Das wird eine Show – Recruiting & Online-Marketing

Der Junge macht  ´ne coole Show und lässt die Funken sprühen.Und ich habe mich gerade gefragt, wie ich die Szenerie für das Titelbild einfangen kann.Ich sitze nämlich gerade in Koh Samui in Thailand am Strand und schreibe diese Zeilen. Es ist 26 Grad warm, meine Füße stehen im Sand unterm Tisch. Mein Rechner steht obendrauf und ich haue in die Tasten. Das Meer ist nur ein paar Meter entfernt. Genau meine Atmosphäre zum Schreiben😃.Es ist dunkel, coole Musik im Hintergrund – aber wie soll man das fotografieren?Da kommt mir der nette Junge mit seiner Feuershow gerade recht. Lässt die Flammen kreisen, zuerst im Sand am Strand, dann ein paar Meter weiter draußen im flachen Wasser.Muss ich jetzt eine Analogie herbeizaubern?So was wie„Der Fachkräftemangel wird auch in 2023 ´ne Show abziehen.“oder„Wer sich nichts einfallen lässt, wird als Arbeitgeber nicht wahrgenommen.“oder„Immer neue Anbieter werden Feuerwerke neuer Recruiting-Lösungen abfackeln – und am nächsten Tag ist nichts mehr davon übrig“.Ach lassen wir das.Ich berichte noch kurz von meiner Reise und dann komme ich zum Thema – einigen Trends für 2023.

Arbeiten wo man will

Ich muss das ja ausprobieren. Sonst würde ich das ja nie machen – am Strand Newsletter schreiben. Ist ja auch voll das Klischee.Ich weiß. Ist aber echt so. Das Verrückte: das geht nicht nur, es ist sogar super inspirierend. Ich liebe es warm, werde durch belebte Umgebungen inspiriert und kann mich super konzentrieren.Der Speedtest ergab 60 (!) MB Download und 5 Mbit Upload. Am Strand!Das geht über den Hotspot aus meinem zweiten Handy mit lokaler SIM-Karte in der Hosentasche.Mit den 100 GB Datenvolumen könnte ich die 14 Tage in Thailand fast ununterbrochen Video-Calls machen. Für schlappe 15 €.Ok. Das wäre sogar für mich zu viel. Obwohl ich ehrlicherweise sagen muss, dass ich in den 3 Tagen in Bangkok und seit gestern auf Koh Samui täglich mehrere Stunden in Beratungsterminen und Meetings verbracht habe. Das geht sinnvollerweise am besten in guten Hotelzimmern oder in Coworkings und eben nicht am Strand.Nur davor und danach sind die Wege zum Meer oder zur Rooftop-Bar eben nicht weit.Zur Wahrheit gehören aber auch:Wer sich nur auf Hotel-WLANs verlässt und die Standardtechnik am Laptop nutzt, kann das nicht in voller Qualität sicherstellen. Mein technisches Equipment füllt bei der Sicherheitskontrolle ungefähr 5 dieser Plastikschalen – von einem ganzen Sortiment an Kabeln und Mikrofonen bis zur Profi-Kamera als Webcam-Ersatz. Wer mobil arbeiten will, muss auch seine Hausaufgaben machen, damit das für Kollegen und Geschäftspartner kein Nachteil ist.Es stimmt halt tatsächlich, dass das Internet meist gut ist, wo Menschen Urlaub machen. Also kann man dort auch arbeiten. Das geht heute schon – und viel weiterreichender als sich das die meisten Menschen vorstellen können.Was ich austeste, ist natürlich manchmal etwas verrückt und passt nicht für jeden. Aber es wird sich immer stärker ausbreiten, dass Menschen sich Art, Ort und Umstände ihrer Arbeit aussuchen wollen und werden.

Weil es geht,

weil es sich herumspricht und

weil qualifizierte Menschen sich das einfach leisten können.

Damit sind wir direkt bei den Trends für 2023.

Trends werden wachsen

Man muss kein Prophet sein, um davon auszugehen, dass sich manche Entwicklungen weiter ausbreiten und Kraft gewinnen werden.Das gilt für den Fachkräftemangel selbst. Die Schlagzeilen werden heftiger, der Mangel größer. Die Folgen verrückter.Der Wettbewerb zwischen Unternehmen wird stärker werden. Das führt fast zwangsläufig zu immer wilderen Aktivitäten. Positive Anreize, Antrittsprämien, unmoralische Abwerbe-Kampagnen. Das bleibt spannend und für die Medien ein gefundenes Fressen.Hoffentlich werden auch positive Trends mehr Gehör finden. Unkonventionelle Wege in den Job mit weniger formalen Anforderungen. Bessere Angebote für Quereinsteiger. Echte Attraktivität für ältere Mitarbeiter. Mehr Gesundheitsförderung.Zurück zu meiner Reise. Remote-Work, Workations, flexible Arbeitsformen – auch die werden immer normaler. Vor allem werden immer mehr Menschen realisieren, was eigentlich möglich wäre.Man darf die Verzögerung nicht unterschätzen zwischen dem Zeitpunkt, an dem etwas möglich ist  (die ersten vollständig remote tätigen, weiterhin angestellten Mitarbeiter gab es schon vor 10-20 Jahren) bis zu dem Zeitpunkt, an dem Menschen sich das für sich selbst vorstellen können, sich dann trauen und es irgendwann auch tun und es dann normal wird.Lassen wir mal die Technik noch etwas besser werden, dann ist mein Equipment aus 2 Hosentaschen und 5 Plastikwannen als Standard in Laptop und Smartphone eingebaut.Wir werden uns die Frage gar nicht mehr stellen, ob am Strand Internet ist. In Thailand brauchen Sie das übrigens schon heute nicht. An der Ostsee noch eher. Leider.

Für arbeitende Menschen bedeutet das neue Freiheiten.

Für clevere Arbeitgeber bedeutet das neue Chancen.

Übrigens für touristische Regionen und Dienstleister auch.

Sie brauchen Kompetenz im Online-Marketing

Je mehr die Welt sich ins Digitale verlagert, desto mehr werden Kompetenzen in der Online-Welt Standard.Nach wie vor muss man nicht alles selbst machen und können. Aber sowohl Chefs und Chefinnen als alle, die im Recruiting aktiv sind, müssen verstehen, was in der Welt der Online-Kommunikation geschieht.Wie weit  man dann das Können zur Umsetzung ins eigene Haus holt bzw. aufbaut oder als kompetenter Auftraggeber auslagert – das ist Geschmackssache.Im HR-Bereich sind wir dem Knowhow und den Prozessen des Online-Marketings auf Kundenseite ein paar Jahre hinterher. Das hat Vor- und Nachteile.Positiv betrachtet kann man sagen, dass große Teile des nötigen Knowhows schon da sind – oft sogar in den Firmen selbst.Für wen „Internet“ noch immer ein böhmisches Dorf ist, der läuft Gefahr, einem teuren Leuchtspektakel nach dem anderen aufzusitzen. Ohne wirklich weiter zu kommen.Womit Sie sich beschäftigen sollten – in 2023 und darüber hinaus:

  • Wer versteht, wie Google funktioniert, kann die Welle reiten. Guter Content schafft Sichtbarkeit. Das kostet Grips und Zeit, muss aber nicht teuer sein. Und bringt Kunden wie Mitarbeitende.
  • Karriereseiten werden sich entwickeln. Einfach nur ein paar Benefits aufzulisten und zu offenen Stellen verlinken – das war gestern schon schwach. Gute Webauftritte, die Recruiting unterstützen, müssen so sein, dass Menschen sich regelrecht hineinlesen und später sagen „Das war so spannend und gut gemacht – da musste ich mich einfach bewerben bzw. Euch kennenlernen“.
  • Nochmal Google – das Thema hatten wir hier schon: Wer seine Karriereseite so füttert, dass die Daten für Google for Jobs aufbereitet sind, wird gefunden und gelistet, wenn Jobs gesucht werden. Für Stepstone und die meisten bezahlten Mitbewerber ist das existenzgefährdend. Wäre es zumindest, wenn das alle Firmen begriffen und umgesetzt hätten.
  • Social Media ist nicht Stellen posten. Wer versteht, wie die Plattformen funktionieren und kluge Strategien aufbaut, kann einen Strom an Interessenten gewinnen und im Kontakt bleiben.
  • Was im Online-Marketing funktioniert ist oft – nicht immer – auch eine gute Idee auf der Talente-Seite. Warum sind Talente-Pools und regelmäßige Arbeitgeber-News nicht normal?

Kleiner Spoiler: das sind Themen, die wir in unserem People-Strategy-Programm oder in der individuellen Begleitung in der Entwicklung einer erfolgreichen Arbeitgeberstrategie mit Ihnen erarbeiten 😉.

Recruiting geht alle an

Während ich bei den bisher geschilderten Entwicklungen von einer großen Wahrscheinlichkeit ausgehe, bin ich bei diesem Punkt nicht so sicher.Denn es ist so schön bequem, die Verantwortung für die Mitarbeitergewinnung in der HR-Abteilung bzw. im Recruiting zu verorten. Die sollen sich halt was einfallen lassen…Dabei ist die Wirklichkeit eine ganz andere. Schon immer wurden viele Stellen über Empfehlungen und persönliche Kontakte besetzt. Je größer der Wettbewerb wird, desto wirkungsloser werden klassische Stellenausschreibungen.Auch moderne Methoden zur Steigerung der Reichweite führen zwar zu mehr Bewerbungen – z.B. via Anzeigenkampagnen in sozialen Medien oder mit pfiffigen und sehr schnellen und einfachen Bewerbungsverfahren. Das Problem ist jedoch oft, dass die Qualität und Treffgenauigkeit sehr zurückgehen. Das Ergebnis kann dann ernüchternd sein:  Zusätzliche Kosten und  noch mehr Arbeit oben drauf in der Bewerberauswahl – nur um am Ende auch nicht mehr passende Kandidaten zu haben.Der viel schwierigere – aber eben auch erfolgversprechendere Weg: Je überzeugter die heutigen Mitarbeitenden sind und je besser sie einbezogen werden, desto größer ist die mögliche Multiplikationswirkung. Erfahrungsgemäß passen Mitarbeitende besonders gut ins Unternehmen, die über persönliche Empfehlungen von bestehenden Teammitgliedern gewonnen wurden.Nein, das ist nicht neu. Aber wirksam.Über den grundlegenden Zusammenhang zwischen guter Führung, begeisternden Mitarbeitenden und dem entstehenden Sog auf neue Leute muss ich ja hier nichts mehr schreiben…

Operative Hektik und die strategische Windstille

Diesen etwas gemeinen Satz habe ich ja letzte Woche schon bemüht. Ich bin davon überzeugt, dass sich die Fülle der Feuerwerke, des verbrannten Geldes, der gehypten Wunderwaffen gegen den Fachkräftemangel weiter erhöhen wird. Es wird lauter werden, oft auch teurer und manchmal verzweifelter.Wichtig wäre dabei das Gegenteil: eine nachhaltige Strategie, Qualität in den Prozessen und Ausdauer. Auch hier ein paar Gedanken:

  • Eine kluge Arbeitgeberstrategie schärft Ihr Profil und macht im besten Falle einzigartig. Was austauschbar ist, ist so viel wert wie Sand in der Wüste. Je besonderer, je individueller und je relevanter für Ihre Zielgruppe das ist, was Sie zu bieten haben, desto besser. Eine gute Strategie mit einem klaren Profil gewinnt von Jahr zu Jahr an Strahlkraft. Dann wird es immer leichter. Bis man so weit ist, braucht es Ausdauer und Konsistenz.
  • Qualität in den Prozessen. Das gilt auch in Recruiting- und Arbeitgebermarketingprozessen. Was hilft eine coole Kampagne, die Interessenten in großer Zahl gewinnt, wenn Sie die dann auf eine schlechte, langsame Karrierewebsite lotsen? Dann hätten Sie das Geld auch verbrennen können. Was hilft ein modernes, einfaches Bewerbungsverfahren, wenn die Rückmeldung dann 3 Wochen auf sich warten lässt?
  • Wir wirklich gut vorankommen will, sollte einen sinnvollen Fahrplan entwickeln. Es ist alles anstrengend genug, wenn man die Dinge in der richtigen Reihenfolge anpackt und alles klug ineinandergreift. Wie anstrengend ist es erst, wenn man immer hin und herspringt?

Die Impulse von heute können keinen Anspruch auf Vollständigkeit haben. Es sind Aspekte, die mich und uns gerade sehr beschäftigen und von denen ich z.T. sicher bin, dass sie weiter an Kraft gewinnen.Und bei den möglichen Lösungen hoffe ich zumindest, dass sie bei Euch und Ihnen auf fruchtbaren Boden fallen und darin bestärken, zu denen zu gehören, die diese Trends erkennen und beherzigen.Das wäre jedenfalls ein guter Start ins kommende Jahr. Dann können Sie sich an kurzzeitigen Feuerwerken freuen und müssen sich nicht als solches fühlen.