Führen in schwierigen Zeiten

Die Fragen sind ernst gemeint. Nur, wenn Sie selbst gut auf sich achten, können Sie Ihren Mitarbeitern eine inspirierte Führungskraft sein. Über Inspiration und Zuversicht für 2021 haben Sie hier in den letzten Wochen einiges gelesen – inkl. Ausblicke für die Zeiten nach Corona.

Und jetzt? Der Lockdown verlängert. Die Tage kurz, trüb und dunkel. In den Impf-Optimismus mischen sich neue Ängste vor mutierten Viren. Die Unsicherheiten werden dadurch nicht geringer.

Früher habe ich oft gesagt „Wetter? Macht mir nichts aus.“ Inzwischen weiß ich, dass das nicht stimmt und vermisse die Sonne 😉.

In diesem schwierigen Mix aus trüben Aussichten und schlechtem Wetter, aus fehlenden Kontakten und unendlichen Videokonferenzen können Leichtigkeit und gute Laune schon mal verloren gehen. Und es geht ja allen so. Es scheint ewig so weiter zu gehen…

Stopp!

Das stimmt alles und wir sollten uns ruhig auch mal schlechtere Tage zugestehen. Aber gerade jetzt sind Sie, sind wir alle gefragt. Jetzt ist gute Führung wichtig. In sonnigen Zeiten ist alles leicht. Doch in  den schwierigeren Phasen entscheidet sich vieles.

In der neuen Podcastfolge habe ich Ihnen 7 Ideen zusammengestellt, wie Sie sich und Ihre Teams gut durch schwierige Zeiten leiten können. Da geht es um einen klugen Fokus und das Bewusstsein für Erfolge. Sie hören Anregungen, wie Sie Sicherheit geben und im Team Ideen für bessere Arbeitsbedingungen im Homeoffice entwickeln. Sie hören gute Ideen für bessere Meetings und mehr Lachen.

Hören Sie rein und prüfen Sie, was Sie gleich anwenden können. Die Ideen sind alle sehr pragmatisch und Hands-on für die direkte Umsetzung. Viel Erfolg dabei!

Homeoffice? Nein, es geht um viel mehr

Die aktuelle Lockdown-Diskussion dreht sich schon wieder ums Homeoffice. Wenn Sie hier schon länger mitlesen, kennen Sie meine Ansicht: Arbeiten von überall geht in allen Jobs, die keine zwingende persönliche und körperliche Präsenz erfordern. Die Möglichkeit, das gelegentlich oder regelmäßig zu nutzen, wird in der Zukunft der Arbeit normal sein. Fortschrittliche Firmen leben das schon lange.

Ich werde nicht müde, den Blick in die Zukunft zu lenken. Es geht nicht um Büro ODER Homeoffice. Es geht darum, die Arbeits-, Führungs- und Kommunikationsprozesse so digital und vertrauensvoll zu organisieren, dass die Arbeit von überall aus möglich ist.

Das führt zu flexiblerem Arbeiten in den Unternehmen – innerhalb von Gebäuden wie zwischen Standorten. Das erlaubt alle denkbaren Mischungen zwischen Arbeiten im Büro, Arbeiten zuhause und Arbeiten irgendwo anders (und dort wird es dann spannend).

Die dreifache Homeoffice-Challenge

Diese erste Challenge der Corona-bedingten Zwangs-Homeoffice-Einführung erzeugte ganz neue Erfahrungen und die überraschende Erkenntnis „Das geht ja besser als gedacht“. Sie war aber auch einer harte Standortbestimmung in Sachen Digitalisierung und moderner Führungskultur.

Die zweite Challenge waren die Hausaufgaben aus diesen Erkenntnissen. Unternehmen und Verwaltungen haben in IT investiert, Software angeschafft und gemeinsam zukunftsfähige Prozesse aufgebaut. Wer das getan hat, schaltet jetzt mühelos wieder in den vollständigen Homeoffice-Modus um. Unter Pandemiebedingungen immer noch anstrengend, aber produktiv und machbar. Viele machen das beeindruckend vor. Große Konzerne, kleine Firmen. Verwaltungen, soziale Einrichtungen. Gute Beispiele gibt es überall.

Die dritte Challenge erleben wir gerade – doch sie sollte es eigentlich gar nicht geben (s. Challenge 2).
Einen gemeinsamen Appell für mehr Homeoffice richtete sogar der Bundespräsident gemeinsam mit Arbeitgeberpräsident und DGB-Chef an die Nation.

Offenbar gibt es immer noch viele Unternehmen, die – obwohl es möglich wäre – Homeoffice-Nutzung kritisch sehen oder gar nicht anbieten. Oder doch zumindest deutlich allen das Gefühl geben, dass das nicht gewollt sei. So entsteht Erwartungsdruck. Mitarbeiter fühlen sich genötigt, im Büro zu sein, obwohl es nicht nötig wäre.

Verschlafen und verdrängt ?

Die Ursachen für dieses „immer-noch-nicht-vorbereitet-sein“ sind dabei höchst unterschiedlich. Manche haben es einfach verschlafen, andere verdrängt und wieder andere scheinen der irrigen Annahme anzuhängen, das Internet könnte mit der Pandemie gleich mit verschwinden. Oder die Digitalisierung könnte erst in 10 Jahren nach der eigenen Verrentung starten.

Anderswo liegen die Dinge komplexer. Über Jahrzehnte gewachsene IT-, Führungs- und Organisationsstrukturen in wenigen Monaten auf „modern und digital“ zu drehen – das ist nicht überall zu schaffen. Zumal die Tücke oft im Detail liegt. Da vertragen sich Softwarelösungen nicht. Übervorsichtige Datenschützer verhindern pragmatische Lösungen – und die potenziell datenschutzsicheren Lösungen funktionieren dann oft nicht (Schulen lassen grüßen).

Auch Firmen an Standorten ohne die nötige Bandbreite tun sich schwer. Leidensdruck kann helfen und Dinge möglich machen, die in normalen Zeiten Jahre gedauert hätten.

Es geht also nicht darum, mit dem Finger auf die zu zeigen, die noch immer nicht vorbereitet sind. Doch die Homeoffice Challenge 3, die gilt es anzunehmen. Egal, wo Sie stehen – jetzt ist die nächste Gelegenheit, Veränderungen entschlossen anzugehen. Mit dem Leidensdruck des Notwendigen im Rücken.

Schaffen Sie mutige und ggf. improvisierte Lösungen für die akute Anforderung in der Pandemie. Vor allem aber treffen Sie mutige Entscheidungen für Infrastruktur, Führung und Kommunikation für morgen.

Wo die Widerstände nur überholten Haltungen oder alten Gewohnheiten entspringen – da ist der Handlungsbedarf jetzt groß. Vielleicht ist es die letzte Gelegenheit.

Wir diskutieren viel zu viel über Vorschriften

Angesichts der doch offenbar an vielen Stellen fehlenden Veränderungsbereitschaft verwundert der gerade medial sehr laute Ruf nach „Verordnung“, „Strafe“ und „Durchsetzung“ einer Homeoffice-Pflicht überhaupt nicht.

Doch dass es so etwas braucht, ist ein Armutszeichen. Wollen Unternehmer dauerhafte Gängelung durch aus meiner Sicht kontraproduktive bzw. über das Ziel hinausschießende Gesetze verhindern (s. mein Beitrag zum Recht auf Homeoffice und seinen möglichen Folgen), dann sollte man aus eigenem Antrieb alte Bedenken über Bord werfen und sich auf den Weg machen.

Das hätte längst passiert sein müssen.

Überhaupt diskutieren wir m.E. viel zu viel über Gesetze, Vorschriften und Bürokratie. Es geht doch nicht darum, wer was tun muss, wo man Fehler machen kann und wer was für wen regeln müsste.

Deutschland wäre gut beraten, nicht gleich jedem das Gefühl zu geben, dass sich Mitarbeiter wie Unternehmen in rechtlichen Grauzonen bewegen. Die Warnung vor der Gefahr scheint mir zu groß, der Blick auf die Chancen zu klein.

Viel wichtiger ist ein gemeinsames Bekenntnis zum Ziel, zügig in einen gut funktionierenden Modus des ortsflexiblen Arbeitens zu kommen, um dieses Virus einzudämmen. Danach geht es darum, aus den Erfahrungen zu lernen und die Prozesse, Kompetenzen und Kultur Schritt für Schritt so zu entwickeln, dass da in einigen Monaten eine modern, flexibel und produktiv funktionierende Organisation entstanden ist.

Solche Firmen und Organisationen sind leistungsfähig. Solche Organisationen sind attraktiv für vorhandene und neue Mitarbeiter.

Wer den Vor-Corona-Status-Quo wieder herstellen will, wird nicht mehr konkurrenzfähig sein.

Besser ist es, gemeinsam zu experimentieren, zu lernen, sich zu unterstützen und gemeinsam die Zusammenarbeit weiterzuentwickeln.

Wenn Arbeitgeber beim Stichwort Homeoffice gleich an die Einsparung von Bürokosten denken – das ist der falsche Reflex.

Stattdessen sollte man gemeinsam Ausstattung und Tools verbessern und produktives, gesundes Arbeiten an verschiedenen Orten ermöglichen. Klären Sie, was Ihre Mitarbeiter benötigen, um im Homeoffice gesund und produktiv arbeiten zu können.

Das braucht kein großes Budget. Das braucht großes Interesse und Engagement.

Dass das leicht ist, hat niemand gesagt

Der Wandel von der traditionell in Präsenzkultur geführten Firma zu einer modernen, dezentralen und digitalen Organisation – der gelingt nicht, in dem man die Leute ins Homeoffice schickt und wartet, bis die Pandemie rum ist.

Das ist ein höchst anspruchsvoller Prozess, in dem Führungskräfte, Mitarbeiter und das ganze Unternehmen eine Menge lernen müssen – und können.

Neben der guten Führung Ihrer Mitarbeiter kommt es darauf an, diese Prozesse bewusst und gut zu gestalten.

Wenn Sie diese Themen gerne reflektieren wollen oder Unterstützung brauchen – Schreiben Sie mir oder vereinbaren Sie hier einen kurzen telefonischen Strategietermin.

Einige frühere Beiträge sind gerade wieder sehr aktuell und enthalten praktische Tipps, Tools und Ideen. Nutzen Sie diese gerne, empfehlen Sie diese Impulse an Kollegen, Chefs oder Kunden und geben Sie Artikel und Materialien weiter.

Auf unserer Themen-Website finden Sie Tipps und Ideen zum Homeoffice. Im folgenden Blog-Artikel „Happy Homeoffice“ gibt es Ideen für die Arbeit zwischen Küchentisch und Waldspaziergang. Mit der Führung auf Distanz beschäftigt sich diese Podcastfolge.