Messe Zukunft Personal 22 in Köln – unsere Eindrücke

Haben Sie ein Glück! Warum?

Wir nehmen Sie mit auf die Messe und Sie können dabei in aller Ruhe einen Kaffee trinken. Kein Lärm. Keine Frage von rechts „Wie finden sie Ihre Talente?“ oder von links „Kennen Sie schon unsere neue KI?“.

Keine (vergebliche) Suche nach einem leckeren Mittagessen zwischen all den Software- und Knowhow-Ständen (kulinarisch hat die Personalmesse echt Luft nach oben).  Und Sie bekommen nicht die ganze Woche danach Follow-Up-Anrufe und Mails im Minutentakt. 😉 Aber genug `gejammert´ 😉. Wir sind ja gerne hin und wir haben die beiden Tage inmitten der HR-Experten, -Anbieter und -Interessenten genossen und gut genutzt.

Schließlich wollten wir …
… einen Überblick über Trends in der Szene gewinnen,
… Tools und Strategien aufspüren, die uns und Ihnen bei praktischen Herausforderungen helfen,
… Ideen und Best Practice-Beispiele kennenlernen,

und vor allem und besonders wichtig: unser Netzwerk an Experten aus den verschiedenen Disziplinen von Employer Branding bis Recruiting weiter ausbauen.

Das ist definitiv gelungen. Wir haben eine Menge inspirierender Gespräche geführt, neue Anbieter kennengelernt und inzwischen auch viele bekannte Gesichter wieder getroffen. Da sind viele Menschen, auf die wir bei entsprechenden Aufgabenstellungen zugehen können. Als Katharina und ich im letzten Jahr die Messe nach Corona-Pause zum ersten Mal besucht haben, war es eine Mini-Messe. Gefühlt mit 50 Ausstellern und 400 Besuchern. Wir konnten an einem Tag mit allen sprechen. 😉

War das auch im letzten Jahr schon ergiebig (hier geht´s zum Blog von 2021, hier zum Interviewpodcast mit 5 Ausstellern aus dem letzten Jahr), erlebten wir jetzt wieder eine „richtige“ Zukunft Personal. Die Hütte war voll: 16.000 Besucher, über 500 Austeller und genauso viele Workshops an 3 Tagen. Nur die legendären Partys haben wir leider verpasst wegen anderer Termine. Nächstes Jahr.

Software, KI und HR-Tech

Ja, es geht ja eigentlich um den Menschen. Sollte man meinen. Schlendert man über die Messe, fallen die unzähligen Software- und Tech-Anbieter auf.

Für jeden denkbaren Prozess im Personalbereich gibt es Software-Lösungen. Vom mächtigen Gesamtsystem über spezialisierte Lösungen bis zur smarten App für ganz spezielle Aufgaben.

Die alle zu beschreiben, würde den Rahmen sprengen.

Auch passen viele Lösungen nicht für die Anforderungen eher mittelständischer oder kleinerer Unternehmen. Viele Lösungen zielen auf Unternehmen mit mehreren Tausend Köpfen, oft in globaler Aufstellung.

Dennoch ist es höchst nützlich, einen guten Überblick zu haben, was es gibt und welche Möglichkeiten mit den Lösungen entstehen – aus drei Gründen:

1.      Was in großen Unternehmen mit komplexen Softwarelösungen abgebildet wird, kann auch kleineren Unternehmen als Inspiration für die dahinterliegende Methode geben. Die Methode kann man oft auch einfacher umsetzen. Und was heute bei großen Firmen eingeführt wird, kann morgen auch im Mittelstand verfügbar sein.

2.      Viele Lösungen sind auch schon heute für Unternehmen mit 50 oder 100 Mitarbeitenden interessant und anwendbar. Ein Schlüssel zum Erfolg: es lohnt sich, intensiv hinzuschauen, was eine Lösung wirklich kann und sich klug zu entscheiden, was die Prozesse in der eigenen Firma wirklich besser macht.

3.      Das Gesamtbild über das Angebot hält eine Menge Inspiration für die Modernisierung der Recruiting-Prozesse und des Personalwesens ganz allgemein bereit. Zu modernisieren gibt es dabei wahrlich genug.

Für jede Challenge eine Software …

Machen wir in diesem Sinne mal einen kleinen Rundgang.

Personalverwaltungssoftware. In einem modernen System abgebildet, pflegen Mitarbeitende ihre persönlichen Daten selbst, Urlaubsplanung, digitale Personalakte und Zeiterfassung sind integriert. Personalentwicklung, Kompetenzaufbau und Mitarbeitergespräche sind genauso enthalten wie der gesamte Prozess von der Bewerbung bis zur Zeugniserstellung.

Erkenntnis: Personalverwaltung geht smart und effizient. Das setzt Zeit und Kapazitäten frei für die wichtigeren Dinge in der HR-Arbeit und erhöht den Komfort für alle Beteiligten.

Bewerbermanagement-Systeme stellen die größte Gruppe der ausgestellten Systeme dar. Von der Stellenausschreibung über die Erfassung von Bewerbungen bis zu Personalauswahl und Onboarding – der ganze Prozess ist digital abgebildet. Das ist nur die Basis. Die Fülle der Funktionen ist faszinierend wie verwirrend. Beim zweiten Blick wird aber auch klar, wie groß die Unterschiede zwischen den Systemen sind.

Erkenntnis: nicht blenden lassen und den eigenen Recruiting-Prozess gut analysieren. Sich inspirieren lassen, welche Lösungen der Markt bietet und dann einen professionellen Auswahlprozess gestalten. Nichts ist frustrierender als mit einer Software zu arbeiten, über deren Restriktionen oder zu große Komplexität man sich dann ständig ärgern muss. Das kennen Sie vermutlich….

Mitarbeiter werben Mitarbeiter? Cooler Ansatz. Auch das gibt es als Software-Lösung, die systematisch offene Stellen aus dem Bewerbermanagement zieht und an definierte Mitarbeiterkreise ausspielt. Am besten direkt in eine App auf dem Smartphone. Dann kann jeder mit einem Klick den vorbereiteten Content in seinem Netzwerk posten. Auch hier gilt: im Kleinen geht das sehr viel einfacher und am Ende entscheidet die innere Überzeugung und Motivation über die Weiterempfehlungsquote. Die Strategie zählt – nicht die Software.

Talentpool. Bin ich ein Fan von. Auch hier gibt es die Schwester-Software zum CRM auf Kundenseite: heißt dann folgerichtig TRM („Talent Relation Management“). DSGVO-konform und mit Einwilligung sammelt man alle Leads von Bewerbungen, die noch nicht gepasst hatten wie von jedem Besucher am Messestand oder Schülerpraktikanten. Warum sollten wir in der Kommunikation zu möglichen Talenten nicht genauso gute Prozesse haben wie im Vertrieb zum Kunden?

Erkenntnis auch hier: Das geht auch einfacher. Aber die Strategie eines Talentpools – die sollte man auf dem Schirm haben. Notfalls zunächst als Excel-Liste oder in einem einfachen Email-Programm.

Smarte Tools für modernes Recruiting

Besonders interessant und oft auch direkt anwendbar sind für uns natürlich die smarten Apps und Lösungen für den Recruiting-Prozess bzw. einzelne Phasen der Talente-Gewinnung.

Hier haben wir einige Anbieter wieder getroffen, die wir schon kennen. Es ist eine muntere und innovative Startup-Welt. HR ist ein Wachstumsfeld – und Recruiting besonders, in dem ständig neue Lösungen für schnelles, smartes Ansprechen möglicher Talente auftauchen. Spannend.

Truffls bezeichnet sich als das Tinder der Jobsuche. Wischen nach rechts und links inklusive. Andere bieten Bewerbungen über Whatsapp for Business an. Performance Recruiting über Social-Media-Kampagnen und schnelle Bewerbungsverfahren direkt am Smartphone sind schon fast ein alter Hut.

Persomatch fokussiert auf die Potenziale von Google (s. Podcast letzte Woche), „Why apply“ setzt auf Challenges statt platte Jobwerbung.

Lange ausgetauscht haben wir uns mit dem Team von Talk´n´job. Im letzten Jahr noch ein kleines Startup ist die Idee des Recruitings via QR-Code auf Bierdeckel, Fahrzeug oder Social Media und einfacher Sprachbewerbung über Chat inzwischen weithin bekannt und wächst stark.

Wie so oft im Leben, gibt es aber auch genau den gegenteiligen Trend. Während viele Anbieter die Hürde zum Bewerben so weit wie möglich absenken, erhöhen sie andere ganz bewusst.

Brauche ich statt der klassischen Bewerbung nur 3 Fragen zu beantworten, ist die „Bewerbung“ schnell auf dem Weg. Damit sind auch viele Bewerbungen nicht besonders passend.

Stellt man auf der Landingpage des Jobs alle möglichen Fragen schon explizit dar, entsteht das Gegenteil: Wer das alles durchgearbeitet hat und dann der Meinung ist „Der Job passt genau zu mir!“ – da ist die Chance dann auch sehr groß, dass Bewerbungen Volltreffer sind. Auch eine Strategie – und keine schlechte.

Wo finden wir Talente?


Genug über Technik. Es gab auch sonst viele interessante Aspekte.

Mehrere Anbieter zeigen Beispiele, wie man ganz andere Zielgruppen für die Mitarbeitersuche erschließen kann. So adressiert ein Anbieter ganz gezielt Menschen, die die Bundeswehr nach ihrer Dienstzeit verlassen und als Zielgruppe im Arbeitsmarkt sonst oft gar nicht gesehen werden.

Anbieter organisieren den ständig gefüllten Obstkorb, das gesunde Essen in der Firmenkantine oder das Betriebsfahrrad.

Die globale Perspektive zeigten gleich mehrere Dienstleister, die es Arbeitgebern ermöglichen, Mitarbeitende in anderen Teilen der Welt zu engagieren. Ohne Niederlassung und komplizierten Verwaltungsaufwand können Mitarbeiter in Bangkok, Nairobi oder Tiflis eingestellt werden.

Wenn es keine „fertigen“ Software-Entwickler gibt, bilden wir sie eben aus. Sagt sich Yakha als neu gestartetes Unternehmen, das in einem zweijährigen Prozess gezielt Menschen zum IT-Experten nach den Anforderungen der Auftraggeber ausbildet und bereitstellt.

Fachkräftemangel macht kreativ. Aber das sage ich ja immer…

Eine der witzigsten Gespräche hatte ich ganz am Ende unserer Messetour: Zwischen all den Bildschirmen fiel der bunt bedruckte italienische Kleinwagen direkt auf. Ein ganzer Stand voller Pizzakartons.

Vermutlich hat mich der Hunger hingezogen. Der allerdings wurde enttäuscht. Die Kartons waren alle leer.

Die Neugierde allerdings war zufrieden. Ebenso pfiffig wie sympathisch durch Julien Giusti und seinen Vater präsentiert: ihre Druckerei wirbt für Jobannoncen auf Pizzakartons.

Wenn die jetzt noch per Künstlicher Intelligenz nur an die genau richtigen Bewerber ausgespielt werden könnte….

Ich glaube, ich bin unterzuckert und brauche jetzt erst mal eine Pizza. Ohne Aufdruck.

Podcast – Köln. Eindrücke der ZP Europe22

Wir haben Tools und Strategien in Augenschein genommen und einige gute Gespräche geführt. Darüber hinaus weitere Experten und Lösungsanbieter kennengelernt und bestehende Kontakte vertieft. Hören Sie rein in unsere Eindrücke von der Messe.

88 – Messe Zukunft Personal 2022

Messe im Normalbetrieb. Nach längerer Pause treffen sich wieder mehr als 16.000 HR- und Recruiting-Experten in Köln – auf der Suche nach Inspiration, Tools und neuen Lösungen für den Kampf um [...]

2022-10-05T15:36:27+02:00
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