Wie geht es Ihren Mitarbeitern ?

Umsatzeinbrüche, Kurzarbeit und die Unsicherheit, was nach der Krise vom eigenen Geschäftsmodell noch übrig sein wird – da scheint die Frage nicht so zentral. Sie ist es aber und sie ist es gerade jetzt. Sind viele Mitarbeiter im Homeoffice, andere zu versetzten Zeiten im Betrieb, fehlen Gelegenheiten des zwanglosen Gesprächs. Klar – die Profis in Sachen Führung mit virtuellen Teams haben dafür gute Lösungen, sind per Chat, Video-Calls individuell und im Team, virtuelles Feierabendbierchen oder Co-Working mindestens so gut in Kontakt, wie andere im täglichen Miteinander im Büro früher. Aber die Praxis in den meisten Firmen sieht doch anders aus.

Videokonferenzen gibt es allenfalls für die großen, offiziellen Meetings, ansonsten wird gemailt und zur Not telefoniert. Das ständige Reden in den PC strengt an. Läuft die Technik nicht rund, ist das Meeting nervig – Nähe bringt das auch nicht. In anderen Firmen sind Videomeetings immer noch selten, man quält sich durch Telefonkonferenzen. Oder man lässt es gleich ganz, schreibt Emails und hofft auf die Rückkehr zur alten Normalität.
Geschäftsführer und Führungskräfte sind in manchen Branchen mehr als gefordert im Kampf zum Erhalt des Unternehmens. Verzichten sie dann aber auf regelmäßige und gute Kommunikation ins Team oder schreiben nur Emails zur Lage, entwickelt sich eine fatale Mischung.

Die Lage der anderen

Chefs sind naturgemäß im Bilde über die Lage der Dinge. Doch wie soll es einem Mitarbeiter im Zwangs-Homeoffice gehen, der sich nicht gut eingebunden, informiert und mitgenommen fühlt? Der nur genervte Führungskräfte in schlechten und seltenen Video-Calls erlebt? Der in Emails über die Verlängerung der Kurzarbeit, die Stornierung von Aufträgen und die Entlassung von Kollege Meier erfährt ohne Hintergründe einordnen zu können? Der Hiobsbotschaft über Hiobsbotschaft in den Medien konsumieren muss? Der von Freunden mit Gerüchten zur eigenen Firma oder Branche konfrontiert wird?

Da ist die Sorge vor den Folgen der Pandemie ganz allgemein. Das lässt uns nicht kalt. Da ist die Sorge um die Konjunktur. Real. Da ist die Sorge um die Firma und die Zukunft des eigenen Arbeitsplatzes. Das ist alles herausfordernd genug, wenn man richtig gute Führung erlebt. Wie dramatisch, wenn ich schlecht informiert bin, unsicher und allein gelassen!

Es ist ein riesiger Unterschied, ob Mitarbeiter sich als gut informierter Teil eines Teams fühlen oder allein gelassen. Im ersten Fall meistert man die ganze Situation irgendwie gemeinsam. Im zweiten Fall sinkt nicht nur die Produktivität. Menschen kommen auch ins Grübeln. Ist das noch der richtige Job? Ist das noch die richtige Firma? Menschen gehen auf die Suche – und vielleicht treffen sie innerlich eine Entscheidung.

Führungskräfte, die nicht bei ihren Mitarbeitern sind, bekommen davon nichts mit. Und es passiert ja auch nicht sofort etwas. Die wenigsten Menschen würden in der aktuellen Lage einen Job einfach kündigen. Das wird erst passieren, wenn die Entwicklung wieder aufwärts geht. Viele werden dann sagen, das läge am Fachkräftemangel, an der Branche oder an der Konkurrenz. Die eigentliche Ursache lag jedoch woanders: fehlende Führung, fehlende Nähe, fehlendes Vertrauen – gerade in einer Zeit, in der es besonders nötig gewesen wäre.

Schaffen Sie Nähe und Vertrauen

Vielleicht nehmen Sie diesen Impuls als Auslöser und überprüfen Ihre Kommunikation. Schaffen Sie mehr Kontakte durch direkte Telefonate. Fokussieren Sie nicht nur auf die sachlichen Themen, sondern schaffen Sie Raum für einen Erfahrungsaustausch. Fragen Sie nach der jeweiligen Situation, entwickeln Sie gemeinsam Spielregeln, wie die Phase im Homeoffice für alle gut gestaltet werden kann. Schaffen Sie Gelegenheiten zum zwanglosen Kontakt und erklären Sie Entscheidungen gut.

Vertrauen und Zuversicht entstehen nicht aus Schönreden. Vertrauen und Zuversicht entstehen aus wahrhaftiger und ehrlicher Information, aus einem realistischen Plan und der Gewissheit, dass da Menschen vorangehen, denen es auch um die Menschen geht, die mitgehen.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine gute Zeit und viele Momente der Nähe!