Stellenanzeige war gestern – 7 Tipps für gelungene Arbeitgeberkommunikation

Haben Sie mal darüber nachgedacht, wie unterschiedlich Firmen kommunizieren?

Auf der Kundenseite veranstalten Firmen ein Riesen-Bohei, um auf sich aufmerksam zu machen. Man lädt zu Kundenevents ein, informiert potenzielle Käufer auf allen Kanälen, zerbricht sich den Kopf, was sie wohl brauchen könnten, spricht sie häufig an, notiert sich alle Merkmale, derer man habhaft werden kann und bleibt dran. Manchmal Jahre bis es dann zum Auftrag kommt.

Auf der Mitarbeiterseite schalten wir Stellenanzeigen.

Hmhhh.

Und klagen dann über Fachkräftemangel. Warum klagt eigentlich keiner über Kundenmangel?

Ok. Inzwischen haben ja manche Firmen auch eine schöne Karriereseite und werben für sich als Arbeitgeber. Aber in der großen Linie ist der Prozess des Arbeitgebermarketings noch massiv unterentwickelt. Dominiert von der alten Erfahrung, nach der Arbeitgeber am längeren Hebel sitzen, sind die Prozesse viel schlechter als wir es auf der Kundenseite längst etabliert haben.

Diese Unterschiede und wie man viel bessere Strategien entwickeln kann, dazu habe ich im Buch eine Menge geschrieben. Für diesen Impuls will ich ein paar Tipps für pfiffigere Wege und Denkansätze zur Mitarbeitergewinnung mit Ihnen teilen. Schreiben Sie mir gerne, was aus Ihrer Erfahrung richtig gute Tipps sind.

Tipp 1: Backen Sie sich Ihren neuen Kollegen (m/w/d).

Man sagt ja so: „Wenn ich mir jemanden backen könnte…“. Dann wird man oft zum Realismus ermahnt. Dabei ist das eine höchst realistische Vorgehensweise. Viele Stellenausschreibungen sind so umfangreich, so austauschbar, so unspezifisch, dass sie überhaupt nicht zünden. Entweder wird nicht klar, was Sie wirklich suchen oder der formulierte Anspruch ist so hoch, dass dem niemand gerecht werden kann.

Je spezifischer Sie wissen, wen Sie suchen, desto besser können Sie die Kommunikation zuspitzen. Dann ist es manchmal ein Begriff, der den Unterschied macht (Wir haben mal eine „begeisterte Buchhalterin“ gesucht und gefunden). Manchmal ist es die Klarheit des Profils. Die Chance, dass sich dann die richtigen Personen angesprochen fühlen, ist viel größer. Die Botschaft: Beschreiben Sie ein klares Profil. Was soll jemand können, was als Persönlichkeit mitbringen? „Kollegen backen“ gibt es bei uns neuerdings als Methode 😉.

Tipp 2: Auch eine Stellenausschreibung ist Werbung – oder auch nicht

Was denkt jemand, der Ihre Ausschreibung sieht und liest? Sind Bilder und Formulierungen gewinnend und wertschätzend? Welches Bild bekomme ich von meinem potenziellen Arbeitgeber? Vermittelt die Ausschreibung, warum dieser Job interessant und die Firma besonders ist? Welchen Sinn die Aufgabe hat? Oder steckt da noch der Charakter dieser staubtrockenen Stellenanzeigen drin, die vor allem hohe Anforderungen formulieren und alle gleich klingen? Stellenangebote gibt es auch in pfiffig. Die Jobbeschreibung des Softwareingenieurs in Programmiersprache, der Cartoon für die Mediengestaltung oder eine starke und auffallende Bildsprache. Denken Sie Ausschreibungen mit der Werbebrille.

Tipp 3: Netzwerke nutzen

Nein, damit meine ich noch nicht die sozialen Medien. Die kommen gleich. Sondern ganz klassisch die Netzwerke bestimmter Berufsgruppen, Ausbildungseinrichtungen oder Verbände. Sehr viel spezieller als die allgemeinen Stellenportale und Medien erreichen Alumni-Netzwerke und spezialisierte Plattformen oft genau die richtige Zielgruppe. Die Kosten sind meist geringer, die Wirksamkeit höher und die Trefferquote und Qualität der Bewerber ebenfalls höher als in den großen Kanälen. Fragen Sie Ihre Mitarbeiter, was Menschen mit dem Profil Ihrer gesuchten Kandidaten lesen, wo sie sich über Karrierewege austauschen und sich Tipps geben. Und dann sorgen Sie dafür, dass Sie genau dort Ihre Suche in passender Form präsentieren.

Tipp 4: Wie man heute sucht…

Was tun wir, wenn wir etwas suchen? Wir googeln. Haben Sie Ihr Angebot auf Ihrer Website gut und treffend beschrieben und die Inhalte so aufbereitet, dass sie bei einer Google-Suche auftauchen? Gibt es ein Video bei Youtube? Haben Sie gute Inhalte um Ihre Karriereseite aufgebaut, die gefunden wird, wenn jemand nach Jobs wie Ihren sucht? Wer hier gute Arbeit macht, erreicht genau die Menschen, die gerade aktiv etwas suchen.

Tipp 5: Ihr Team als Empfehler

Mitarbeiter werben Mitarbeiter. Das ist immer ein schöner Slogan. Damit das funktioniert, muss aber einiges stimmen. Das Wichtigste: sind Ihre eigenen Leute von Firma, Job, Stimmung und Perspektive nicht überzeugt, würden sie nie guten Freunden oder Bekannten eine Bewerbung bei Ihnen empfehlen. Das sagt man vielleicht nicht so offen, innerer Zweifel erklärt aber das zurückhaltende Agieren. Außerdem müssen Mitarbeiter wissen, wer warum gesucht wird. Eine Prämie, wie das manche Firmen ausloben, ist dann eher die Kür und allemal besser als das Geld in die berühmten staubtrockenen Anzeigen zu stecken. Überzeugung, Information und gemeinsames Profitieren durch die Stärkung des Teams sind aber wichtiger.

Tipp 6: Arbeitgebermarketing ist immer

Auch wenn man nicht immer eine Stelle zu besetzen hat – so wie gute Vertriebler immer und überall potenzielle Kunden identifizieren, sind gute Personaler immer achtsam für potenzielle Talente. Einer freien Mitarbeiterin in meinem Online-Marketing bin ich zum ersten Mal beim Registrieren für einen Großhandel begegnet. Wir kommen ins Gespräch, ich frage sie, was sie studiert. Als sie von Journalismus und Mediengestaltung spricht, mache ich deutlich, dass ich vermutlich bald jemanden bräuchte, der sowas nebenher macht. Das Interesse war ehrlich und ein paar Wochen später haben wir den ersten Testauftrag vereinbart. Eine virtuelle Assistentin habe ich vor über fünf Jahren bei einem Kongress kennengelernt. Je mehr Menschen man kennt, desto größer ist die Chance, dass einem bei einem akuten Bedarf sofort jemand einfällt, den man direkt und persönlich ansprechen kann. Nicht zuletzt aus solchen Gründen landen die meisten Jobs nie in einer Stellenbörse, sondern sind längst vorher vergeben. Ein weiteres Beispiel für dieses Verfahren erzählte mir kürzlich ein Verwaltungschef. Er ist Mitglied einer Prüfungskommission. Die letzte Stelle hat er mit einem früheren Prüfling besetzt. Der hatte einen guten Eindruck gemacht und hat jetzt einen Anruf erhalten. Also: Augen auf und in Kontakt sein.

Tipp 7: soziale Netzwerke

Facebook, LinkedIn, XING, Instagram und Co – ein weites Feld auch im Recruiting. Hier tummeln sich längst spezialisierte Agenturen. Pfiffige Kampagnen bewirken mehr als die alten Anzeigen. Diese Medien erlauben ein sehr viel differenzierteres Ansprechen der richtigen Zielgruppe. Obwohl die Kosten und Anzeigenpreise längst nicht mehr so günstig sind wie noch vor ein paar Jahren – die Relation zwischen Aufwand und Ertrag kann immer noch sehr gut sein. Wir erreichen andere Zielgruppen und die Wirkung ist ebenfalls eine andere. Profile in den Netzwerken sind die neuen Bewerbungsunterlagen – immer online, immer sichtbar. Ein riesiges Handlungsfeld. Hier ist die Botschaft nur: Kümmern Sie sich um die Möglichkeiten, experimentieren Sie und erschließen sich neue Möglichkeiten.

Sieben Tipps sind nur ein kleines Blitzlicht auf dieses große Thema. Da gibt es noch so viel mehr zu sagen. Aber wenn Sie jetzt oder bald Verstärkung suchen, kann Ihnen der eine oder andere Tipp vielleicht nützlich sein. Daneben geht es mir um das grundlegende Verständnis von Arbeitgeber-Marketing.

Längst werden gute Stellen nicht mehr einfach „vergeben“. Die Wahl eines Arbeitgebers und eines Mitarbeitenden ist ein Werben, ein Kennenlernen und eine Entscheidung von beiden Seiten. Läuft es gut, finden sich Menschen beruflich für ein paar Jahre oder länger und die Zusammenarbeit funktioniert großartig. Ob das gelingen kann, erkennt man oft schon ganz am Anfang. Wer ehrlich, sympathisch und pfiffig zeigt und kommuniziert, was Firma und Menschen als Arbeitgeber ausmacht, ist schon mal gut gestartet.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen gute Ideen für eine gelungene Kommunikation als Arbeitgeber.

PS: ach ja – nicht vergessen: egal, wie originell Sie Ihre Ausschreibung formulieren – lassen Sie vor der Veröffentlichung nochmal einen Arbeitsrechtler drüber schauen. Wenn „pfiffig“ zu Abmahnungen führt, ist Ihnen auch nicht geholfen. Arbeitsrecht und Antidiskriminierung gelten aber nicht als Ausrede. Nicht jede knuffige Formulierung und werbliche Zuspitzung ist rechtlich kritisch. Nur blauäugig sollten Sie nicht sein, das kann teuer werden.