Der Klassenkampf ist vorbei
Schon wieder eine 4-Tage-Woche😉. Das Thema hat gerade Konjunktur – und wird vom Kalender kräftig protegiert. Dieses Mal fällt der 1. Mai auf den Montag.
Ausgerechnet am Tag der Arbeit wird nicht gearbeitet 😏😁. Jenseits des Kalauer-Niveaus sollten wir über diesen Tag neu nachdenken. Ursprünglich mal zum Gedenken an getötete Demonstranten in Chicago ins Leben gerufen, wurde der 1. Mai durch die Wirren der Geschichte zum Symbol des Klassenkampfs zwischen Arbeitern und Unternehmen. Sicherlich war der gemeinsame Kampf gegen übermächtige Interessen früher wichtig. Doch mit Blick auf die Entwicklungen im Arbeitsmarkt |
Ich finde, es wäre höchste Zeit, dem Tag der Arbeit neue Bedeutungen zu geben.
Neue Bedeutungen, die uns zukunftsfähiger machen.
Neue Bedeutungen, die das überholte Gegeneinander in ein konstruktives Miteinander wenden.
Dann könnte ein solcher Tag ein Beitrag zur Modernisierung der Arbeitswelt sein und würde nicht im seltsamen Kontrast zur Wirklichkeit zwischen Fachkräftemangel und sinkender Wettbewerbsfähigkeit wirken wie aus der Zeit gefallen.
Für ein „Manifest“ reicht es jetzt nicht, aber ein paar erste Ideen gingen mir die Tage durch den Kopf:
Tag der neuen Arbeit
Wie wäre es, wenn wir diesen Tag zum Anlass nehmen würden, über die Prinzipien des „New Work“ nachzudenken? Auf individueller Ebene wäre es die Frage, was ich denn wirklich wirklich in meinem (Arbeits-)Leben machen möchte. Im Kollektiv könnte man moderne Organisationsformen testen und flexiblere Arbeitskultur ausprobieren.
Tag der digitalen, hybriden Arbeit
In zynischen Momenten habe ich manchen Führungskräften schon mal jährlich einen 3-wöchigen Lockdown gewünscht – ohne Pandemie versteht sich – rein aus digitalisierungs-therapeutischen Gründen😜.
Ein Arbeitstag – vielleicht am 2. Mai könnte ja schon mal ein Anfang sein. Das könnte laufen wie eine Feuer-Alarm-Übung in der Schule. Es brennt nicht, aber man übt mal alles und begibt sich geordnet in den Hof.
So könnte man einen Tag lang mal alles konsequent digital, remote und hybrid abbilden und dabei testen, wo die Systeme wie Haltungen aufgemöbelt werden müssen. Apropos Schule – die Schulen sollten auch mitmachen – oder einen eigenen Tag einführen, damit das mit der hybriden Unterrichtsoption irgendwann mal normales methodisches Handwerk würde.
Ach ja, und in den Verwaltungen könnte man ein jährliches Digitalisierungs-Audit-Update machen…
Tag der guten Arbeit
Auch ein guter Ansatz wäre es, dächten wir mal konsequent darüber nach, ob die eigene Arbeit im umfassenden Sinne gute Arbeit ist bzw. wie wir sie noch mehr dazu machen könnten. Sinnvoll? Menschenwürdig? Nützlich? Würden wir dann Jahr für Jahr Anteile von Bullshit-Jobs entlarven und abschaffen, würden Ressourcen frei für Wertvolleres. Den Tag der guten Arbeit gibt es übrigens sogar schon – am 7. Oktober. Das weiß nur irgendwie keiner. Schade eigentlich.
Tag der lernenden Arbeit
Auch eine gute Übung: jeder tauscht seinen Arbeitsplatz mit jemandem, der etwas völlig anderes macht. Ein Perspektivenwechsel, der bereichernd sein könnte. Im Reverse Mentoring lernen Boomer von Gen-Zs, nach welchen Regeln Online-Games funktionieren, welche Optionen das Metaverse bieten könnte und dass man auf Smartphones viel mehr machen kann als durch Feeds scrollen. Zum Beispiel dreidimensionale Avatare in Augmented Reality Anwendungen in den Raum stellen.
Wir haben einen ungeheuren Wandel der Jobs und erforderlichen Kompetenzen vor uns. Millionen Menschen werden neue Kompetenzen lernen müssen, wenn ihre alten Jobs wegfallen. Zu tun gibt es genug. Die wichtigste Kompetenz: Lernen. Oder um es mit Gerald Hüther zu sagen: Lernlust und Entdeckungsfreude zurückgewinnen. Da könnte ein sinnvoller „Tag der lernenden Arbeit“ ein guter Anlass sein, solchen Themen mehr Aufmerksamkeit zu geben.
Was denken Sie?
Vielleicht sollten wir den Gedanken mal weiterspinnen. Der nächste 1. Mai voller Demonstrationen und Forderungen kommt bestimmt.
Mit den heutigen Impulsen will ich aber noch ein ganz anderes Thema beleuchten, das mir sehr am Herzen liegt: die Berufsorientierung.
„Mein mutiger Weg“ – so gelingt Berufsorientierung
Im „Glücksfall Fachkräftemangel“ habe ich schon darüber geschrieben – die Misere im Arbeitsmarkt fängt früh an. Nicht nur, dass uns viele junge Menschen während Schule und Ausbildung verloren gehen.
Der ganze Prozess des Einstiegs ins Berufsleben ist geprägt von großer Unsicherheit, der Angst vor Fehlern und teils erschreckender Unkenntnis über die Welt da draußen.
Wir haben in unserem Beraterteam vor ein paar Jahren selbst mal einen Workshop für Schülerinnen und Schüler der 10. bis 12. Klassen gemacht. Haben unsere Teilnehmer Visionen für Ihr Leben skizzieren lassen, Stärken herausgearbeitet und aufgezeigt, wie der Arbeitsmarkt voller Chancen steckt.
Das Erschreckende damals: die Berichte über die Berufsorientierung in den Schulen. Da wurden Bewerbungstrainings so durchgeführt, dass die Ängste verstärkt und die Verwirrung vergrößert wurde.
Da kamen Vertreter von Kammern oder Arbeitsagentur mit durchschaubaren Botschaften – gefruchtet hat das wenig. Na ja, und man könnte ja auch fragen, ob es eine erfolgversprechende Idee sein kann, wenn Menschen über berufliche Perspektiven aufklären, die in ihrer eigenen Vita außer Schule, Universität und wieder Schule keine eigenen Erfahrungen machen konnten…
Sie merken schon – da könnte ich mich aufregen…
Umso begeisterter war ich, als ich bei der Mitgliederversammlung der Zukunftsregion Westpfalz e.V. die Preisträger des Zukunftspreises kennenlernte. Frederic und Patrick Keller haben eine großartige Firmenidee umgesetzt. Sie bringen schülergerechte Berufsorientierungs-Angebote in die Schulen.
Mit beiden habe ich ein Interview für die neue Podcastfolge geführt.
Berufsorientierung von den Schülern her gedacht
Frederic, Pascal und ihr Team stellen den Prozess auf den Kopf. Sie gehen mit Seminaren in die Schulen – mit jungen Trainern und Trainerinnen, schwungvollen und jugendgerechten Methoden.
Sie hören zu, schaffen einen Raum, in dem junge Menschen ihre Ideen, Wünsche und Anforderungen an ihr Berufsleben formulieren können. So entsteht Lust auf das Thema und ein Weg beginnt – im Idealfall der eigene mutige Weg.
So gibt es mehrere Seminare, die aufeinander aufbauen. Auch ein digitales Angebot ergänzt das Portfolio inzwischen. Damit können engagierte Lehrkräfte den Weg ihrer Schüler begleiten.
Im Interview erfahren Sie mehr darüber, wie das funktioniert. Wir unterhalten uns auch ausgiebig über die (oft unbegründeten) Missverständnisse über die unterschiedlichen Sichtweisen der Generationen.
Natürlich sprechen wir auch darüber, was es braucht, um dieses großartige Konzept tatsächlich zu den Schülern zu bringen. Häufig wird die Arbeit des Teams durch Sponsoren und Förderer ermöglicht. Mal ist es der Schulträger, mal sind es Unternehmen, mal sind es engagierte und aufgeschlossene Schulleitungen.
Wenn Sie hier Kontakte aktivieren und Initiative zeigen wollen – nehmen Sie gerne Kontakt auf. Die Website finden Sie hier, gerne vermitteln wir den Kontakt auch.
Spielfeld für Unternehmen – Arbeitgeber gefragt!
Hier springen die beiden Perspektiven zusammen. Herrschen bei Schülerinnen und Schülern oft Unsicherheit, ja Ängste vor, sind die Unternehmen ja umgekehrt in höchstem Maße daran interessiert, gute Bewerber für ihre Ausbildungsstellen oder dualen Studienplätze zu gewinnen.
Arbeitgeber können sich nicht nur als Sponsoren in solche Prozesse einbringen. Viel besser ist, wenn Unternehmen mit aktiven, nahbaren Angeboten zur Aufklärung beitragen und vor allem ermutigen. Sinnvoller als ein Stand auf einer Ausbildungsmesse (Typus „da stehen 100 Firmen und ein paar versprengte Jugendlich schlendern mehr oder weniger desinteressiert vorbei…“) können individuelle Engagements in und mit Schulen sein. Geben Sie einen realistischen Einblick in Berufsfelder. Zeigen Sie, was man im jeweiligen Beruf wirklich macht. Ermutigen Sie zum Experimentieren. Laden Sie Schülerinnen und Schüler zum Schnuppern in die Betriebe ein. Machen Sie deutlich, wie und wo man selbst gestalten kann und sich entwickeln darf. Durch den persönlichen Kontakt, die eigene Anschauung, das Schnuppern wächst das nötige Vertrauen in Arbeitgeber und die mögliche Berufswahl. Genau diese oft fehlende Sicherheit scheint ganz oft das größte Manko zu sein. Gerade wenn junge Menschen die Sorge haben, sich falsch zu entscheiden und sich dann im Umfeld auch noch mit nicht immer zukunftsorientierten Ratschlägen auseinandersetzen müssen. Gar nicht so leicht… Ist die Haltung als Arbeitgeber dann modern und die Kommunikation jung – ist beiden Seiten geholfen.Großartige Arbeitgeber finden ihre Azubis,
junge Leute finden einen guten Einstieg ins Berufsleben.
Es lohnt sich, aufeinander zu zu gehen und den richtigen Ton auf dem richtigen Kanal zu treffen.
Viel Spaß beim Reinhören. Wenn Sie für die aktuelle Ausbildungssaison noch Bedarf haben, sprechen Sie uns gerne an. Wir haben gerade einige Azubi-Kampagnen unterstützt. Kooperationen mit „Mein Mutiger Weg“ fädeln wir ebenfalls gerne ein. Im Gespräch und danach hatten wir schon eine ganze Menge Ideen. Sprechen Sie uns gerne an.Podcast – „Mein mutiger Weg“. Berufsorientierung an Schulen.
In dieser Podcastfolge geht es um eine frische und jugendgerechte Herangehensweise an Berufsorientierung. Pascal und Frederic Keller haben mit ihrem Team „Mein Mutiger Weg“ ins Leben gerufen, eine Initiative, die Schülerinnen und Schülern durch motivierende Seminare und die Online-Plattform „Traumjob-Campus“ bei der Entdeckung ihrer Stärken und Wünsche unterstützt. Hören Sie rein!