Frische Impulse und tiefgreifende Begleitung
Fachkräftesicherung – kommunale Ansätze
Einerseits ist die Mitarbeitergewinnung ja eine originäre Aufgabe jedes Unternehmens. Und dennoch gibt es eine Menge Themenfelder, in denen es Partner braucht bzw. Partnerschaften in der Region einen wertvollen Beitrag dazu leisten können, zusätzliche Menschen für den Arbeitsmarkt zu gewinnen, zu qualifizieren und in der Weiterentwicklung zu unterstützen.
Gut hundert Vertreter von Kommunen, Institutionen und Verbänden waren in Trier der Einladung der Transferagentur Rheinland-Pfalz / Saar gefolgt. Mit Blick über Trier ging es um vielversprechende Ansätze unter anderem in den Themenfeldern Migration und Integration, Übergang Schule und Beruf, Initiativen für die Gewinnung von Auszubildenden oder Qualifizierungsangebote für Quereinstiege und -umstiege.
Das war sehr inspirierend, eine Menge guter Projekte wurden vorgestellt und Strategien im Austausch weiterentwickelt.
Ich hatte die Freude, mit meiner Keynote zum Glücksfall Fachkräftemangel den anderen, positiveren Blick aufs Thema einzuspielen. Die Resonanz war klasse, die Diskussionen danach ebenso.
Als Impulse für die späteren Diskussionen habe ich fünf Botschaften betont, die quasi als Leitlinien für erfolgreiche regionale Prozesse und Projekte gelten sollten.
Flexibilisierung – wir müssen schneller werden
Zwei Aspekte habe ich besonders betont:
Erstens die Wichtigkeit von flexibleren Lösungen. Ob im Bereich der Arbeitserlaubnis für Menschen aus anderen Ländern, ob in der Qualifikation und Anerkennung von Abschlüssen – wir sind in Deutschland in vielerlei Hinsicht viel zu bürokratisch, zu zertifikatsorientiert und oft schlicht zu kompliziert und zu langsam.
Will man Potenziale für den Arbeitsmarkt erschließen, müssen wir hier schneller, pragmatischer und kundenorientierter werden. Meine Botschaft: Lasst Euch nicht von komplizierten Regelungen oder „Haben wir schon immer so gemacht – Gewohnheiten“ bremsen. Wir brauchen pragmatische Lösungen und Pilotprojekte, die zeigen, dass es auch anders geht.
Eine Prise Fachkräftemangel als unterstützender Leidensdruck kann da helfen 😉.
Der zweite Aspekt: Engagieren sich unterschiedlichste Einrichtungen aus Kommune oder Verbandsbereich für Fachkräfteinitiativen, sehe ich eine große Gefahr. Für den Erfolg benötigen die Projekte immer Unternehmen, die aktiv mitmachen. Wenn man jetzt nicht aufpasst, melden sich die Firmen, die ihre eigenen Hausaufgaben nicht gemacht haben, vielleicht sogar in einer Konsum-Haltung verharren und auf kostenlose Lösungen hoffen. Das ist sowohl unrealistisch wie gefährlich. Steuergeld und Engagement von Menschen in Projekten zu Bildung, Integration, Berufsorientierung, etc. sollten auf Kooperationen konzentriert werden mit Unternehmen, die verstanden haben, was sie selbst tun müssen und können. Haben die dann zusätzlich die Bereitschaft und den Horizont für sinnvolle gemeinsame Initiativen – dann wird ein Schuh draus.
Wer sich helfen lassen will, aber die eigenen Hausaufgaben nicht zu machen bereit ist, sollte nicht auch noch unterstützt werden. Ohne die richtigen Partner werden die besten Projekte keinen nachhaltigen Erfolg haben.
Gibt es einen Kreis engagierter Unternehmen, kann das andere durchaus nachziehen. Entscheidend ist die Kultur in solchen Netzwerken: Nicht jammern, sondern gemeinsam Lösungen entwickeln.
Dafür gab es viele tolle Beispiele. Z.B. der Katalog mit hunderten von Ausbildungsbetrieben, die Imagekampagne mit Rückholagentur, die Ausbildungsakquisiteure und viele andere mehr.
Tiefgreifende BegleitungLiegt bei solchen Veranstaltungen mit einer Keynote als Beitrag der Reiz in vielen Kontakten und oft dem Anstoßen einer Entwicklung, ist der Schwerpunkt bei meiner langfristigen Begleitung guter Kunden ganz anders gelagert. So auch in den letzten drei Tagen in der Nähe der Dauner Maare. Dort hatten sich die Leitungskräfte unseres Kunden zu ihrer jährlichen dreitägigen Strategieklausur getroffen. Wir begleiten den Strategieprozess schon viele Jahre. Das hat einen anderen, besonderen Reiz. Man kennt sich ziemlich gut. Die Unternehmenskultur ist auch uns in der Begleitung schon sehr vertraut. Als Sparringspartner kann man gut einschätzen, worauf es für die strategische Ausrichtung und das Zusammenwirken des Führungskreises ankommt. Faszinierend finde ich – neben den alljährlichen Themenschwerpunkten, der Auswertung und der Strategieformulierung – die Reflektion der Entwicklung über mehrere Jahre. Erst durch die Intensität der Begleitung wird das möglich, was wir in der Unternehmensbegleitung so besonders wertvoll erleben: man bekommt mit der Zeit einen Blick auch für die sonst oft verdeckten und unbewussten Muster in der Organisation wie bei den prägenden Personen. Das macht es möglich, die Weiterentwicklung der jeweiligen Management- und Führungskultur viel tiefgreifender zu unterstützen, als es in der reinen Strategiearbeit klassischerweise üblich ist. Sind dann noch mehrere Personen aus unserem Beratungsteam beteiligt, entsteht eine noch bessere Wahrnehmung aus verschiedenen Perspektiven. Unser Leitgedanke ist dabei die Lernende Organisation. Mit welchen Verhaltensweisen und -mustern sind wir erfolgreich? Ist man da ehrlich und schaut den wahren Ergebnissen ins Auge, erwächst die riesige Chance, bessere, wirksamere und effizientere Führungs- und Managementprozesse einzuführen und zu etablieren. Das Potenzial ist riesig. Das gilt schon in Firmen mit einem Managementteam von 5 bis 10 Führungskräften – umso größer ist der Hebel in Organisationen mit über hundert Führungskräften und über tausend Mitarbeitenden wie in unserem Fall. Umso wertvoller und wirksamer, wenn es gelingt, gemeinsam an echten Schlüsselthemen zu arbeiten und dafür Lösungen zu entwickeln. Faszinierend finde ich immer wieder, dass ein Unternehmenssystem irgendwie auch eine Art „Persönlichkeit“ zu haben scheint. Zur Seite treten, sich selbst beobachten und weiterentwickeln – das können nicht nur einzelne Menschen machen, sondern auch ganze Führungsteams für die Firma als Ganzes. Götz Werner hat das für mich wunderbar auf den Punkt gebracht: „Ein Unternehmen ist eine soziale Skulptur“ |
Wie schön und dankbar, an dem Werden von Kunstwerken mitwirken zu können.