Was hoch wachsen will, muss tief wurzeln …

Die Welt scheint voll von Versprechen nach schnellem Erfolg. Es kann gar nicht schnell genug und hoch hinaus genug gehen.

Schnelles Geld durch neuartige Anlagetricks?

Grandiose Vertriebserfolge über Nacht?

Massenhaft tolle Bewerber im Handumdrehen?

Diese Slogans kennen Sie alle, sie fluten uns schließlich auf allen Kanälen.

Die schlechteren sind einfach nur nervig. So geht es mir wie Ihnen oft mit den nett klingenden Kontaktanfragen bei Linkedin und Co, die sich wenige Sekunden nach Annahme als plumpe Akquise-Anmache herausstellen. Lästig.

Die besseren wirken zumindest interessant und verlockend. Da kann man schon mal schwach werden. Besonders wenn man sich selbst nicht so gut in der jeweiligen Branche auskennt. Tolle Bilder, ein paar schöne Testimonials und eine schlüssige Argumentation. Könnte ja vielleicht klappen mit den schnellen Bewerbern aufgrund der hippen Marketingkampagne…

Da muss man dann genauer hinschauen.

Auf eines der Angebote musste ich gerade die Tage dann doch mal klicken. Die Email lockte mit der Aussage „Wir schreiben Ihr Buch in 4 Wochen für 4.950 €“

Nicht, dass ich da jetzt Kunde werden wollte🤣. Aber neugierig war ich dann doch. Schließlich habe ich gerade ein Buch geschrieben mit einem halben Jahr erheblichen eigenen Zeiteinsatzes und zusätzlich einem Invest in deutlich mehrfacher Höhe der angebotenen Summe – allein für die Dienstleistungen rund um die Erstellung des Buches (Lektorat, Korrektorat, Veröffentlichung, Satz, Design, Marketing,…) –  obwohl ich es komplett selbst geschrieben habe.

Das wollte ich jetzt doch mal wissen und klicke auf die Website.

Dann habe ich schallend gelacht. Lange.

Der Typ hat ernsthaft als Referenz angeführt, dass er 300 (!) Bücher …

…. nein, nicht verlegt hat oder geschrieben,

… sondern „im Repertoire“ – also „gelesen“ hat. Ernsthaft!

Das Erfolgreiche kann so einfach sein…

Nimmt man von dem bunten Marketinggeklingel mal etwas Abstand, öffnet das den Blick für langfristig wirksame Wege und Strategien.

Die sind dabei oft überhaupt nicht spektakulär. An ihnen können häufig auch nicht so viele Heilsbringer verdienen. Deshalb ist es merkwürdig still um die wirklich wirksamen Wege.

Nehmen wir beim Versprechen des schnellen Geldes. Was werden da nicht alles für Finanzprodukte mit wohlklingenden Namen feilgeboten. Tradingstrategien, Versicherungsprodukte, Zertifikate, … – verwirrend. Vermutlich landet das schnelle Geld bei diesen Strategien immer eher woanders – bei den Anbietern vermutlich.

Jetzt soll das  hier keine Finanzberatung sein. Aber wegen der Analogie darf man sich schon fragen, ob es nicht viel klüger ist, in Sachwerten wie Aktien langfristig und gut gestreut investiert zu sein. Mit ruhiger Hand. Mit Freude, wenn es aufwärts geht (da profitiert man nur, wenn man investiert ist) und mit Gelassenheit, wenn es an der Börse abwärts geht. Ganz smart ist es, dann Mittel in petto zu haben, mit denen man in schwachen Phasen aufstocken kann. Wer das so macht, ist ein ziemlich uninteressantes Ziel für die Armada der Finanzdienstleister – und vermutlich recht erfolgreich.

Im Bemühen um neue Kunden ist es vermutlich ähnlich. Ist die eigene Leistung wirklich nützlich, spricht sie sich rum. Sind Sie dann klar und gut positioniert, lösen wirklich zentrale Probleme Ihrer Kunden und bleiben mit Ihren Kunden in gutem Kontakt, dann haben Sie eher kein Vertriebsproblem.

Strohfeuer oder Substanz ?

Jetzt will ich hier weder Geldanlage- noch Vertriebsstrategien vermitteln – mir geht es natürlich um unser Kernthema der People Strategy.

Je brennender die Probleme rund um Fachkräftemangel und Co wahrgenommen werden, desto mehr Goldgräberstimmung herrscht im Markt und wir werden überschüttet von wohlklingenden Angeboten – der schlechteren wie der besseren Art.

Die erste Frage ist „Was wird angeboten und was nicht?“
Hier lohnt sich etwas Abstand.

Haben Sie mal darüber nachgedacht,
warum es massenhaft Werbung gibt für Performance Recruiting und Job-Portale gibt,
aber fast keine für „Mitarbeiter-werben-Mitarbeiter-Programme“?

Das ist wie mit den Finanzprodukten. Marktschreierische Werbung lohnt sich nur für Leistungen mit ordentlicher Spanne. Eine viel wirksamere Strategie, die man weitgehend selbst umsetzen kann, ist nur für einen spannend: für Sie selbst. Deshalb verkauft Ihnen das halt keiner. Dabei bringen Multiplikatorenprogramme meist wesentlich bessere Ergebnisse…

Dabei sind nicht alle angebotenen Leistungen schlecht oder unwirksam – beileibe nicht.
Aber vor der Illusion der vermeintlichen Abkürzung möchte ich warnen.

Der Spruch „Was hoch wachsen will, muss tief wurzeln“ gilt in vielen Bereichen – auch hier. Das gilt ganz grundsätzlich.

Eine wirklich nachhaltig erfolgreiche People Strategy
muss in der Haltung der Menschen an der Spitze des Unternehmens gründen.

Wirkliche Attraktivität nach außen kann nur entstehen, wenn die Menschen, die schon da sind, Begeisterung empfinden und weitertragen.

Doch auch in den einzelnen Etappen der Entwicklung einer Employer Brand und einer erfolgreichen Strategie zur Gewinnung von Menschen für die Mitwirkung im Unternehmen ist Ausdauer gefragt.

Zwar kann es manchmal schneller gehen, als man denkt. Aber die ultimative Abkürzung? Da wäre ich höchst skeptisch. Es lohnt sich, mit Substanz, Tiefgang und Ausdauer am Thema zu bleiben und sich auf die langfristig wirksamen Faktoren zu konzentrieren.

Ein paar Beispiele und Aspekte:

Employer Branding braucht wirkliche Unterscheidung – im Idealfall Einzigartigkeit. Schnelle, nur nach außen orientierte Kampagnen können kurzfristig helfen, Nachhall haben sie eher nicht.

Besser:

Zeit nehmen und die wahren Unterschiede zu Mitbewerbern herausarbeiten.
Mit den eigenen Leuten in einen ehrlichen Dialog einsteigen und
die Firma besser machen, statt sie nur besser darzustellen.

Personalsuche braucht echte Klarheit darüber, wen Sie suchen. Immer mehr Budget in die Standard-Kanäle zu stecken oder reine Marketingmaßnahmen verpuffen meist. Vielleicht gewinnt man mehr Aufmerksamkeit und Bewerbungen. Aber sind das wirklich die Menschen, bei denen man hinterher sagt „Volltreffer“?

Was es braucht, ist Arbeit und verlangt Ausdauer: Wirklich gut überlegen, was genau jemand tun soll und was mitzubringen ist. Viel intensiver nachdenken und herausarbeiten, wen man sucht, wo diese Personen stecken und wie man sie erreichen kann. Zeit, die Sie hier investieren, zahlt sich mehrfach aus.

Je besser Sie Aufgabe, Firmenkultur und Erwartungen beschreiben können,
desto höher die Qualität der Menschen, die sich wirklich bewerben.

Je klarer Sie sich sind, woran Sie den Erfolg in der späteren Tätigkeit erkennen und messen können, desto klarer erkennen Sie im Bewerbungsverfahren, ob jemand wirklich passt.

In diesem Sinne könnten wir jetzt durch den ganzen Prozess der People Strategy gehen. Für die heutigen Impulse würde das zu weit führen. Aber die Idee sollte klar geworden sein.

Eine Strategie muss weder wohlklingend noch schillernd sein. Es geht darum, ob sie Ergebnisse erzielt und langfristig die Voraussetzungen für Erfolg verbessert. Dann gilt, was ich gerne in Aussicht stelle:

„Wenn Sie auf dem richtigen Weg sind, wird es irgendwann immer leichter“

Etappenziele statt Ungeduld

Ein weiterer Aspekt ist mir wichtig. Das wird uns in unserem Beratungsprozessen immer wieder deutlich.

Es ist unglaublich wertvoll, sich klar zu sein, an welcher Etappe des durchaus langen Weges zum großartigen Arbeitgeber wir uns gerade befinden und was in dieser Etappe erreicht werden kann – und was nicht!

Was meine ich damit?

Nehmen wir die Überarbeitung von Stellen. Macht man sich die Arbeit, Stellen und Aufgaben viel klarer und nachvollziehbarer zu definieren und zu beschreiben, als üblich – bis zur besseren Stellenausschreibung – was kann man damit erreichen?

Eine Kundin berichtete gerade von der Rückmeldung eines Job-Interessenten, der eindrücklich bestätigte, dass man bei der Ausschreibung sehr viel klarer als sonst spüre, dass das Unternehmen sich intensiv Gedanken gemacht habe und man wisse, was man suche. Deshalb habe er sich dann beworben. 100 Punkte würde ich sagen.

Eine tolle Stellenanzeige ist eine tolle Stellenanzeige, die Menschen anspricht und zum nächsten Schritt verleitet.

Aber eine noch so gute Stellenanzeige führt noch NICHT zu einer riesigen Reichweite und hunderten Bewerbern. Das kann sie nicht.

Ein zweites Beispiel: Erstellen Sie eine Karriereseite oder eine spezielle Landingpage für eine wichtige Jobfamilie mit viel mehr Einblicken in Firma und Tätigkeiten, mit Testimonials, Storys, persönlichen Botschaften und einem sympathischen Weg der Kontaktaufnahme. Das kann dazu führen, dass jemand, der sich lose interessiert, immer tiefer einsteigt, alles durchliest und das Gefühl hat „Das ist ja klasse“.

100 Punkte.

Eine tolle Karriereseite schafft einen positiven Eindruck und macht Lust auf mehr.
Ob der Mensch vorm Computer sich jetzt oder später bewirbt oder nur zum Empfehler wird, hängt an ganz anderen Dingen. Auch die Website allein kann noch keine Reichweite erzielen. Sie kann aber die, die kommen, zum nächsten Schritt animieren.

Große Ziele erreicht man in Etappen

An diesen Beispielen möchte ich einen anderen Aspekt deutlich machen: Ein Schlüssel zum Erfolg, ist die kluge Orchestrierung der einzelnen Maßnahmen.

Macht man den zweiten Schritt vor dem ersten, verpufft die Energie. Anders herum wird ein Schuh draus und entsteht eine Basis, die alles Nachfolgende leichter macht.


Ohne eine gute Karriereseite und gute Stellenanzeigen bringt mehr Reichweite wenig.

Umgekehrt gilt das natürlich auch.

Baut man Etappe für Etappe die Dinge richtig aufeinander auf, wird jede einzelne Maßnahme ungleich wirksamer.

Auch wenn man manchmal Kompromisse machen muss, weil man schnelle Lösungen für akute Stellen braucht. Die langfristige Strategie braucht einen Plan, Geduld und klaren Fokus auf die jeweils wichtige Etappe.

In diesem Sinne ist es mit einer guten People Strategy wie mit dem sinnbildlichen Baum.

Je tiefer gegründet, je besser die Wurzeln, desto leichter, stabiler und widerstandsfähiger kann das werden, was nach oben sichtbar wird. Das ist genau die Herausforderung.

Wer wirklich stabiles Wachstum will, muss nicht an der Oberfläche hüpfen,
sondern in die Tiefe graben, pflanzen und hegen und pflegen.

Je stärker die Pflanze wird, desto leichter wird es.