„Alle zurück ins Büro!“

„Alle zurück ins Büro – das spart Geld!“

„Wieso das?“ werden Sie vielleicht fragen. Die Diskussion geht doch eigentlich andersrum. Firmen können eher Kosten sparen, wenn sie Büroflächen verkleinern und flexibler arbeiten. Firmen halten und gewinnen Talente, wenn sie Flexibilität ermöglichen. Alle sparen Zeit und Geld durch weniger unproduktives Pendeln.

Tatsächlich ist es ja gerade eine muntere Diskussion, die nicht zuletzt die großen amerikanischen Konzerne mit ihren teils medienwirksamen „Back-to-Office“-Anforderungen ausgelöst haben. Da müssen Menschen in die Nähe der Büros ziehen und zwei oder drei Tage zwingend vor Ort sein. Am besten noch mit vorgeschriebenen festen Tagen.

Ich bin da ohnehin skeptisch und weise gerne darauf hin, dass das eben nicht „alle großen Firmen“ sind.

Eine vernünftige Strategie des weiterhin flexiblen Arbeitens mit dem Freiraum,
in den Teams zu vereinbaren, wie und wie oft man persönlich vor Ort ist,
macht halt keine Schlagzeilen.

Man kann einfach nicht umhin, manchmal zu denken, da könnte noch eine andere Überlegung dahinterstecken …

 

Sensationelle Strategie enthüllt

Genau in diese Kerbe schlägt gerade ein Artikel auf Bloomberg, der den phänomenalen Hack zur Rentabilitätssteigerung und Kostensenkung offen kommuniziert und damit für alle Nachahmer verfügbar macht.

Sensationell.

Fast ohne Aufwand erhebliche Kostensenkung UND Rentabilitätssteigerung erreichen?
Darauf haben wir gewartet.

Wollen Sie wissen, wie das geht?

Wirklich?

 

Die Firma hat verkündet, dass ab sofort
alle für zwei feste Tage zurück ins Büro müssen.

Sonst sind sie gefeuert.

Und weiter?

Nichts weiter. Das ist die ganze Strategie.

Was ist passiert?

45 % der Mitarbeitenden haben die Firma verlassen. Die Belegschaft hat sich von 180 auf gut 90 Leute reduziert.

Was das an Kosten spart! Phänomenal!

Ok. Der Umsatz geht auch zurück, aber womöglich nicht ganz so stark. Logisch, dass die Rentabilität steigt. Das ist ein echtes Fitness-Programm nach dem Geschmack zahlengetriebener Controller, die das ganze Wellbeinig-Gedöns eh noch nie verstanden haben.

Tatsächlich hat der CEO die Aktion vor Finanzanalysten als Rentabilitätssteigerung noch positiv verkauft. Das muss man sich mal trauen.

War da nicht noch was?  

Jetzt muss man bei solchen Geschichten immer vorsichtig sein, weil wir in der Regel nie die vollständigen Hintergründe kennen. Auch hier gab es wohl eine Vorgeschichte. Aus dem Bloomberg-Text geht jedenfalls schon mal hervor, dass eine große Zahl an Mitarbeitenden zuvor eine Gewerkschaft gründen wollte. Die Back-to-Office-Aktion war also wohl schon eine Art Retourkutsche.

Vor der möglichen (hoffentlich nicht 🥴😀) Nachahmung sei außerdem eindrücklich darauf hingewiesen, dass diese Aktion unter amerikanischem Arbeitsrecht stattfindet und hierzulande die Bilanz völlig anders ausfallen würde.

Irgendwie bestärkt mich dieser Bericht in meinem seltsamen Gefühl beim Lesen der anderen Back-to-office-Nachrichten. Wer sehenden Auges in der aktuellen Diskussion solche Botschaften in die (Arbeits-)Welt sendet, könnte womöglich weniger die eigene Attraktivität als Arbeitgeber, sondern gewisse Kostensenkungspotenziale im Blick gehabt haben.

Eine Frage geht mir aber dabei einfach nicht aus dem Kopf:

„Wie stellen die sicher, dass es die Richtigen sind, die dann gehen?“

Höre ich da irgendwo „Tja, wenn man das jetzt noch richtig steuern könnte …“ ?
Nein. Aus. Fieser Gedanke.

Ach ja – die zweite Strategie verrate ich Ihnen ein anderes Mal. Da muss ich mich noch mehr aufregen und ich sollte lieber weiter an meinem Buch schreiben😉.