Zwei Aspekte für Arbeitgeber aller Branchen, die ihre Arbeitgeberattraktivität beeinflussen.

Digitalisierung von Design, Produktion und Vertrieb in der Fashion-Branche und speziell um die Frage der Nachhaltigkeit. Wie kann der Verbrauch von Energie, die Entstehung von Müll und das Vernichten von am Bedarf vorbei produzierter Ware reduziert werden?

Der Readsummit und das Deutsche Mode-Institut als Veranstalter zeigen Lösungen und Benchmarks. Im Kern geht es um die konsequente Digitalisierung des gesamten Prozesses – vom Design über die Produktion bis zum Verkauf können viele Schritte in die digitale Welt verlagert werden.
So werden keine Muster und Fehlproduktionen erzeugt. Ware, Energie und Material entstehen erst, wenn die Kollektionen entwickelt und verkauft sind.
Gelingt die Produktion „on demand“ entsteht erst gar keine unverkäufliche Lagerware. Schlaue Software macht aus dem eigenen Smartphone einen Bodyscanner und sorgt dafür, dass im online-Shop angebotene Hemden, Kleider und Blusen, direkt online anprobiert werden können. Dann passt, was geliefert wird.
Keine Retoure, kein Müll. Genial.

Standen im Readsummit die Lösungen für die spezielle Branche im Mittelpunkt, haben mich zwei Aspekte beschäftigt, die für Arbeitgeber aller Branchen wertvolle Denkanstöße geben können. Aspekte, die man im Kontext der AG-Attraktivität meist nicht so auf dem Schirm hat – obwohl sie elementare Wechselgründe für Mitarbeiter sein können.

Veraltete Technik und hohle Phrasen als Liebestöter

Spricht man über Arbeitgeber-Attraktivität stehen oft Themen wie flexibles Arbeiten im Vordergrund – gerade in der aktuellen Diskussion. Das ist in manchen Jobs und für Menschen mit bestimmten Interessen elementar. Für andere weniger. Was oft vernachlässigt wird ist die Qualität der (technischen) Ausstattung.

Das leuchtet ein beim Baggerfahrer oder beim LKW-Lenker. Technische Spitzenklasse unter der Haube und in der Kabine – das fördert zufriedene Bediener. Das leuchtet ein beim Handwerk. Wer mit moderner Technik die Arbeit erleichtert, hat zufriedenere Mitarbeiter. Wer seine Leute mit alten Krücken auf die Baustelle schickt, spart am falschen Ende.

Ist die Art der Ausstattung auch unterschiedlich – gilt das doch mehr oder weniger für alle Branchen. Schauen wir nochmal in die Modebranche. Wer modische Highlights entwirft, Schnitte plant und Kollektionen an den Handel oder im (Online-)Shop an die Endkunden verkauft, braucht nicht einfach nur einen chicen Laptop.
Soll Digitalisierung auf Highend-Niveau gelingen, braucht man satte Rechenleistung, farbecht kalibrierte Bildschirme, wirklichkeitsechte Textil-Scanner und Cloudsysteme mit Schnittstellen für den grenzenlosen Datenfluss vom Designer in Mailand über den Produzenten in Hanoi bis zum Kleiderschrank in Bogenhausen. Die Lösungen gibt es alle. Die besten Firmen sind schon weit. Motivierte Talente wollen die Entwicklung nach vorne treiben.

Richtig gute Arbeitgeber gewinnen diese Talente,
geben den Promotoren neuer Technologien Raum, Mandat und Ausstattung.

Das spricht sich rum und zieht weitere Spitzenleute an.

Doch leider ist das nicht bei allen Firmen der Branche so (das Bild kann man vermutlich auf alle Branchen mit Innovationsbedarf übertragen).

Unternehmen, die (meist aus logisch klingenden Gründen)
an alten Systemen festhalten, bremsen ihre Leistungsträger aus.

Was früher lange toleriert worden wäre, wird in Zeiten des Fachkräftemangels zum Abtörner. Gerade die Leistungsträger wissen, was möglich ist. Sitzen – wie so oft – Bremser (oft verdiente Boomer) an mächtigen Positionen bei renommierten Unternehmen, wird es gefährlich. Sind sie es doch, die die zügige Erneuerung von IT-Systemen, entsprechender Hardware und die Öffnung der eigenen Systeme mit Schnittstellen zu Lieferanten und Marktpartnern oft verhindern.

So werden sie zum Rausschmeißer der Leute, die die Rettung hätten sein können.

Fatal. Attraktive Arbeitgeber sorgen für attraktive Ausstattung. Was für den einen der Lastenkran, ist für den anderen das Cloudsystem. Hier sind es gute Diensthandys und Laptops mit Wunschausstattung. Dort ist es der LKW mit besonders komfortablem Sitz. Es geht um Technik, die Menschen darin unterstützt, ihren Job gut zu machen und wirklich wirksam zu sein. Das ist ein so naheliegender und doch oft unterschätzter Faktor für Arbeitgeberattraktivität.

Obstkorb und Kickertisch sind billiger. Und bequemer. Und wirkungslos, wenn der Rest nicht stimmt 😉.

Es lohnt sich viel mehr, die eigene Ausstattung in den originären Feldern Ihrer Tätigkeit zu verbessern. Fragen Sie Ihre Mitarbeiter, was sie brauchen, um optimal arbeiten zu können. Und dann investieren Sie klug. Relevanz statt Firlefanz. Das gilt auch hier.

Noch ein Motivationskiller oder Wechselgrund

Ich habe Ihnen zwei Aspekte angekündigt. Wir haben von Nachhaltigkeit gesprochen. Darüber sprechen viele. Menschen wie Unternehmen.
Manche reden nur – und machen weiter wie bisher. Andere meinen es ernst. Sehr ernst. Für immer mehr Menschen sind die dringend nötigen Verbesserungen hin zu mehr Nachhaltigkeit Lebensaufgabe und Anliegen. Das gilt in der Modebranche wie anderswo.

Angesichts der eingangs beschriebenen katastrophalen Situation ist Eile geboten und Handeln überlebenswichtig. Gerade für die motiviertesten und qualifiziertesten Mitarbeiter wird Nachhaltigkeit zur Gretchenfrage. Weigern sich Unternehmen, den Sonntagsreden von Montags bis Freitags Taten folgen zu lassen, vertreibt auch das die besten Kräfte. Man kennt sich – das gilt in jeder Branche. Wer etwas bewegen will, kennt und findet die Firmen, die das auch wollen. Oder er oder sie gründet kurzerhand ein ganz neues Unternehmen. Die Gründerin der App zum Online-Einkauf ohne Retouren ist ein überzeugendes Beispiel dafür.

Meinen Sie wirklich ernst, was Sie sagen? Stehen Sie als Unternehmen zu Ihren Werten?
Das sind die Hard-Facts der Arbeitgeberattraktivität.

Viel wichtiger als finanzielle Benefits oder korrumpierende Incentives. Auch hier gilt „Relevanz vor Firlefanz“.

Das Gute – wenn Sie so wollen wieder der „Glücksfall“:

Beide Aspekten wirken in beide Richtungen: Wer sie unterschätzt, verliert gute Leute.

Wer jedoch richtig investiert und klare Haltung zeigt,
wird zum Magneten für Menschen, die wirklich etwas bewegen und bewirken wollen.

Das sind die Menschen, die wegen der Aufgabe und der Firmenmission zu Ihnen kommen und bei Ihnen sind.
Solche Menschen gehen nicht wegen materieller Anreize oder zwei extra Urlaubstagen. Sie gehen sehr wohl, wenn sie nicht wirksam sein können oder nicht für ihre Werte eintreten können.
Kluge Arbeitgeber verstehen, was wirklich zählt. Je stärker der Fachkräftemangel schmerzt, desto eher sind Menschen bereit, zur besseren Firma zu wechseln.
Das ist Ihre Chance. Wenn Sie es ehrlich meinen und bereit sind, klug zu investieren.