Da denkste Dir nix

Manchmal machste ´nen Spruch und denkst dir hinterher „Na ja“.
Aber dann ist es zu spät.Zumindest wenn Lutz van der Horst und sein Team Mikrofon und Kamera draufhalten🤔.
Womit ich abends in den Film zur Veranstaltung kam – dazu am Ende mehr. Lutz war wie gleich mehrere andere prominente Gäste bei der New Work Experience 2023, kurz NWX23 in Hamburg. Manuel Gräfe, Sascha Lobo, Marcell Janssen, Neven Subotic – da waren gleich eine Menge bekannte Gesichter in der Elbphilharmonie und dem New Work Harbour versammelt. Im Kern ging es um all die Fragen rund um das Matching zwischen Firmen und Talenten und die Arbeitswelt der Zukunft. Natürlich ging es um Lernen und neue Qualifikationen, um Diversität in vielen Facetten, um coole Firmengebäude, um Recruiting und um KI – Chat GPT und Co und die Auswirkungen auf Arbeitswelt und Personalarbeit durfte auch hier nicht fehlen.

Doch die Inhalte sind oft gar der kleinere Teil des Effektes. Die Gespräche mit Protagonisten und Expert:innen in ihren Themengebieten sind für mich das spannendste. Die Liste meiner zukünftigen Podcastgäste und potenzieller Partner in Beratungsprojekten ist ganz schön weiter gewachsen.

Auf zwei Themenschwerpunkte will ich heute eingehen.

Eine launige Eröffnung in der Elphi war der Talk mit John Bercow. Mit seinem „Order“-Ruf ist er weltberühmt geworden. In der einzigartigen Akustik von Deutschlands teuerstem Konzertsaal klang das raumfüllend aber auch etwas deplatziert.

Bercow genießt es, jetzt offen seine Meinung sagen zu können. Damit hält er auch nicht hinter dem Berg, lässt kein gutes Haar an Ex-PrimeMinister Boris Johnson („der schlechteste PM, den Großbritannien je hatte“) und der Brexit-Entscheidung („grandioser Fehler“).

Mit Blick auf die nötigen Brücken zwischen extrem gespaltenen Teilen der Gesellschaft hatte er eine gute Botschaft:

„Ich bin als Speaker of the House nie auf einer Seite.
Ich bin für die parlamentarische Diskussion.
Für den Dialog und dafür, dass alle Stimmen gehört werden.“

Generationen

Denkt man an die Botschaften von John Bercow und an die turbulenten Diskussionen im britischen Unterhaus, mutet die Diskussionskultur innerhalb der Arbeitswelt meist richtig gesittet an.

Auch wenn mich so unsägliche Aussagen wie gerade die von Thomas de Maiziere beim Kirchentag über die jungen Generationen wirklich stinksauer machen. Das hat Sascha Lobo aber so wunderbar kommentiert, dass ich hier einfach auf seinen Kommentar im Spiegel verlinken kann.

Jenseits der Aufreger-Aussagen stecken aber wichtige Botschaften im Generationen – Thema. Das wurde auch hier bei der NWX in vielen Panel-Diskussionen thematisiert. Die Quintessenz für mich:

Klar gibt es Unterschiede zwischen den Generationen. Wer mit der Multi-Optionalität der heutigen Zeit, ständigem Feedback, jederzeit verfügbarem Zugang zum Wissen der Welt aufgewachsen ist, stellt auch andere Ansprüche, braucht ständiges Feedback und denkt über andere Dinge nach als die Generationen davor.

Doch Vorsicht scheint angebracht,
wenn die Schubladen allzu tief und die Klischees allzu zugespitzt werden.

Denn ein anderer Blick stimmt genauso: Manche Verhaltensweisen verbreiten sich einfach, weil sie möglich werden.

Vieles an New Work setzt sich nicht etwa durch, weil es ein Generationen-Thema ist. New Work ist heute ein so großes Thema, weil Dinge technisch und organisatorisch möglich sind  und w eil Arbeitnehmer die Macht haben, sie einzufordern.

Das wiederum gilt für alle Generationen.

 

(K)eine Frage des Alters?

Nehmen wir das Beispiel der Workations. Wer sagt denn, dass das ein GenZ-Thema ist? Ich kann heute mit 55 Jahren viel leichter und komfortabler reisen und von woanders arbeiten als vor 20 Jahren. Sind die Kinder klein, das Haus im Bau – wie soll ich dann guten Gewissens mal eben ein paar Wochen aus der Sonne arbeiten?

Wer sagt, dass Gen X und Boomer nicht genauso viel Bedarf nach Sinn im Job und Wertschätzung haben? Vielleicht müssen sich alle Ü 50-Menschen erst ein wenig daran gewöhnen, was jetzt so alles geht. Wer es nicht anders kennt, formuliert das selbstverständlicher. Die anderen werden in vielen Themen etwas mehr Zeit brauchen. Aber dann werden sie nachkommen. Und das ist gut so.

Ergo: manche Haltungen und Verhaltensweisen sind generationen-bedingt. Viele andere aber hängen eher mit der Umgebung, dem Arbeitsmarkt, der Technologie und den Möglichkeiten zusammen.

Diese Erkenntnis öffnet gedankliche Türen und kann helfen, Brücken zu bauen.

Wenn sich Jüngere und Ältere neugierig und wertschätzend
die jeweils andere Perspektive zeigen lassen und voneinander lernen,
können sie gemeinsam viel bewirken.

Die Sache mit Lutz

Wir (die ganze Familie) sind ja bekennende Fans von Lutz van der Horst. Wir haben die heute-Show Aufzeichnung im Studio besucht und als Mark Forster mit Lutz und Kamerateam seine alte Schule hier in Winnweiler besucht hat, haben unsere Söhne sich geärgert, kein Autogramm von Lutz ergattert zu haben.

Im ICE nach Hamburg laufe ich Richtung Zugrestaurant. Notgedrungen, denn Service am Platz geht wegen Fachkräftemangel ja schon länger nicht mehr 😉. Dadurch entdecke ich Lutz van der Horst. Ich spreche kurz mit ihm, schließlich hatte ich gerade vor 2 Wochen erfahren, dass er der abendliche Special Guest bei einer Veranstaltung im Oktober in Berlin sein wird, die ich morgens mit meiner Keynote eröffne. Da gab es also gleich mehrere Bezüge und einen netten Plausch.

Am nächsten Morgen wusste ich dann auch, wo er hin wollte. Gleich morgens um 8 steht er vor der Elbphilharmonie und interviewt die Teilnehmer der NWX. Prompt habe ich das Mikro vor der Nase – und bin abends im Film. Natürlich nicht mit der guten Erklärung, was New Work eigentlich sei (da war er kurz sprachlos und ich zufrieden 😃), sondern mit dem dummen Spruch, „…dass ich gestern kein Selfie machen wollte, weil ich das doof fände – jetzt aber schon.“

Er meinte nur „Ach – und jetzt vor der Kamera soll das weniger doof sein?“

Wat willste machen? Kannste nicht zurückholen.

Lustig war´s und ein sehr ergiebiges Festival. Sogar das Wetter war gut drauf. Sonne und angenehme Temperaturen am Wasser statt das berühmte Hamburger „Schietwetter“.