so entwickelt mit der Zeit. Sie können sich ja mal reindenken …Organisation und Vereinbarungen Gerade solange anspruchsvollere Remote-Aufenthalte und -Phasen noch nicht zur Normalität gehören, sind gute Absprachen und gute Vorbereitung wichtig.
Aber es muss gar nicht erst jemand anderes etwas sagen. Die inneren Gedanken waren schlimm genug. „Kann ich das meinen Kunden sagen, wo ich gerade bin?“, „Ertragen das alle im Team?“. Ich habe ein paar Touren gebraucht, ehe ich diese selbstgemachten Bedenken überwunden hatte. Die Umgebung tut das Ihre. Chillige Musik, leckere Cocktails, das Meer wenige Meter entfernt, eine Menge Restaurants, viele Leute in Feierstimmung drumherum. Da muss man schon sehr klar in seinen „Arbeits-Absichten“ sein, um sich nicht ablenken zu lassen. Das ist die Krux. Einerseits ist es genau diese Umgebung, die inspiriert. Aber das muss man auch aushalten. Bzw. sich eine Umgebung wählen, in der man sich gut konzentrieren kann. Wie man da funktioniert – das muss man rausfinden. Auch hier sind Menschen unterschiedlich. Der eine kann in der ruhigen Ferienwohnung super arbeiten, dem anderen fällt dort die Decke auf den Kopf. Der braucht dann eher die belebte Strandbar und den häufigen Wechsel der Location. Was im Homeoffice schon herausfordernd ist – in fremden Umgebungen gilt das noch viel mehr: wie schaffe ich einen guten Rhythmus? Kann ich gut abschalten und genießen, wenn ich NICHT arbeite? Bleibe ich fokussiert, wenn ich nicht den ganzen Tag am Schreibtisch sitze? Gelingt mir eine gute Balance aus Konzentration und Freiraum?- Zu welchen Zeiten und auf welchen Kanälen sind Sie erreichbar?
- In welchem Umfang wollen Sie arbeiten?
- Welchen Aufgaben will ich mich in einer Remote-Phase widmen und was soll in dieser Zeit keinen Platz haben?
- An welchen Orten können sie welche Art von Arbeiten gut erledigen?
- Welche Art von Wohnen passt für Sie? Hotel oder Apartment? Ruhig oder inspirierend?
- Haben Sie genug Zeit eingeplant, um sich vor Ort einzufinden und sich ein wenig auszukennen?
Das sind alles einfache Fragen. Aber ich könnte viel erzählen. Von Hotelzimmern, die nur schön fotografiert waren… – aber zu eng, keine Aussicht, zu hellhörig, zu wenig Tisch, schlechtes Licht. Vom Internet mal gar nicht zu reden. Oder von der Videokonferenz mit meinen Kolleginnen, bei der ich etwas Meeres-Atmosphäre mit nach Hause schicken wollte. Die Lautstärke der Musik im Restaurant war mir beim Frühstücken mit Blick aufs Meer gar nicht aufgefallen. Hat aber gereicht, dass mich keiner verstanden hat und das Experiment gründlich schief ging. Von Meer keine Spur. Zum Kundentermin war ich dann wieder im Hotelzimmer in erprobten Umständen. Ehrensache. Für wichtige Kundentermine als Videokonferenz klappt man im Büro einfach den Rechner auf, das Licht an und aktiviert die Kamera. Im Hotelzimmer dauert das schon mal ne halbe Stunde, bis alles gut ausgeleuchtet ist und man sendefähig ist. Merkt man am anderen Ende davon nichts – dann war es gut.
Die Chance: gemeinsam Freiräume erobern
Mit den kleinen Einblicken will ich Sie nicht abschrecken. Im Gegenteil. Ich habe vieles getestet und ausgereizt. Ich will schließlich wissen, was geht. Es geht eine Menge 😉💪. Man kann sich das weniger ambitioniert organisieren, sich mehr Zeit nehmen und sich nicht gleich die schwierigsten Ziele aussuchen. Auch beim Einüben produktiven Remote-Arbeitens sollte man nicht zu hart zu sich sein. Beim ersten Mal wird nicht alles super funktionieren. Erlauben Sie sich (und als Arbeitgeber Ihren Mitarbeitenden) eine Lernkurve. Das Beste, was passieren kann: Firma und Mitarbeiter experimentieren gemeinsam mit flexiblen Arbeitsmodellen, lernen und entdecken gemeinsam. Geben Sie sich Zeit. Machen Sie Pilotprojekte. Ermutigen Sie zu Experimenten. Warum nicht mal 2 Wochen das Homeoffice nach Spanien verlagern? Warum nicht einem Softwareentwickler 4 Wochen Arbeit im Campingmobil erlauben? Es gibt Firmen, die mieten eine Finca in der Sonne für mehrere Wochen und ermöglichen vielen Mitarbeitern im Wechsel eine sonnige Arbeitswoche. Nur wer Dinge ausprobiert und Erfahrungen macht, erfährt, was für die jeweilige Person passt. Ob man dabei vor lauter Begeisterung die nächste Tour gar nicht abwarten kann oder vielleicht auch sieht, dass die verlockende Option doch nicht das Richtige ist – beides können gute Ergebnisse sein.
Unterstützen Firmen ihre Mitarbeiter dabei, gewinnen alle. Menschen erleben das als Vertrauensvorschuss und Wertschätzung, können sich Freiheitsgrade und Lebensqualität erschließen, die früher unvorstellbar waren. Und das im Job! 😃😎. Produktiv kann man trotzdem sein. Im Idealfall mit wertvoller Inspiration und großartigen Erinnerungen. Von Motivation und Ideen profitiert der Arbeitgeber natürlich mit. Ganz zu schweigen von den Signalen, die ein offensives Fördern moderner, mobiler Arbeitsformen aussenden – nach innen und außen🚀🎈. Je mehr Ihre Mitbewerber sich querstellen und in altem Denken verharren, desto deutlicher wird der Unterschied. Aber Sie wissen ja – großartige Arbeitgeber werden keinen Fachkräftemangel haben. Die anderen schon. Auch dieser Weg beginnt mit kleinen Schritten. Vielleicht üben Sie einfach mal ein paar Stunden in Ihrem Lieblings-Café oder bald an einem sonnigen Tag auf der Terrasse.
Podcast – New Work und Remote Work lernen
Die Herausforderungen der neuen Arbeitswelt: Gute Mitarbeiter:innen können nicht nur Job und Firma, sondern sogar ihren Arbeitsort frei wählen. Höre rein, um zu erfahren, was man für New Work und Remote Work lernen muss und wie Unternehmen ihre Mitarbeiter:innen bei diesem Wandel unterstützen können.