Wann haben Sie das letzte Mal im Wald telefoniert?
Wann haben Sie sich das letzte Mal bei einem Waldspaziergang gut unterhalten?
Für mich ist das Telefonieren beim Laufen eine liebgewonnene Entdeckung aus der Corona-Zwangs-Homeoffice-Tristesse. Als wir alle an den heimischen Schreibtisch gebunden waren, habe ich öfters Telefonate mit in den Wald genommen. Das war so wohltuend!
Die Idee habe ich beibehalten. Gerade letzte Woche habe ich das mal wieder gemacht und den Ansatz möchte ich gerne mit Ihnen teilen. Ich finde das grandios und produktiv.
Außerdem kann ich ja nicht immer nur vom Arbeiten am Meer schreiben – auch im heimischen Wald geht inspirierendes Arbeiten 😃.
Und wenn Sie gerade keinen Wald zur Hand haben, tut es auch ein Weinberg oder notfalls ein Wohngebiet. Wenn Sie nicht raus wollen, kann es auch das Laufband unterm Schreibtisch sein.
Im Kern geht es ja darum, alte Gewohnheiten beim Arbeiten durch smarte neue Gewohnheiten zu ersetzen.
Wie oft sitzen wir tagsüber am Schreibtisch – und gerade jetzt Richtung Herbst und nach der Zeitumstellung – sehen manche Menschen die Sonne nur durchs Bürofenster. Morgens dunkel, Abends dunkel. Das ist weder gesund, noch macht das gute Laune.
Telefonat im Wald statt noch ´ne Videokonferenz
Dass ich ein Fan guter Videotermine bin, ist bekannt. Aber in manchen Situationen reicht ein Telefonat völlig aus. Gerade Gespräche, bei denen man keine Visualisierung braucht und die vermutlich länger dauern, können perfekt geeignet sein für Wald(oder-wo-auch-immer-draußen)-Telefonate.
Der Effekt ist ein doppelter: Produktivität und Lebensqualität!
Produktivität: Beim Gehen fällt uns eine Menge ein. Das sind hoch produktive, oft sehr intensive oder kreative Gespräche. Fast so, als ob man gemeinsam unterwegs ist.
Lebensqualität: Das dürfte selbsterklärend sein: Frische Luft, Bewegung und die tiefenentspannenden Geräusche im Wald. Herrlich. Wenn man es sonst nicht schafft, bei Licht an die frische Luft zu kommen, ist das ein cooler Zusatzeffekt. Ich habe alle Meetings und Termine absolviert und trotzdem eine Stunde Wald genossen.
Jetzt höre ich den einen oder die andere von Ihnen seufzen „Was, jetzt muss ich auch im Wald noch arbeiten…“.
Bitte nicht falsch verstehen. Ruhige Läufe im Wald allein oder mit Freunden sollen ja dadurch nicht weniger werden.
Es ist nur ein Denkansatz für smarteres Arbeiten und zusätzliche Zeit mit Bewegung an der frischen Luft.
„Und wenn mich jemand sieht?“
Einfach freundlich grüßen und angrinsen. Klar schauen da die Leute schon mal komisch. Aber das ist mit Laptop am Hotelpool oder der Strandbar auch nicht anders. Im Wald können Sie schon mal üben… Wichtiger ist mir, dass das Telefonieren in guter Tonqualität und entspannt funktioniert, produktiv ist und mir gut tut. Mit Handy am Ohr ist das doof. Aber mit komfortablem Funk-Headset und Handy in der Tasche super angenehm.
Manchmal habe ich solche Gespräche bewusst geplant. Eine Verabredung so gelegt, dass es für einen schönen Lauf passt. Manchmal aber auch spontan ein Meeting umgelegt und mich auf den Weg gemacht (dann wird es meistens nur die Nachbarschaft und reicht nicht bis zum Wald).
Beim Spazieren habe ich Strategiegespräche, Beratungstermine, Kooperationsgespräche und Jour Fixe-Termine geführt.
Fair ist es natürlich, wenn beide Gesprächspartner beim Reden laufen und die frische Luft genießen. Geht aber auch, wenn einer im Auto sitzt. Und es gibt Meetings, meist interne, bei denen ist es am effizientesten, wenn zumindest einer der Beteiligten am PC die Tagesordnungspunkte aufruft und Ergebnisse dokumentiert.
Prüfen Sie doch mal Ihren Kalender, welche Gespräche und Meetings sich für solche bewegten Frischluft-Formate eignen – und dann ausprobieren. Das geht übrigens auch im Schnee.
Worum es wirklich geht
Wir sprechen viel von „new work“ oder „smart work“.
Auf der anderen Seite stecken wir oft in alten Gewohnheiten fest.
Eine solche Gewohnheit ist die feste Arbeitszeit mit möglichst kurzer Mittagspause. Gerade in der dunklen Jahreszeit ist das doch frustrierend, wenn man außerhalb der Arbeitszeit kein Tageslicht mehr sieht. Das schlägt aufs Gemüt. Wer hat da was davon?
Man kann das lösen, durch (gelegentlich) verlängerte Pausen. Die Extra-Stunde mittags, die man für Sport oder Bewegung nutzt, hängt man dann eben an, wenn es dunkel ist. Das macht viel zufriedener – und in vielen Jobs und Firmen lässt sich das ganz leicht vereinbaren. Man muss es nur mal ansprechen und gemeinsam überlegen, ausprobieren, den eigenen Stil finden.
Im Homeoffice haben Menschen solche Freiheiten schätzen gelernt – warum soll man das aufgeben, nur weil man wieder öfters ins Büro geht?
Man kann das eben auch so lösen, wie ich es oben beschreibe. Dann brauche ich noch nicht mal mehr Zeit extra, sondern kombiniere einfach das angenehme mit dem nützlichen. Ob Sie Sport treiben, einen Mittagsschlaf genießen oder eine Runde im Wald drehen – erlauben Sie sich, die eigenen Arbeitsmodalitäten neu zu denken und smarter zu machen. Das macht Arbeit gesünder und besser.
Smarte Arbeitgeber lassen solche Ideen nicht nur zu, sondern fördern sie sogar aktiv.
Das nenne ich Arbeitgeberattraktivität, die noch dazu gar nichts kostet.
Waldgespräche als Remote – Führungsinstrument?
Solche Telefonate können übrigens auch ein schönes Ritual für intensiven Kontakt bei der Führung auf Distanz sein. Wenn Sie für Teammitglieder verantwortlich sind, die an anderen Orten arbeiten, können halbstündige Telefonspaziergänge ein schönes Mittel sein, in Kontakt zu bleiben und sich sehr persönlich auszutauschen.
Wenn Sie meinen vorletzten Podcast gehört oder den Text dazu gelesen haben, ist Ihnen längst aufgefallen – den Austausch mit einem anderen Teilnehmer als virtuellen gemeinsamen Waldspaziergang haben wir sogar öfters in Online-Klausuren eingebaut. Handynummern austauschen und los geht´s. Eigentlich ganz einfach – man muss nur drauf kommen.
Telefoniere ich jetzt immer im Wald?
Nein, natürlich nicht.
Es hat auch weiterhin eine unfassbare Qualität, bei einem (stillen) Waldlauf den Geist wieder auf Touren zu bringen. Das möchte ich nicht missen.
Eine Warnung muss noch sein: Führen Sie nur unkritische und angenehme Gespräche auf Ihrer Waldrunde. Wir wissen nämlich später noch genau, wo wir mit wem gesprochen haben. Besonders an schwierige und konfliktreiche Gespräche wollen Sie aber nicht bei jeder Waldrunde wieder an der gleichen Kurve erinnert werden!
Also – halten Sie sich Ihre Lieblingsrouten sauber und nehmen Sie nur angenehme Gespräche und Gesprächspartner mit. 😉
Hi ich bin Stefan und schreibe hier für großartige Arbeitgeber und eine bessere Arbeitswelt.
Ich bin selbst Unternehmer, motiviere als Keynote Speaker und begleite als Sparringspartner.
Fachkräftemangel? Jammern hilft nicht. Kluge Strategien schon.
Folge oder kontaktiere mich auf meinen Social-Media-Kanälen: