Online-Events: Tipps und Tricks für begeisterte Teilnehmer

… ein Plädoyer für mutige Online-Premieren statt bequeme Offline-Absagen

In den letzten Wochen habe ich höchst unterschiedliche Online-Formate mitgestalten können. Was ich dabei erlebt habe und wie unterschiedlich das sein kann, erzähle ich in der aktuellen Podcastfolge. Sieben Formate für ganz unterschiedliche Zwecke. Neugierig?

Dann nehme ich Sie mal mit hinter die Kulissen. Das Bild oben ist eine Impression kurz vorm Start zur Moderation des Readsummit 2020. Das ist ein Gipfeltreffen von Experten, Anwendern und Anbietern von Lösungen rund um die Digitalisierung in der Fashionbranche. Auf der Website des Readsummit finden Sie bald Impressionen der diesjährigen Online-Tagung. In den Vorjahren haben wir ganz klassisch live in den Rheinterrassen in Düsseldorf getagt. Dieses Jahr sollte die Veranstaltung im Düsseldorfer Areal Böhler hybrid stattfinden – mit Publikum vor Ort und Gästen aus aller Welt online zugeschaltet.

Die Corona-Situation hat dann eine komplette Online-Veranstaltung erzwungen. Regie, Beleuchtung, Hintergrund, Gastgeber und ich als Moderator arbeiteten in einem Studio vor Ort. Über 25 Experten, Talkgäste, Interviewpartner wurden in 4 Stunden zugeschaltet – ein straffes Programm voller Impulse. Da geht es Schlag auf Schlag, höchste Konzentration für Moderator, Regie und Technik. Am Ende waren alle happy – alles hat funktioniert.

Das Programm war gut und man entdeckt Online-Vorteile, die man vorher gar nicht so auf dem Schirm hatte: Die Inhalte sind konzentriert. Der Zeitaufwand ist geringer. Diskutieren kann man fachlich auch via Chat. Online heißt weniger Raum- und Cateringkosten, weniger Reisekosten. Online heißt weniger Zeitaufwand für Experten auf der Bühne. Entfernung spielt keine Rolle. Man kann Menschen zuschalten, die sonst nicht teilnehmen könnten – und gewinnt so gar mehr Teilnehmer als offline.

Vielfältige Formate – Gala bis Reise, Vortrag bis Kaffeepause

Über die Preisverleihung zum Attraktiven Arbeitgeber habe ich schon berichtet. Eine ausführliche Berichterstattung (inkl. inspirierender Infos über die Preisträger) gibt es auf der Website der ISB. Im Studio in Mainz waren Holger Wienpahl als Moderator, Staatssekretärin Daniela Schmitt und der Geschäftsführer der ISB, Ulrich Dexheimer am Start. Ich war als Keynote-Speaker aus meinem Büro-Studio zugeschaltet, die Preisträger waren gut vorbereitet in ihrem Unternehmen. Die Laudatio kam jeweils aus der entsprechenden Industrie- und Handelskammer oder Handwerkskammer per Video. Online geht auch feierlich und würdevoll inkl. Daumen hoch und Pressefoto.

Was bei G20 und EU geht…

Ein ganz anderer gesellschaftlich wichtiger Bereich darf nicht unerwähnt bleiben: Gremien wie Gesellschafter- und Mitgliederversammlungen, Sitzungen kommunaler Parlamente – auch das geht online. Während Länder wie Estland hier schon seit Jahren an digitale Wahlen und Verwaltungsprozesse, Elternabende und Veranstaltungen gewöhnt sind, sind mir noch oft Vorbehalte begegnet. Doch das ändert sich gerade. So habe ich in dieser Woche gleich in zwei Gremiensitzungen online teilgenommen: die Vollversammlung der IHK Pfalz wurde zum ersten Mal komplett online durchgeführt. Inkl. rechtssicherer und datenschutzkonformer Abstimmung über ein spezialisiertes Tool – alles sehr gelungen. Ganz ähnlich am nächsten Abend bei der Mitgliederversammlung der Zukunftsregion Westpfalz e.V.  Natürlich hätten sich alle lieber vor Ort getroffen – aber jetzt geht es so entschieden besser und entspannter. Warum auch nicht – das klappt ja bei G20 und EU-Gipfel auch. Bei unserem Lions-Club inzwischen übrigens genauso.

Der Blick hinter die Kulissen…

Im Podcast nehme ich Sie mit hinter die Bühne bei einem Vortrag mit Diskussion, in Online-Workshops und sogar mit auf eine Reise. Ich hatte hier schon von der Reise ins Silicon Valley geschrieben. Online. Sogar das geht. Die ganze Welt ist nur einen Klick entfernt. Das erlaubt Erfahrungsaustausch, Kundenkontakt und gemeinsames Lernen rund um den Globus. Ehrlicherweise steigt dadurch allerdings vielleicht sogar die Motivation, irgendwann wieder in echt hinzureisen.

Das hat noch gefehlt…

Was bisher meistens noch fehlt, ist der informelle Austausch, die Kaffeepause, der Dialog im kleinen Kreis. Das macht reale Tagungen oft besonders wertvoll – und ist der Teil, den ich bisher online am meisten vermisst habe. Doch hier tut sich was! Auch fürs virtuelle Networking gibt es schon schöne Lösungen. Eine testen wir gerade. Man bewegt sein Bild mit der Maus auf dem Bildschirm so frei wie in einem Raum in einer Kaffeepause. Man geht zu Menschen, mit denen man sich unterhalten mag. Kommt man sich näher – schwupps, sind wir in einem privaten Videomeeting und können ungestört reden. Will man wieder weg, zieht man einfach weiter. Darauf habe ich gewartet!

Erstaunliche und ermutigende Effekte

So unterschiedlich die Formate und der Aufwand waren – durchgängig waren die Teilnehmenden sehr angetan und die Veranstalter auch. Das Fazit war meist: „Das klappt besser als gedacht.“ Für den einen oder anderen waren die geschilderten Veranstaltungen Premieren. Entsprechend waren die Beteiligten im Vorfeld etwas aufgeregter als sonst. Auch der Vorbereitungsaufwand ist keineswegs geringer. Manches muss getestet werden, Probeläufe dauern schon mal länger, Technik und Software erfordern Geduld und Einarbeitung. Da bleibt der eine oder andere Fluch nicht aus. Umso größer sind die Erleichterung und die Freude, wenn dann alles geklappt hat. Kleine Holperer oder Pannen inklusive – die verzeiht im Moment noch jeder. Schließlich lernen wir in atemberaubenden Tempo eine neue Methodik. Ich finde es beeindruckend, wie schnell nach den ersten Gehversuchen eine professionelle Routine einkehrt und die Motivation steigt, weitere Varianten auszuprobieren. Das ist auch gut so.

Komfort für Teilnehmer – Challenge für Veranstalter

Jetzt habe ich die ganze Zeit aus der Perspektive der virtuellen Bühne gesprochen. Doch auch aus Teilnehmersicht habe ich in den letzten Wochen eine Menge Meetings, Konferenzen und Workshops mitgemacht. Und schätzen gelernt. Sind Inhalte, Dramaturgie und Technik gut, waren das hoch produktive Sessions. Das Networking und das Erlebnis vor Ort fehlen manchmal – ja. Aber manchmal eben auch nicht. Gerade das Networking kann sogar super funktionieren. Man erlebt jemanden im Vortrag, besucht parallel Website und LinkedIn-Profil. Statt Visitenkarte vernetzt man sich digital. Und irgendwann trifft man sich dann auch persönlich, telefoniert oder lotet in einem Video-Call mögliche Zusammenarbeit aus. Es ist ganz leicht, bei zwei Vorträgen dabei zu sein und sich dann mit etwas anderem zu beschäftigen. Man kann ohne Anreise, ohne Rüstzeit bei Events dabei sein, die sonst nicht in Frage gekommen wären. Die eigene Zeit ist besser genutzt, die Selbstbestimmung ist größer und den Komfort, nicht fahren zu müssen, den habe ich des Öfteren genossen. Herausforderung für Veranstalter: wenn Du langweilst, sind die Leute weg. Für die Qualität von Veranstaltungen ist das auch nicht schlecht 😉.

Online-Formate sind keine Notlösung für die Krise – sie sind ein Trainingslager für die Zukunft

Wir sind auf Kontakte, Austausch und Begegnung angewiesen. Kunden wollen informiert, Ideen über Fortschritt und neue Lösungen ausgetauscht werden. Preise wollen verliehen, Projekte gestartet werden. Im öffentlichen Leben müssen Diskussionen geführt und Entscheidungen getroffen werden. Information, Diskussion, Inspiration – all das ist gerade in so herausfordernden Zeiten besonders wichtig. Absagen und Aufschieben, Hoffen auf die Zeiten nach der Pandemie – das sind keine Lösungen.

Die erfreuliche Botschaft und das Thema dieser Woche: gute Online-Events können eine Menge leisten, funktionieren gut und können sogar Spaß machen. Wenn Sie normalerweise Veranstaltungen mit Kunden, Lieferanten, Mitarbeitern, Führungskräften, Berufskollegen oder Verbänden durchführen würden – dann tun Sie es auch jetzt. Gerade jetzt. Eben online. Wenn wir das dann alle können und die Pandemie überstanden haben, werden wir das ganze Spektrum nutzen. Auch in Zukunft wird es reine Online-Formate geben. Manche Events werden wieder klassische Live- und vor-Ort-Termine. Mit echter Begegnung, Kaffeepause und gemeinsamen Cocktails an der Bar. Andere werden hybrid – ein Teil der Redner und Zuschauer live vor Ort, andere zugeschaltet.

Trauen Sie sich – online funktioniert besser als gedacht!

Wenn Sie bis hierher gelesen haben und sich jetzt überlegen, welche Variante für Ihre Netzwerke, Ihr Publikum und Ihre Zielsetzung funktionieren kann – sehr gut. Trauen Sie sich. Bewusstsein, Offenheit und Kompetenz für Online-Formate entwickeln sich gerade rasend schnell. Wir brauchen die mutigen Online-Premieren, das „Immer-besser-machen“ und Lernen. Je mehr und je bessere online-Formate wir realisieren, desto besser. So bleiben wir in Kontakt, die Geschäfte bleiben am Laufen, die Entwicklung geht weiter. Und so kommen wir am besten und stabilsten durch diese besondere Phase. Das hilft allen.
In der Konzeption und Durchführung unterstützen wir Sie gerne. Sprechen Sie uns an – gemeinsam finden wir das richtige Konzept, die geeignete Technik und den einen oder anderen Überraschungseffekt. 

Denn das gilt online genauso wie offline: es gibt alles in trocken und langweilig oder in pfiffig und gut.