Stefan’s Blog

Dubai – Inspirationen aus der pulsierenden Metropole in der Wüste

Dubai – Inspirationen aus der pulsierenden Metropole in der Wüste

Mein erster Aufenthalt in Dubai war ein klassischer Stop-over auf dem Weg nach Bangkok. Ich hatte einen Abend Zeit für einen ersten Eindruck. Ein Jahr später habe ich einen dreitägigen Stopp eingelegt und wollte tiefer eintauchen in diese faszinierende Stadt, die viel mehr auszeichnet, als Gigantomanie mit Ölmilliarden im Wüstensand. Und natürlich – alleine diese schier unglaubliche Ansammlung an Wolkenkratzern, Stränden, Malls, Kultur- und Freizeiteinrichtungen ist faszinierend. Wichtiger aber sind mir die Strategien dahinter und was wir von denen lernen können.

Entwicklung mit Vision und Strategie

Im Falle Dubais ist es ein Fokus auf die geostrategische Lage. Ein Faktor ist eine staatlich alimentierte Airline, die neben großartiger Qualität konsequent die Story ihrer Internationalität erzählt und vorlebt. („Herzlich willkommen an Bord von Emirates Airline. Die heutige Crew kommt aus 17 Ländern und spricht 21 Sprachen“).

Auf dem Flug bleibe ich im Bordradio an der Ansprache des Emirs hängen. Er berichtet vom Weg Dubais vom unbekannten Fleck in der Wüste zum pulsierenden globalen Zentrum. Er erzählt, wie Dubai vor 50 Jahren als unbekannter Gast eine Weltausstellung besuchte – und lädt ein zur World Expo 2020 (die jetzt ab Oktober 2021 stattfindet), die eine großartige Zukunftsshow zu werden verspricht. Die Story ist schön.

Binnen 5 Flugstunden sind über 2 Mrd. Menschen erreichbar. Was für manche nach Randlage am Golf aussah, haben die Strategen der Wüste zum Drehkreuz an der Schnittstelle zwischen Arabien, Asien, Afrika und Europa umgedeutet. Das hat was.

Internationalität als Normalfall

Neben Singapur und San Francisco dürfte Dubai eine der internationalsten Städte der Erde sein. So bunt, so lebendig, so unterschiedlich sind die Menschen und Herkünfte in dieser verrückten Stadt. Das Unterschiedliche ist normal und das Gros der Einwohner sind eben keine Emiratis. Geschäftsleute, Führungskräfte, Forscher werden umworben und finden perfekte Bedingungen für Leben und Arbeiten vor.

Sonderzonen ermöglichen steuerfreies Geldverdienen – darüber wird eher zurückhaltend gesprochen, ein wirksamer Anreiz ist es allemal. Die wachsende Community hat etwas von einem Perpetuum Mobile. Wo die Musik spielt, wollen alle hin. Mit jedem neuen Player, mit jeder neuen Branche, die hier angesiedelt wird, wird alles noch attraktiver.

Schrittmacherrolle des Wandels? Zwischen Hoffnung und Kritik

Zwar kann ich eine gewisse Skepsis auch nicht verhehlen, wird das positive Bild durch militärische Interventionen, ein kritisches Verständnis von Freiheit und Menschenrechten doch entscheidend gestört.

Aber Entwicklungen sind nun mal über weite Phasen eine Schnecke. Hoffnungsvoll macht mich dennoch, dass ein vollständig muslimisch – arabisches Land sich so weltoffen, international und modern zeigt. Hier werden größere Freiheiten gelebt als in anderen arabischen Ländern und es besteht berechtigte Hoffnung, dass das Weitertragen dieser Freiheiten von den Emiraten aus in die arabische Welt viel eher gelingt als von außen.

Tatsächlich gibt es einige höchst kritische Aspekte. Ob es um die Rolle der Frauen insgesamt und besonders in der Herrscherfamilie geht, um die Beteiligung an kriegerischen Auseinandersetzungen oder die Fragwürdigkeit, mit viel Geld irrwitzige Bauten in den Wüstensand zu bauen.

Diese Fakten sind alle ein Teil der Realität und die ist eben selten und kaum irgendwo auf der Welt einfach nur positiv oder negativ.

Reisen bildet

Ein häufiger Reflex in Deutschland: man reduziert ein Land, das man nicht kennt, auf die wenigen, meist kritischen Facetten, die das Medienbild beherrschen und schaut nicht näher hin. Das ist schade. Und genau da beginnt mein Anliegen. Menschen, die Verantwortung für Unternehmen, für Städte und Regionen tragen, sollten näher hinschauen. Längst sind viele Entwicklungen global.

Es geht nicht ums Verurteilen. Es geht ums Beobachten, Verstehen und Ideen entwickeln. Es geht auch nicht ums Verherrlichen oder Kopieren – es geht um das Lernen und Weiterentwickeln.

Und es geht auch nicht darum, die Dinge bei uns schlecht zu machen oder zu reden.

Reisen bildet. Man staunt. Man erlebt Dinge ganz anders, als man sie aus dem zuhause vorgeprägten Bild erwartet hat. Das weitet den Horizont, regt neue Gedanken an und macht im besten Falle demütig-tolerant.

Manchmal macht es auch dankbar, weil man beim Reisen in anderen Ländern auch erkennt, was zuhause super läuft aber im Alltag nicht mehr auffällt.

Wenn Sie nach – oder davor – diesem Beitrag und dem Podcast einen augenzwinkernden Blick auf Dubai und seine Strategien richten wollen, nehmen Sie sich 20 Minuten für Böhmermanns „Magazin Royale“ zu Dubai. Vielleicht unterstützen Sie danach „feelBremen“ (den verstehen Sie nur, wenn sie das Video zu Ende geschaut haben). Und: „Nein, ich habe mich nicht als Influencer registrieren lassen und habe meine Übernachtungen selbst bezahlt“. 😉

Von der Idee bis zur Einweihung in 6 Jahren

Das höchste Gebäude der Welt, der Burj Khalifa ist gigantisch und beeindruckend. Das Marketing drumherum auch – Tom Cruise und Mission Impossible inklusive. Das höchste Gebäude der Welt wurde aber auch in gerade mal 6 Jahren vom Plan zur Einweihung getrieben. Das ist kürzer als die Zeit zwischen Architektenwettbewerb und Baugenehmigung zum Ausbau des Münchner Hauptbahnhofs. Von Bauen ist gar nicht die Rede. Den armen Berliner Flughafen muss man da gar nicht bemühen.

Gut, jetzt braucht man in der Wüste keine Umweltverträglichkeitsgutachten und eine Bürgerbeteiligung gibt es auch nicht. Aber Respekt nötigt es einem schon ab, wenn man die Entstehungsgeschichte dieses Hochhauses reflektiert. Wieder wurden Ingenieure, Architekten und Experten aus aller Welt engagiert. Das Beste war gerade gut genug.

Tempo, Zielstrebigkeit und Ehrgeiz dieser Entwicklung sind überall in der Stadt zu bewundern. Wer öfter herkommt, entdeckt permanent Neues. Das ist atemberaubend.

Das alles folgt einem großen Plan, der auf 100 Jahre angelegt ist. Sie haben richtig gelesen. Es geht nicht um eine Legislaturperiode, es geht um ein Jahrhundert.

Warum sollte das nicht auch in einer Demokratie möglich sein, wenn man wirklich große Linien jenseits des parteipolitischen Diskurses entwickeln würde?

Standortstrategie und Standortmarketing groß gedacht

Vor 50 Jahren kannte niemand dieses Mini-Land in der Wüste. Heute wissen alle, wo Dubai liegt. Aber das erreichte Niveau und die Geschwindigkeit der Entwicklung – die haben viele nicht auf dem Radar. In mancher Hinsicht dürfte da ein neuer Player auf der Überholspur heranrauschen.

Eine gute Gelegenheit, sich davon zu überzeugen, bietet die WorldExpo 2020. Coronabedingt kurzerhand auf den Oktober 2021 verlegt, legt sich Dubai mächtig ins Zeug und zaubert die nächste Generation von Bauwundern in den Wüstensand. Sie sind noch lange nicht am Ziel, aber verdammt flott unterwegs.

Dubai entwickelt sich zum anziehungsstarken Standort und konkurriert um Forscher, um Unternehmen und um wohlhabende Menschen. Je ortsunabhängiger Arbeit im globalen Maßstab erbracht werden kann, desto stärker zählen Standortfaktoren jenseits des Arbeitsplatzes für die Wahl des Lebensmittelpunktes. Exzellente Flugverbindungen, Sonne satt, Einkaufen und Unterhaltung wie im Paradies, wenn man diese Art der Angebote schätzt. Kultur reichlich. Steuerfreiheit und -vorteile nicht zu verschweigen.

Verwaltung als Motor der Innovation

Auch die Rolle der Verwaltungen in Dubai ist eine zweischneidige Angelegenheit. Man kann kritisieren, dass die Digitalisierung auch der Kontrolle dient. Man kann die Rolle des Staates in einem Scheichtum nicht mit der Verwaltung in einer Demokratie vergleichen.

Aber beeindruckend und einen genaueren Blick wert sind doch Themen und Vorgehensweisen der öffentlichen Verwaltung in Dubai. Als da wären:

  • Dubai richtet weltweite Kongresse für Digitalisierung in der Verwaltung aus.
  • Dubai beschreitet den Weg zur „Smart City“ sehr konsequent.
  • Es gibt Prozesse 10X in der Verwaltung. „10X“ kennt man aus der Startup-Szene. Man sucht Verfahren, die mindestens um den Faktor 10 effizienter sind als das bisher übliche Vorgehen. Genau das macht man in Dubai – in der Verwaltung!
  • Glücksbilanz. Dubai will nicht nur das Land mit der höchsten Lebensqualität sein, sondern auch die glücklichsten Einwohner haben.

Mein Zwischenfazit ist jedenfalls ein hohes Maß an Staunen und Bewunderung. Klar sind die Ölmilliarden ein wichtiger Treiber, ohne die das alles nicht laufen könnte. Aber es gibt Beispiele auf der Welt, bei denen große Summen weniger sinnvoll und weitsichtig ausgegeben wurden.

Die Entwicklung verläuft atemberaubend schnell. Bezogen auf die Aspekte, die sich aus unserer Kultur und unseren Werten heraus, noch deutlich weiterentwickeln dürfen, sind Austausch, Dialog und gegenseitiges Verstehen sicher die besseren Ratgeber als Abgrenzung und Vorurteile.

Und die Leistungen und Strategien der Wüstenmetropole zum Anlass zu nehmen und einmal zu überlegen, welche Elemente wir auch in unserem System übernehmen könnten, wo wir schneller, weitsichtiger werden könnten – das hat noch keinem geschadet.

Und um nochmal auf Jan Böhmermann´s Influencer zu kommen – wie man geschicktes Marketing macht – auch da kann man sich eine Scheibe abschneiden. Dubai wirbt jedenfalls mit pfiffigen Spots um Remote-Arbeiter. Der Arbeitsmarkt ist längst global. Wir sollten uns nicht zu sicher fühlen und aufmerksam hinschauen, was andere tun. Reisen bildet. Reisen macht neugierig. Und Reisen kann ein wohltuender Impuls sein, die Dinge anders zu denken und schneller und mutiger anzupacken.

Podcast – Dubai. Die internationale Stadt auf der Überholspur

In meinem Gespräch mit Flo Akinbiyi beleuchten wir das Leben in Dubai. Flo lebt seit mehr als 10 Jahren hier und erzählt lebendig von seinem Leben in der internationalen Stadt am Golf. Das Gespräch haben wir Anfang des letzten Jahres geführt. Hören Sie rein und kommen Sie mit auf eine inspirierende Reise.

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Hi ich bin Stefan und schreibe hier für großartige Arbeitgeber und eine bessere Arbeitswelt.

Ich bin selbst Unternehmer, motiviere als Keynote Speaker und begleite als Sparringspartner.
Fachkräftemangel? Jammern hilft nicht. Kluge Strategien schon.

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