Beteiligung statt Klassenkampf
Wissen Sie noch, wann Sie Ihre erste Dividendenausschüttung bekommen haben?
Das kann ein ganz besonderes Gefühl sein, wenn man zum ersten Mal erlebt, wie es ist, Geld zu bekommen als Gegenleistung bzw. Ertrag der eigenen Investition. Das ist so anders als der normale Lohn für die eigene Arbeit oder ein Geschenk.
Wie gut sich das anfühlt, erzählte mir kürzlich – zu später Stunde in der Kneipe – ein Mitarbeiter. Dabei geht es nicht um den Betrag, sondern einfach um die Tatsache als solches. Und sind es zunächst nur 8,35 Euro – das Gefühl ist einfach stark. Er erzählte weiter, wie sich seine ETF-Anlagen in den letzten 2 Jahren entwickelt haben und dass die Dividendensummen jetzt schon ein ganzes Stück mehr geworden sind.
Warum wir darüber sprachen?
Es gibt eine Geschichte dazu. Etwa 2 Jahre vorher habe ich einen Abend zu Geldanlage und Vermögensbildung für alle interessierten Mitarbeitenden angeboten. Meine Botschaft und mein Anliegen: je mehr Menschen möglichst früh in eine Rolle als Investor und Aktionär kommen, desto besser.
Warum das wichtig ist?
Dafür gibt es gleich mehrere gute Gründe – auf unterschiedlichen Flughöhen.
Die Inhalte im Überblick
Die persönliche Ebene
Es ist ja nichts Neues – für die persönliche Vermögensbildung kann man mit Sparbuch und Co nicht viel erreichen. Zinsen und Inflation gleichen sich meist weitgehend aus. Wenn es gut läuft, wird das Geld also nicht weniger. Das kann eigentlich jedes Kind ausrechnen (schön wär´s😉).
Dennoch horten die Deutschen immer noch viel größere Geldbeträge auf Girokonten (!), Tagesgeldkonten, Sparbüchern oder so seltsamen Konstrukten wie Bausparverträgen als sie in Unternehmensbeteiligungen oder vermietete Immobilien zu stecken.
Das ist eigentlich nicht besonders kompliziert. Vor allem seit es mit dem Instrument der ETFs gute Möglichkeiten gibt, den Aktienmarkt in seiner ganzen Breite zu kaufen. Ohne den Versuch, die Profis zu übertrumpfen (von denen bekanntermaßen die allerwenigsten mittel- und langfristig besser abschneiden als der Durchschnitt des jeweiligen Aktienmarktes), ohne Spekulation und ohne großen Zeitaufwand.
Dieser seltsame Mix aus Unwissen und Ängsten
Es gibt einen tiefsitzenden Mix aus Nichtwissen, seltsamen Ängsten und bewussten Falschinformationen. Aber was soll man erwarten, in dem ein noch amtierender Kanzler in aller Öffentlichkeit berichtet, dass er seine Ersparnisse auf Bankkonten hält. Das müsste eigentlich einen Sturm der Entrüstung geben, ob so schlechtem Beispiel.
Das passiert aber nicht. Leider ist es weit verbreitet , von Spekulation, kurzfristigem Trading und sinnfreiem Investieren in eine einzige Aktie mit maximalem Verlustrisiko zu berichten und zur Sicherheit gleich alles abzulehnen, was irgendwie nach Börse und Aktien klingt.
Manchmal habe ich den Verdacht, dass es sehr viele Interessen gibt, die von dieser Angst profitieren.
Denn wer Aktien als das versteht, was sie sind, nämlich Unternehmensbeteiligungen, und in diese mit einem langfristigen Zeithorizont und mit klug gestreutem Risiko investiert, braucht dafür weder Versicherungs-, noch komplexe Bankprodukte.
Es braucht lediglich ein gutes Grundverständnis, ein Depot und die Entscheidung, in welche ETFs man dort investiert. Dann spart man das langfristig an und hat damit praktisch keinen Aufwand, kaum Gebühren und langfristig betrachtet eben hohe Ertragspotenziale.
Dass die Börse auch mal ein paar Jahre schwanken kann, Verlustjahre dazugehören und man das aushalten muss – das gehört dazu und muss man aushalten.
Alle diejenigen, die mit großem Werbeaufwand lieber die Ängste schüren, um dann entsprechende Produkte zu verkaufen, schauen dabei in die Röhre.
Mich machen komplex beschriebene Produkte immer wütend. Da wird der Eindruck erweckt, dass man das Aktienrisiko quasi zum Nulltarif reduzieren könnte. Oder Produkte, in denen gleich mehrfach Provisionen und Gebühren versteckt werden, so dass man sich Jahre später wundert, warum das so gut klingende Produkt unter dem Strich so mickrige Renditen abgeworfen hat.
Und weil mich das alles so wütend macht, biete ich meinem Team immer mal wieder einen Infoabend an, bei dem ich diese Grundprinzipien erläutere und meine persönlichen Erfahrungen teile.
Betriebliche Altersvorsorge und Co.
Es gibt jede Menge Anbieter, die Arbeitgebern Lösungen zur betrieblichen Altersvorsorge anbieten. Das ist grundsätzlich eine gute Sache, weil es Mitarbeitern einen wertvollen Baustein der individuellen Altersvorsorge zugänglich macht.
Bei den meisten Lösungen stecken auch hier Versicherungsleistungen mit entsprechenden Gebühren drin. Durch die Privilegierung bzgl. Versteuerung und Sozialversicherung ist das dennoch meist eine gute Sache.
Statt aber – wie es viele Anbieter tun – den Eindruck zu verbreiten, dass solche Angebote den Fachkräftemangel lösen würden, wäre es viel wertvoller, in die Geldbildung der Mitarbeiter zu investieren.
Das wäre aus meiner Sicht ein wirklich wertvoller Benefit.
Das braucht natürlich mutige Arbeitgeber, die das selbst übernehmen oder Dienstleister, die echte Geldbildung anbieten und nicht selbst Produkte verkaufen wollen.
Denn je früher Menschen die Erfahrung eigener Investment-Erträge machen, desto mehr Sicherheit und Kompetenz wächst. Je mehr dadurch ein Beitrag zu persönlicher Unabhängigkeit wächst, desto besser.
Die Unternehmensebene
Doch es geht um viel mehr. Es gibt leider eine tief verankerte gefühlte Distanz zwischen Kapitalseite und Arbeitsseite im Unternehmen. Das kommt noch aus den Zeiten der Industrialisierung und wird in der öffentlichen Diskussion für meinen Geschmack immer noch viel zu stark betont.
Zumindest in den meisten modernen Geschäftsmodellen tragen die Teams der Mitarbeitenden die Wertschöpfung des Unternehmens zu ganz wesentlichen Teilen.
Betrachtet man Menschen als Material, kann man den Einsatz optimieren und den Kapitalertrag steigern. Dann ist das natürlich ein Gegensatz.
Haben Menschen den Eindruck, nur „Material“ und „Mittel zum Zweck“ zu sein,
muss man sich nicht wundern,
wenn Menschen innerlich auf Distanz zu ihrem Arbeitgeber gehen.
Wäre es nicht viel besser, zu einem gemeinsamen Verständnis zu kommen, wie man das Unternehmen erfolgreich macht und wie daran auch alle Beteiligten wirklich beteiligt sind?
Je stärker Mitarbeitende am Unternehmenserfolg beteiligt sind, desto stärker stimmen die Interessen und die Haltung überein. Das kann man auf mehreren Ebenen herbeiführen.
Die erste Ebene ist die transparente Kommunikation. Kennen Mitarbeiter die wirtschaftliche Situation des Unternehmens, können sie sich auch viel eher mit den Faktoren identifizieren, die Wertschöpfung steigern.
Die nächste Ebene ist eine Form der Beteiligung am Unternehmenserfolg. Das kann mit Incentives in guten Jahren anfangen. Ehrlicher und konsequenter finde ich eine Teamprämie, die vom Betriebsergebnis abhängig ist und an alle Mitarbeiter ausgeschüttet wird.
Achtung – das ist bitte nicht mit irgendwelchen individuellen Erfolgsprämien zu verwechseln. Hier geht es um eine Beteiligung am Unternehmenserfolg für alle an Bord.
Personalkosten oder Mitarbeitereinkommen?
Will man das noch weiter steigern, kann man sich dem Verständnis der Personalkosten kritisch nähern.
Das Unternehmen DM bezeichnet
„Personalkosten“ als „Mitarbeitereinkommen“.
Das gibt dem ganzen einen ganz anderen Dreh. Man könnte so weit gehen, dass man – je nach Geschäftsmodell – eine feste Quote vom Umsatz als Mitarbeitereinkommen definiert.
Steigert man die Produktivität, würden dann nicht einseitig Gewinn und Kapitalertrag steigen, sondern auch die Mitarbeitereinkommen. Ich kenne Unternehmen, die das so handhaben. Initiativen zur Produktivitätssteigerung bekommen dann ein ganz anderen Dreh.
All das kann man umsetzen, ohne formale Firmenbeteiligung. In größeren Unternehmen ist diese echte Kapitalbeteiligung natürlich die konsequenteste Form: sind Mitarbeiter direkt als Miteigentümer beteiligt, verändert sich das Gefühl, wenn man morgens in die Firma kommt.
Möglich ist das schon lange – verbreitet ist es nicht. Für großartige Arbeitgeber ist das eine Chance. Mitarbeiterbeteiligung wird sogar steuerlich und sozialversicherungsrechtlich in Deutschland gefördert – das weiß nur kaum jemand – und genutzt wird es noch weniger.
Wenn Sie jetzt Sorge haben, dass das super kompliziert sei – stimmt. Noch ist das aufwändig. Die wenigsten Firmen sind als Aktiengesellschaft organisiert und selbst dann muss man ja auch sicherstellen, dass Unternehmensanteile auch wieder verkauft werden können. Und GmbH-Anteilsveränderungen sind bekanntermaßen aufwändig. Perspektivisch wird aber auch das einfacher. Man kann Firmenanteile tokenisieren und per Blockchain verwalten. Man kann den ähnlichen Effekt auch simulieren – wenn auch weniger günstig – per virtuellen Unternehmensanteilen.
Aber klar, eine Forderung an die Politik kann sein, diese Instrumente noch leichter zugänglich zu machen und Hürden weiter abzubauen.
Bis dahin bleibt das eine Chance für wirklich großartige Arbeitgeber. Ganz nach dem Motto:
„Wenn es einfach wäre, würden es ja alle machen“.
Vorträge, die begeistern und Wirkung zeigen
Fachkräftemangel, Digitalisierung, New Work – der Wandel der Arbeitswelt stellt alte Sicherheiten in Frage. Jammern hilft nicht. Strategie schon.
Bringen Sie Zuversicht und Motivation in die Köpfe und Herzen Ihrer Zuhörer. Mit Vorträgen, die begeistern, ermutigen und zum Handeln anstiften. Provokant und relevant für alle, die Verantwortung für Unternehmen und Mitarbeitende tragen.
Gesellschaftliche Ebene
Dass eine kapitalgedeckte Komponente zur Rettung unseres Rentensystems auch gesellschaftlich eine andere Reputation benötigt – für Unternehmer ist das unstrittig.
Beispiele wie in Schweden und Norwegen zeigen, wie machtvoll es sein kann, wenn ein großer Fonds mit kluger Anlagestrategie die Altersvorsorgebeiträge investiert.
Mit einer anderen Haltung gegenüber Unternehmensanteilen und damit Investmentkapital würden wir gesellschaftlich aber viel weiter reichende positive Wirkungen verzeichnen.
Je mehr Menschen Eigentümer und Miteigentümer
von Unternehmen und Produktivkapital sind, desto stabiler, resilienter und leistungsfähiger dürfte unsere Gesellschaft sein.
Ob das Aktien, vermietete Immobilien, Anlagen zur Energieerzeugung oder direkte Firmenbeteiligungen sind – Geschmackssache.
Dabei wird diese Frage vermutlich in Zukunft noch viel wichtiger.
Denken wir das mal weiter. Was passiert denn, wenn ganz wesentliche Teile der heutigen Erwerbsarbeit von Robotern und KI geleistet werden?
Es scheint absehbar, dass nicht alle Menschen und deren volle Zeit für bisherige klassische Erwerbsarbeit benötigt werden wird.
Im Interview mit Pero Micic entwerfen wir die Vision, das Eigentum am Produktivvermögen auf möglichst viele Schultern zu verteilen – in Form von Aktienbeteiligungen. Ich fände das eine sehr faire und nachhaltige Form – als Alternative oder zumindest wesentliche Ergänzung zu Konstrukten wie einem Grundeinkommen.
Die Rolle als Arbeitgeber
Sicher kann man zu Recht Bedenken äußern an einer so hemdsärmeligen Vorgehensweise wie meiner mit einem selbst gestalteten Infoabend zum Vermögensaufbau.
Wehe, wenn einen da jemand verklagt. Wehe, wenn jemand dann Investments tätigt, die nicht gelingen. Was, wenn die Börse dann mal 7 Jahre schwächelt?
Ich weiß. Die Bedenken kann man haben.
Den Mut aber auch.
Ich glaube, dass Arbeitgeber für Ihre Mitarbeitenden wirklich wertvolles bewirken können, wenn sie in der einen oder anderen Form für den Aufbau von Kompetenz und Bewusstsein für Vermögensaufbau sorgen.
Die nächste Ebene ist das Unterstützen und Einrichten einer möglichst wirkungsvollen Form der betrieblichen Altersvorsorge.
Die Königsdisziplin dürfte die Beteiligung der Menschen, die die Werte schaffen am Unternehmen selbst sein. Struktur schafft Ergebnisse.
Es müssen keine großen Beträge sein. Aber es geht um die Systematik. Es ist ein anderes Gefühl zur eigenen Firma, wenn es einmal im Jahr eine Aktionärsversammlung gibt, ein Beschluss über die Dividendenausschüttung gefasst wird und danach eine Überweisung kommt – von „meiner“ Firma.
Es braucht die Stimme vieler Unternehmer und Unternehmerinnen und weiterer langfristig denkender Menschen, damit wir unser Land immer weiter zu einem Land der Eigentümer machen können.
Die zunehmende Offenheit gerade junger Menschen für ETF & Co und das sich nicht zuletzt durch junge und gute Influencer ausbreitende Wissen stimmen mich hoffnungsvoll.
Im Unternehmenskontext dürfen wir noch kräftig nachlegen. Statt Jammern über den Fachkräftemangel machen wir uns doch besser Gedanken, wie wir Wertschöpfung transparenter machen, fairer verteilen und damit wirklich nachhaltige Anreize für diejenigen schaffen, die einen Unterschied machen wollen und können. Beteiligung statt Klassenkampf.

Hi ich bin Stefan und schreibe hier für großartige Arbeitgeber und eine bessere Arbeitswelt.
Ich bin selbst Unternehmer, motiviere als Keynote Speaker und begleite als Sparringspartner.
Fachkräftemangel? Jammern hilft nicht. Kluge Strategien schon.
Folge oder kontaktiere mich auf meinen Social-Media-Kanälen: