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2020 war ein außergewöhnliches Jahr. Irgendwie kam alles anders. Und 2021? Die einen sagen, alles könne nur besser werden. Andere sind skeptisch. Ich möchte einen mutigen und zuversichtlichen Ausblick auf 2021 richten und ermutigen für einen konstruktiven und zuversichtlichen Ausblick. Was haben wir gelernt? Wie können wir unsere Unternehmen, unser Arbeitsleben und unsere Gesellschaft zukunftsfähig ausrichten und den Schwung aus der Krise mitnehmen?

Podcastfolge #19

Blick auf 2021: Eine Anstiftung zu Mut und Zuversicht

Die Themen:

  • Nicht nur das Schlechte sehen – wie wir Schwung und Erfolge aus der Krise mitnehmen können
  • Mut zu mehr Veränderung. Sind Gewohnheiten unterbrochen, kann Veränderung gelingen.
  • Mut zu mehr Vertrauen und Menschlichkeit. Kontrolle und Distanz haben ausgedient – und was bei den Finnen anders ist 😉.
  • Mut zu mehr Digitalisierung. Wie wir die Krise zum Anlass und Motor für echten Fortschritt nutzen- in Schulen, Firmen und Gesellschaft.
  • Mut zu mehr Freiheit und Flexibilität im Arbeiten. Homeoffice ist erst der Anfang.
  • Mut zu mehr globalem Denken. Wie wir von anderen Ländern lernen können.
  • Mut zu mehr Selbstbewusstsein. Warum wir auf die falschen Dinge stolz sind und viel mehr können, als wir glauben.
  • Mut zu neuen Aufbrüchen. Wieso gerade jetzt vieles möglich wird, was bisher nie gelang.

Blick auf 2021: Anstiftung zu Mut und Zuversicht

Willkommen in 2021. Ich möchte mit Ihnen einen zuversichtlichen Blick in ein besonderes neues Jahr werfen. Ja, Sie haben richtig gehört. Ich möchte Sie zu einem zuversichtlichen Ausblick in das Jahr 2021 einladen.

Das vergangene Jahr war tatsächlich ein besonderes und besonders herausforderndes Jahr. Es sind schlimme Dinge passiert. Menschen sind gestorben, Menschen sind schwer erkrankt. Menschen und Firmen sind in existenzbedrohende Situationen gekommen. Und das will ich auch überhaupt nicht beschönigen. Das ist tragisch und das ist in anderen Teilen der Welt noch viel tragischer als bei uns. Nichts an dieser bisherigen Entwicklung will ich schönreden. Im Gegenteil.

Akzeptanz

Ich möchte, dass wir die Dinge so nehmen, wie sie sind. Dass wir einfach akzeptieren, was Realität ist und uns davon nicht gefangen nehmen lassen, uns nicht ausschließlich darauf konzentrieren, das Schlechte zu sehen, das zu kritisieren, was nicht ganz so perfekt funktioniert, sondern mit einem ein bisschen gelassenen Abstand und auch einem Blick auf das Positive, auf die Chancen, auf die Herausforderungen zu schauen und gut begründete Anlässe für eine Zuversicht zu schaffen. Warum? Keiner von uns weiß, wie die Zukunft sich entwickeln wird, zweifellos, aber je zuversichtlicher, je mehr Menschen sich auf das konzentrieren, was sie beeinflussen können und dort positive Entwicklungen anschieben, desto größer ist die Chance, dass wir alle gemeinsam gut durch diese Krise und aus dieser Krise heraus kommen. Und genau dazu möchte ich etwas beitragen.

Es wäre eine fatale Illusion zu glauben, man wartet einfach und hofft auf den Impfstoff und danach wird alles wieder wie vorher. Das ist eine Illusion. Viele Dinge werden sich verändern. Manche ganz schnell, manche eher langsam. Aber einfach so wieder die Dinge zu machen, wie wir es früher gemacht haben, das wird an manchen Stellen funktionieren, an anderen überhaupt nicht. Ich glaube, es ist häufig eine trügerische Hoffnung.

Für wen dieser Text nicht ist…

Sie merken also schon so ein bisschen, wo dieser Text hinzielt. Und ich muss das mit einer Warnung verbinden. Wer sich gerne darin ergeht, sehr kritisch das Ganze zu sehen und gar keine Anlässe für Hoffnung zu haben, der sollte diesen Text besser nicht lesen. Entweder werden sie richtig sauer oder wütend. Oder aber diese bequeme Möglichkeit, sich einzuigeln, ist ihnen einfach verloren gegangen, weil ich mit einigen guten Gründen zeigen werde, dass die Dinge viel positiver ausgehen können, als viele sich das heute vorstellen können.

Es gibt ja viele Sprüche über Optimisten und Pessimisten. Einen hab ich gerade gefunden. Die Pessimisten sehen die Löcher, die Optimisten sehen den ganzen Käse. Und es ist vielleicht ein etwas flapsiger Vergleich, aber er passt doch ganz gut zu dieser Haltung, die ich meine. Ein bisschen Abstand zu nehmen und ein bisschen Gelassenheit zu entwickeln, sich nicht nur mit den aktuellen Corona-Zahlen zu beschäftigen, sondern sich auf das zu konzentrieren, was an Chancen und Möglichkeiten gerade in einer solchen besonders herausfordernden und manchmal schmerzhaften Zeit möglich wird. Und wenn Sie jetzt trotz dieser Warnungen und Vorankündigung Lust haben, mit mir diese sieben Aspekte zu mehr Mut und Zuversicht für 2021 anzugehen, dann kommen Sie mit und ich freue mich mit Ihnen auf diese sieben Punkte.

Mut zu mehr Veränderung in 2021

Meine erste Anstiftung ist der Mut zu mehr Veränderungen. Es gibt so viele Dinge, die wären schon längst viel besser gegangen, alleine es hat sich nie etwas verändert. Ob das mehr Home Office, flexibleres Arbeiten, mehr Online-Angebote bei normalen Geschäften ist. Es gibt ganz viele Dinge, die hätte man schon längst einführen können. Oder sogar das online lernen in Schulen. Das gibt’s in Finnland seit vielen, vielen Jahren. Alleine bei uns, wider besseres Wissen, hat sich wenig verändert und es gibt keine größeren Gegner von sinnvollen Veränderungen als die alten Gewohnheiten. Der alte erreichte Stand, der Erfolg von gestern ist der größte Feind der Veränderung für morgen. Obwohl man es besser weiß, bleibt man in dem Vertrauten. Gearbeitet wird von 8 bis 17 Uhr, gearbeitet wird am festen Platz. Führung braucht Kontrolle und alles war irgendwie klar geregelt. Und es hat auch recht gut funktioniert. Zumindest glaubten das alle und es war nicht notwendig, das zu verändern.

Und dafür sind Krisen extrem wichtig. Die sind schmerzhaft, die will niemand, aber wenn sie da sind, zwingen sie uns aus dem bestehenden Muster, aus dem eintrainierten heraus. Es ist einfach nicht mehr möglich, so zu arbeiten wie vorher. Und auf einmal mussten alle ins Home-Office. Und siehe da, es hat funktioniert. Und auf einmal mussten sich alle überlegen: Wie geht online und wie macht man Zustellung? Und wie können wir überleben, wenn die Leute nicht mehr in den Laden kommen können? Und ganz viele Dinge haben superschnell funktioniert. Nach einem großen Schock, nach einem großen Erschrecken – Was machen wir jetzt? – haben sich Menschen zusammengerauft und haben ganz schnell mit viel Fantasie, mit viel Engagement tolle Dinge auf die Beine gestellt. Und im Grunde genommen kann man sagen, dass ganz vieles in unserer Gesellschaft, in unserer Wirtschaft viel besser funktioniert hat, als sich das viele Menschen vorher vorstellen konnten.

Rückblick mit Erkenntnissen für die Zukunft Ihres Unternehmens

Und mit diesem Blick möchte ich dazu ermutigen, dass wir uns ein bisschen Abstand nehmen und auf das, was wir in den letzten Monaten erlebt haben und gerade noch erleben, mit einem Blick draufschauen: Was ist da passiert? Was haben wir gelernt? Was ist das Gute an dem, was da, natürlich unfreiwillig, aber eben trotzdem, passiert ist? Und was können wir aus diesen Erkenntnissen mitnehmen in die Zukunft?

Dieser Blick: Akzeptieren was ist, das Gute daran sehen und daraus lernen und Dinge mitnehmen. Das ist ein immer wiederkehrendes Muster, was sich sehr bewährt hat, gerade wenn die Dinge sich verändern und anders laufen, als wir es gewohnt sind. Um einfach zu lernen, um flexibel zu bleiben und immer wieder mit voller Präsenz sich auf das zu konzentrieren, was wir auch wirklich beeinflussen können. Das Lamentieren auf das, was gestern doch noch so gut geklappt hat, ist Zeitverschwendung.

Den Blick auf Veränderung richten

Also konzentrieren wir uns auf das, was wir beeinflussen können. Und ganz grundsätzlich ist es immer wieder ein kluger Blick auf die Dinge, die sich verändern, sich zu fragen: Was hat gut geklappt? Was können wir daraus lernen und was können wir daraus mitnehmen in die Zukunft? Das können Sie für sich persönlich machen. Das können Sie in Ihrem familiären Umfeld machen. Das können Sie in Ihrem Unternehmen machen. Mit Ihren Teams zusammen zu überlegen: Was hat gut geklappt? Und wie entwickeln wir uns weiter und nutzen diese Lernerfahrung?

Wie nutzen wir diese Power zur Veränderung, dieses ermutigende gemeinsam Dinge lösen für Zeiten, in denen es auch wieder so gehen könnte wie früher, obwohl wir alle wissen: Eigentlich ist es doof, das wieder so zu machen wie früher und wir müssen eigentlich neue Verhaltensweisen entwickeln. Und da wird es darauf ankommen, dass die Leute gewinnen, die sich für die guten Lösungen für morgen einsetzen. Sie gewinnen gegen die Trägheit und den Reflex, es wieder so zu machen wie früher, obwohl wir wissen, dass es besser geht.

Mut zu mehr Vertrauen und Menschlichkeit in der Arbeitswelt

Ich möchte sie anstiften zu dem Mut zu mehr Vertrauen und Menschlichkeit. Vielleicht kennen Sie den Spruch: Ist die Katze aus dem Haus, tanzen die Mäuse auf den Tischen. Das ist so eine von vielen Aussagen, die man bei Führungskräften und Chefs immer wieder mal hört und die Ausdruck sind von Haltungen und Bildern, die unsere Art, wie wir glauben, das Arbeiten zu funktionieren hat, zugrunde liegen. Das sind Bilder, wie Arbeitswelt funktioniert. Man braucht eine gewisse Distanz. Man braucht Respekt. Menschen müssen kontrolliert werden. Dinge müssen gut geregelt werden. Nur dann funktioniert es.

Wir haben schon immer Masken getragen

Und im Grunde genommen kann man eigentlich immer sagen: Wir haben eine Maske getragen. So normal, dass wir gelernt haben, Privatleben und Arbeitsleben zu trennen und eine unsichtbare Maske zu tragen. Im Moment tragen wir gerade alle Masken vor dem Gesicht und irgendwie hab ich den Eindruck, das hat geholfen, dass wir diese unsichtbaren Masken ein bisschen abgelegt haben.

Denken Sie an die erste Lockdown-Phase, als wir plötzlich Führungskräfte, Prominente bei Videokonferenzen völlig improvisiert aus dem Homeoffice, in Talkshows und in Videokonferenzen gesehen haben. Offenes Hemd, schlecht frisiert, schlechte Technik. Eigentlich könnte man sagen ein bisschen peinlich, aber es hatte eine andere Wirkung. Auf einmal wurden alle ganz menschlich und alle waren irgendwie so auf Augenhöhe. Und auch der Vorstandsvorsitzende hat genauso ein Bücherregal hinter sich und eine vertrocknete Blume, wie das bei uns zu Hause vielleicht auch aussieht.

Mit den Chefs in der Saune – Mut zu mehr Menschlichkeit im Unternehmen

Das hat mich so ein bisschen an ein Reiseerlebnis erinnert. Ich habe im letzten Jahr im Flugzeug neben jemandem gesessen, der für ein finnisches Unternehmen gearbeitet hat. Und er hat mir erzählt, was in finnischen Firmen anders ist als er es in deutschen Unternehmen gerade kennengelernt und sehr darunter gelitten hat, wie schwierig, wie formal die Entscheidungsprozesse in der zugekauften deutschen Tochter waren. Und dann fragte ich ihn, was denn bei den Finnen anders ist. Und dann hat er einen Moment überlegt und hat gesagt: Naja, wir waren alle mit unseren Chefs in der Sauna. Und dann ist die Kommunikation so direkt. Jeder hat eine Vorstellung, wie der Chef, die Chefin in der Sauna aussieht und dann ist man sofort auf Augenhöhe. Und das fand ich eine bemerkenswerte Aussage. Und man müsste da glatt drüber nachdenken, ob man nicht Betriebsdauer in Betrieb nehmen müsste, dass man einfach diese oft unnötigen Distanzen, die zwischen Menschen, die miteinander arbeiten, entstehen und aufgebaut werden, dass man die wegnimmt, weil dann die Kommunikation viel offener, viel ehrlicher und viel produktiver sein kann.

Ich glaube, dass diese Erfahrung, die wir gemeinsam in dieser Krise gemacht haben, wo plötzlich vieles nicht mehr mit der üblichen Distanz und formvollendet funktioniert hat, sondern plötzlich Menschen einfach in ihrer persönlichen Situation aus ihrem persönlichen Umfeld heraus miteinander kommuniziert haben, viel greifbarer, viel spürbarer wurden und wir an vielen Stellen ja auch sehr, sehr gut uns gemeinsam unterstützt und gegenseitig geholfen haben. Das hat einfach viel Menschlichkeit, viel Nähe gebracht.

Trotz Abstand: Teams wachsen und rücken näher zusammen

Bei ganz vielen Jahresauswertungen, die wir bei uns und bei Kunden gemacht haben, haben wir die Rückmeldung gehört: Wir sind echt klasse zusammengewachsen im Team. Im Team, zwischen Chefs und Mitarbeitern, eine ganze Firma. Oft gerade auch über großen räumlichen Abstand, weil man sich durch Videokonferenzen fast öfter gesehen hat und intensiver besprochen hat als vorher. Und dieses Gefühl: Wir sind näher zusammengerückt. Wir haben gemeinsam was geschafft. Wir haben uns als Menschen gegenseitig geholfen.

Das finde ich unglaublich wertvoll. Und es sollte uns nicht verloren gehen, wenn wir in gewisser Weise wieder eine Normalität erreichen nach der Krise. Weil ich glaube, das ist eine ganz hervorragende Chance, sich zu fragen: Welche Haltungen, welche Rituale haben wir entwickelt, die eigentlich keiner gut findet, die auch nicht produktiv sind, sondern eher zu Angst und Distanz führen und zu Unehrlichkeit. Und was von diesen Dingen könnten wir einfach über Bord werfen? Und die Entwicklung, die wir jetzt gerade durchleben, vielleicht als Anlass nehmen, hinterher zu mehr Selbstverantwortung, mehr Menschlichkeit, mehr Vertrauen zu kommen.

Führung braucht Kontrolle. Oder doch nicht?

Denn auch das Thema Vertrauen, dass Führung nur mit Kontrolle vor Ort funktionieren sollte, ist eigentlich längst überholt. Und trotzdem wird an vielen Stellen Führung bisher noch so gelebt, dass Menschen glauben: Ich muss Mitarbeiter, die ich führen soll, sehen und kontrollieren. Aber wer glaubt, dass er kontrollieren kann, was jemand im Nachbarbüro tatsächlich tut, erliegt einer kompletten Illusion.

In der Pandemie-Phase haben ganz viele Menschen das Erlebnis gehabt, dass Menschen, die man nicht kontrollieren konnte, die zu Hause waren, extrem gut und produktiv gearbeitet haben, sehr verantwortungsvoll ihre Aufgaben übernommen haben, ihre Ziele erreicht haben, sich gegenseitig unterstützt haben. Also in den allermeisten Fällen hat es viel besser funktioniert, als sich viele Führungskräfte gerade vorstellen konnten.

Also wenn das keine Erlebnisse sind, die dazu führen, dass Vertrauen, Transparenz und gegenseitiges Unterstützen wichtiger sein sollten als formale und starre Strukturen, dann frage ich mich, was will man denn noch erleben, um sich davon zu überzeugen?

Mut zu konsequenter Digitalisierung

Ich möchte Ihnen Mut machen zu konsequenter Digitalisierung. Corona, sag ich gerne, ist ein Audit für Digitalisierung gewesen. Von einem Tag auf den anderen hat man schlagartig gesehen: Wer ist in seinen Prozessen so weit digital, dass es völlig egal ist, wo man arbeitet? Diese Firmen und diese Menschen haben den Laptop unter den Arm geklemmt und von zuhause weitergearbeitet. Ohne Einschränkung. Und an ganz vielen anderen Stellen hat es nicht so funktioniert.

Es soll sogar Schulen gegeben haben, die relativ leicht auf Online-Unterricht umstellen konnten, weil sie das vorher schon mal eingeführt haben. Das Thema Schulen ist so ein bisschen mein Steckenpferd, weil es mich besonders provoziert, weil ich einfach nicht fassen kann, welch rückwärtsgewandte Haltung und Strukturen wir dort haben, wo doch Schule eigentlich auf die Zukunft vorbereiten soll. Und es geht ja nicht darum, den Präsenzunterricht abzuschaffen, sondern es geht ja darum, ein gutes, pädagogisch kluges Online-Lernen zu entwickeln und das als ein Element in einem guten Mix von Schule und Unterricht zu entwickeln, weil das Dinge sind, die heute schon im Arbeitsleben gebraucht werden. Und es wird sich in Zukunft noch weit mehr virtualisieren und digitalisieren und darauf müssen Menschen heute vorbereitet werden.

Lockdown für konsequente Digitalisierung

Es ist vielleicht ein bisschen provozierend, aber ich glaube, wir brauchen unbedingt noch ein paar Wochen harten Lockdown, damit einfach der Leidensdruck noch größer wird und sich an den Schulen für die Zukunft diejenigen durchsetzen, die konsequent auf Digitalisierung als wichtiges Element setzen und dass die Beharrungskräfte nicht die Oberhand gewinnen.

Aber es geht ja nicht um Schulen. Aber als Eltern von Kindern bin ich da genau wie viele von Ihnen auch betroffen und es braucht, glaube ich, eine große gesellschaftliche Anstrengung, dass wir unsere Systeme an den Stellen so modernisieren, dass wir wirklich zukunftsfähig werden.

Es haben viele, viele Menschen erstaunt festgestellt, wie gut Videokonferenzen, Online-Kommunikation funktionieren kann, wie produktiv man doch arbeiten kann. Und das alles unter absolut nicht optimalen Bedingungen. Wir waren nicht gut vorbereitet auf Homeoffice-Situationen. Wir haben oft die Instrumente sehr hemdsärmelig eingeführt. Da ist sehr vieles improvisiert worden und das kann man viel besser machen, wenn man es nachher in Ruhe einrichtet und entwickelt. Und trotzdem hat sehr viel sehr gut funktioniert und das kann glaube ich extrem ermutigend sein. Ich glaube, niemand kann mir sagen, dass es nicht möglich sei, Arbeiten, die nicht eine zwingende mechanische Anwesenheit vor Ort erfordern, auch mindestens ein paar Tage die Woche von anderen Orten aus zu erledigen. Ob das dann zuhause ist oder woanders, ist nochmal eine zweite Frage.

Also wir haben uns allen bewiesen, dass da ganz viel geht. Aber man sieht natürlich auch die Grenzen. Es ist toll, wenn Verwaltungsmitarbeiter im Homeoffice sind, aber wenn es keine E-Akte gibt, dann muss man Akten hin und her schleppen. Das ist toll, wenn es digitale Prozesse gibt. Aber wenn man dann Dokumente ausdrucken muss und muss sie dann abschicken, dann ist das erst die halbe Miete.

Kleine Schritte in die richtige Richtung

Aber es gibt auch viele positive Beispiele. So war es dieses Jahr ganz selbstverständlich möglich, die Zählerstände an der Wasseruhr abzulesen und selber in ein Online-Portal einzutragen. Und da mussten keine Menschen quer durch die Orte laufen und diese Ablesungen machen. Kleine Schritte in die richtige Richtung, die aber zeigen: Es geht doch. Und es ist nur wichtig, dass wir schneller, mutiger und konsequenter jetzt die Dinge digitalisieren, die möglich sind, aber dann auch nach dieser akuten Phase die Weichen richtig stellen und nicht damit aufhören zu sagen: Ja, das hat jetzt mal funktioniert. Jetzt kommen wieder alle ins Büro.

Alle Prozesse, die digitalisiert sind, werden auch digitalisiert. Und ich glaube, jede Firma, jede Verwaltung ist klug beraten, selber in die Offensive zu gehen und das zu gestalten und nicht abzuwarten, bis es Konkurrenten und Wettbewerber machen und die eigene Wettbewerbsfähigkeit und die eigenen Arbeitsplätze dann verloren gehen oder man zumindest nicht mehr attraktiv ist als Arbeitgeber.

Dieser Mut zur Digitalisierung, der sollte sich aus meiner Sicht darin niederschlagen, dass sie zum richtigen Zeitpunkt die richtigen Leute zusammenholen und gemeinsam reflektieren und auswerten, wo sie stehen. Ehrlich, offen, selbstkritisch, aber auch mit einem Blick auf die positiven Lernerfahrungen und mit dem Ausnutzen dieser positiven Kraft beim Vorausdenken in die Zukunft. Aber denken Sie weiter. Es geht nicht nur darum, dass man mal im Homeoffice arbeiten kann und eine digitale Kommunikation hat. Es geht um eine konsequente Digitalisierung und ein Neudenken von Prozessen, die man in der Zukunft ganz anders wird handhaben können. Es kann nicht sein, dass Gesundheitsämter telefonieren und faxen und dass Automatisierungen einfach gar nicht entwickelt sind. Es geht darum, konsequent Prozesse zu digitalisieren, dafür die Weichen richtig zu stellen und das dann frühzeitig und konsequent umzusetzen.

Führungskräfte müssen die Digitalisierung vorantrieben

Dabei müssen Führungskräfte vorausgehen. Die brauchen nicht die Nerds zu sein, die genau wissen, wie das geht. Aber Chefs und Chefinnen müssen deutlich machen, dass es keinen Weg zurück gibt und dass wir ohne Digitalisierung Prozesse, die digitalisiert sind, nicht mehr wettbewerbsfähig entwickeln können.

Und die Digitalisierung von Projektmanagement, von Arbeitsprozessen im Unternehmen ist die zwingende Voraussetzung dafür, dass Menschen von verschiedenen Orten sehr gut zusammenarbeiten können. Digital First ist die Grundbotschaft, die wir zwingend brauchen, um die Flexibilität, die wir an anderen Stellen noch besprechen, überhaupt zu ermöglichen. Und das ist eine Führungsaufgabe. Und es braucht Mut und klare Entscheidung und das Entwickeln einer robusten Strategie.

Mut zu mehr Freiheit und Flexibilität im Arbeiten

Ich möchte Ihnen Mut machen zu mehr Freiheit und Flexibilität im Arbeiten. Das ist jetzt ein ganz harter Punkt für alle, die recht traditionelle Vorstellungen von Arbeiten und Führen haben. Aber jetzt hat doch jeder geschnallt, dass Homeoffice funktioniert. Und die allermeisten Menschen und die allermeisten Firmen wollen auch zwei bis drei Tage Homeoffice als normales Angebot beibehalten. Viele Firmen stellen das ihren Mitarbeitern komplett frei und Menschen werden unterschiedliche Modelle finden. Das ist inzwischen akzeptiert.

Büro? Home-Office? – Welt?

Aber jetzt denken und diskutieren viele immer noch Homeoffice oder Büro. Dabei ist die Welt viel größer. Ich bin ganz sicher, dass wir, wenn die Pandemie durchgestanden ist und neue Freiheiten entstehen, dann werden wir merken, dass Arbeiten ja an ganz unterschiedlichen Orten stattfinden kann. Das berühmte Arbeiten aus dem Café ist nur der kleinste Teil. Menschen werden arbeiten in Coworking Spaces. Menschen werden natürlich zuhause arbeiten, aber es werden auch immer mehr Menschen auf die Idee kommen: Sag mal, wenn ich von zuhause arbeiten kann, dann könnte ich doch auch aus dem Ferienhaus vom Strand aus arbeiten. Oder ich könnte im Schwarzwald mich eine Woche zurückziehen. Oder ich könnte mit meinem Team nach Berlin oder nach München oder irgendwo sonst hingehen und mal von dort arbeiten und vielleicht mit interessanten Leuten zusammenarbeiten, die Inspiration drum herum nutzen oder drei Wochen nach Bali gehen. Oder nach Thailand.

Das mag ein bisschen exotisch klingen, aber es gibt ganz viele Menschen, die längst so leben. Das machen viele Freiberufler. Das machen aber auch längst Angestellte in innovativen Firmen. Und es gibt gar nicht so wenige Firmen, die ihre gesamte Arbeitssituation so organisieren, dass Menschen dort arbeiten können, wo sie möchten. Und viele sind auf Reisen, sind mal ein paar Monate in dem Land und ein paar Monate in einem anderen Land. Und wieder andere leben an einem schönen Ort, wo sie sich wohlfühlen und müssen eben nicht in der Metropole für teuer Geld leben, sondern sind vielleicht irgendwo auf dem Land, wenn sie da gutes Internet haben.

Neue Chancen durch die Digitalisierung

Das bietet unglaublich viele Chancen. Es bietet Chancen für die einzelnen Menschen, zu viel mehr Lebensqualität, zu viel mehr Freiheitsgraden, ihre eigene Arbeit so zu organisieren, wie es zum eigenen Lebensentwurf passt. Und dann müssen wir nicht mehr dort arbeiten, wo die Firma ist oder dort leben, wo die Firma ist, sondern wir können dort leben, wo wir gerne leben wollen und nehmen die Arbeit mit.

Das ist auch eine riesige Chance für Regionen, gerade für ländliche Regionen. Wenn die eine hohe Lebensqualität haben und gutes Internet. In Thailand, in Mallorca, in vielen Ferienorten hat man eine tolle Internetqualität und kann von dort super arbeiten. Regionen in Deutschland müssen da ganz schön aufholen und das ist hochgradig wichtiger, viel wichtiger als Straßen Infrastruktur, um in Zukunft als Lebensraum attraktiv zu sein.

Die Chance für ihr Unternehmen international zu rekrutieren

Das ist aber auch eine Riesenchance für Unternehmen. Denken Sie an Unternehmen, die bisher ihre Rekrutierung von Mitarbeitern eigentlich immer auf den Radius direkt um das Unternehmen herum konzentrieren oder damit leben müssen, dass sie Menschen zum Umziehen in die eigene Region gewinnen müssen. Das muss in Zukunft nicht mehr sein. Sie können den Aktionsradius zum Gewinnen von Talenten massiv ausweiten. Wenn Sie alleine im eigenen Land bleiben, dann kann ein Unternehmen im Taunus ganz problemlos Mitarbeiter aus Berlin oder München gewinnen, die dann ein paarmal im Jahr oder einmal im Monat zum Firmensitz kommen, vielleicht in der Einarbeitung öfter, und dann in ihrem Zuhause bleiben und von dort arbeiten.

Wenn Menschen sich aus persönlichen Gründen in eine andere Region verändern, dann heißt es nicht mehr automatisch Ende der Zusammenarbeit, sondern dann verändern sie die erprobte Zusammenarbeit hin zu einer Remote-Arbeit und der wertvolle Mitarbeiter, der bisher bei ihnen in München gelebt hat, der geht dann nach Hamburg und arbeitet dann von Hamburg aus oder umgekehrt. Unternehmen auf dem Land können Mitarbeiter aus Ballungszentren als Mitarbeiter gewinnen, ohne dass Mitarbeiter und Familie aufs Land ziehen müssen. Unternehmen, die an einen Standort gebunden sind, der vielleicht bestimmte Vorteile hat, aber andere eben nicht, können ihren Teams eine tolle Möglichkeit schaffen, indem sie zum Beispiel, ob das in Berlin oder in München oder auf Mallorca oder in New York ist, ein Büro oder eine Beteiligung in einem Coworking Space organisieren und es eigenen Teams ermöglichen, immer mal für ein, zwei Wochen zu einem solchen externen dritten Ort zu gehen und von dort zu arbeiten.

Attraktiver als Arbeitgeber

Das macht Firmen attraktiver, bietet Mitarbeitern hoch inspirierende Möglichkeiten und es ist möglich. Heute und morgen ist es möglich, was früher nur bei ein paar Exoten vielleicht realisiert wurde. Wenn man diese neue Freiheit wirklich begreift, ergeben sich daraus unglaubliche Möglichkeiten zur Gestaltung des eigenen Lebens und Arbeitslebens für einzelne Menschen. Es ergeben sich ganz neue Möglichkeiten für die Gewinnung von Mitarbeitern und das Halten von Mitarbeitern für Firmen, die ihren Ort ja nicht verändern können, die sich aber ganz neue Möglichkeiten schaffen können. Das schafft Möglichkeiten für Regionen, die wohnortnahes Co-Working ermöglichen und Menschen dann nicht mehr dauernd stundenlang pendeln müssen. Das ist auch im Sinne von Nachhaltigkeit hochgradig sinnvoll.

Also Sie sehen, da gibt es ganz, ganz viele Möglichkeiten, die in vielen Köpfen heute noch gar nicht vorstellbar sind, aber längst bewiesen ist, dass sie funktionieren. Wir müssen das nur zulassen. Und auch da gilt: Firmen, die hier offensiver und kreativer sind, gewinnen einfach am Arbeitsmarkt an Attraktivität.

Mut zu globalerem und internationalerem Denken

Ich möchte Sie ermutigen zu globalerem und internationalerem Denken. Das ist jetzt tatsächlich ambitioniert, weil Populismus, nationaler Egoismus, rückwärtsgewandtes Pseudo-Sicherheitsdenken, das Überinterpretieren von allem, was aus der großen weiten Welt kommt, das sind viele Trends, die gehen genau in die andere Richtung. Aber wenn wir auf diese Corona-Situation mit ein bisschen Abstand draufschauen, dann ist es doch faszinierend. Das ist zum ersten Mal in der Geschichte der Menschheit eine Krise, die auf der ganzen Welt bei Reich und Arm, im Norden und Süden, in allen Ländern und Kulturen dieser Welt nahezu zeitgleich durchlebt wird. Was das für Konsequenzen hat, wissen wir heute noch gar nicht. Aber es ist noch nie in so kurzer Zeit durch eine weltweite Zusammenarbeit von Forschungseinrichtungen und Staaten ein Virus identifiziert und ein Impfstoff entwickelt oder viele Impfstoffe entwickelt worden, wie wir das gerade erleben. Natürlich gab es nationalistische Reflexe, aber z.B. die EU hat eine gemeinsame Impfstoff-Strategie und es geht darum, dass nicht einer gegen den anderen sich ausspielt, sondern dass man gemeinsam vorgeht.

Es gibt also durchaus positive Aspekte, bei denen man merkt: Wenn wir die Welt als Ganzes begreifen, was für jeden sichtbar notwendig ist, dann ist das eine ganz große Chance, Herausforderungen, die auch nach Corona auf uns zukommen, vielleicht besser zu bewältigen als ohne eine solche Erfahrung. Es ist hart, aber es ist vielleicht eine Lernerfahrung, von der wir profitieren.

Persönlicher Rückblick auf 2020

Jetzt geht’s mir gar nicht so sehr um die große Politik, sondern ich möchte nochmal ganz persönlich ein Jahr zurückschauen. Ziemlich genau vor einem Jahr habe ich mich auf den Weg gemacht zu einer Erkundungsreise nach Südostasien. Ich bin drei Tage in Dubai gewesen, drei Tage in Singapur, war in Bangkok, habe in Malaysia an einer Tagung teilgenommen, habe mir auf thailändischen Inseln gearbeitet, habe dort einen Workshop mit Kunden gemacht und habe ganz viel gesehen und nicht nur in einer anderen Klimazone im Januar arbeiten können – mit tollem Internet am Strand und anderswo und im Hotel – sondern habe auch sehr eindrücklich erlebt, welche Atmosphäre da entsteht in Städten wie Dubai oder Singapur, die so international sind wie kaum andere Orte auf der Welt, wo sie einfach im täglichen Erleben Menschen völlig unterschiedlicher Herkunft erleben und wo diese Standorte auch sehr darauf bauen, aus dieser Internationalität zu gewinnen.

Wenn Sie ein Unternehmen wie Biontech anschauen, dann ist es nicht nur wegen der beiden Gründer mit türkischen Wurzeln so interessant, sondern man hat dort über 60 Nationalitäten als Mitarbeiter. Also ein hochgradig diverses Unternehmen, was gerade auch dadurch seine Innovationskraft hat. Und diese Haltung aus Deutschland heraus in die ganze Welt zu schauen und nicht zu glauben, dass wir der Nabel der Welt seien, sondern zu begreifen, wie viele Menschen in ganz anderen Ländern leben, zu ganz anderen Lösungen kommen, das ist ein super erweiternder Blick.

Die Welt ist nur einen Klick entfernt

Und es ist nicht nur Persönlichkeitsentwicklung und vielleicht gesellschaftspolitisch relevant, sondern das ist für Unternehmen und Führungskräfte hochgradig relevant. Die ganze Welt ist nur einen Klick entfernt. Das, was wir gerade angesprochen haben zu Menschen, die auch entfernungsunabhängig mitarbeiten können, das gilt komplett global. Vielleicht gibt es da Sprachhindernisse, vielleicht gibt es manchmal kulturelle Hindernisse, aber es spricht nichts dagegen, dass sie bestimmte Tätigkeiten in ganz andere Länder dieser Welt auslagern.

Ich arbeite selber mit Mitarbeitern, die an anderen Ecken der Welt unterwegs sind. Es sind jetzt meistens Deutsche, wo es schon eine längerfristige Zusammenarbeit gibt, aber man kann ganz wunderbar über verschiedene Zeitzonen zusammenarbeiten. Und es spielt überhaupt keine Rolle, ob ein Mitarbeiter im Nachbarbüro sitzt oder in Malaysia oder in Argentinien. Und da sind ganz viele Möglichkeiten, Fähigkeiten einzukaufen, global zu kooperieren und zusammenzuarbeiten. Das kann projektbezogen sein, das kann mit Kooperationspartner-Unternehmen sein oder das kann in fester Anstellung mit Menschen, die auf Reisen sind, erfolgen.

Der globale Blick

Auch wenn wir in Deutschland einen Fachkräftemangel in bestimmten Bereichen haben, dann gibt es Länder auf der Welt, in denen es Talente gibt, die durchaus gut zu uns passen können und wo wir viel offensiver als Unternehmen, als Branchenverbände, als Regionen uns darum bemühen können, die richtigen Menschen zu uns zu holen oder über die Entfernung zusammenzuarbeiten. Da gibt es Lösungen für den lokalen Fachkräftemangel, an die viele noch gar nicht denken. Und auch da gewinnen wieder die Unternehmen, die ein bisschen mutiger sind, die ein bisschen kreativer sind und die einfach Dinge ausprobieren und Möglichkeiten für sich erschließen.

Seien Sie mutiger, denken Sie internationaler, denken Sie globaler. Da ergeben sich ganz neue Lösungsmöglichkeiten. Man kann viel lernen von den Ideen anderer Menschen und anderer Länder. Und dann das, was für uns passt, zusammennehmen. Und dieser globale Blick: absolut lohnend. Dafür alleine freue ich mich auch auf Zeiten, in denen man wieder reisen kann. Weil ich unglaublich viel an Eindrücken und Lehren mitnehmen konnte aus diesen Interviews, aus den Gesprächen, aus dem Erleben anderer Länder.

Mut zu mehr Selbstbewusstsein in Deutschland

Ich möchte uns Mut machen, selbstbewusster zu sein in Deutschland. Das klingt jetzt vielleicht ein bisschen überraschend, weil ich an vielen Stellen ja auch durchaus sehr kritisch Dinge beleuchte und mit der Perspektive aus anderen Ländern beleuchte. Wenn wir in Deutschland länger brauchen, um einen eigentlich fertigen Flughafen einzuweihen als in Dubai von der ersten Idee bis zur Einweihung des weltgrößten Wolkenkratzers gebraucht wird, dann ist das natürlich kein Prunkstück. Und wenn die Internetverbindung zwischen München und Augsburg schlechter ist als in Thailand am Strand, dann ist das auch nichts, worauf wir stolz sein sollten. Aber ich glaube, wir sind in Deutschland an manchen Stellen auf die falschen Dinge stolz. Und an anderen Stellen stellen wir unser Licht unter den Scheffel und könnten eigentlich viel mehr, als wir uns selber zutrauen. Und da gilt es, beides in die richtige Richtung zu entwickeln.

Wir haben so viele Dinge, die in unserer Gesellschaft, in unserem Land wunderbar funktionieren. Mit ein bisschen Abstand kommen wir sogar gut durch die Krise. Wir erleben Dinge in einer offenen Diskussion, wissenschaftsbezogen. Politiker haben den Mut zu sagen: Wir haben gestern was entschieden, heute wissen wir es besser. Wir können offen unsere Meinung sagen. Wir diskutieren die Dinge. Das braucht Zeit. Das ist manchmal anstrengend, aber mit ein bisschen Abstand ist es trotzdem ein lernender Prozess, auf den man sich verlassen kann und wo man froh sein kann, in so einem Land zu leben.

Lernpotential durch andere Ländern

Trotzdem sollten wir uns nicht zu schade sein, hinzuschauen: Was können wir von Ländern wie Taiwan, wie Singapur, wie Dubai, wie Estland, wie anderen Ländern lernen? Was machen andere Länder, die vielleicht ein bisschen unter dem Radar sind, schon lange besser? Wo können wir Impulse mitnehmen? Wo können wir runterkommen von diesem hohen Ross der Überheblichkeit und können mal hinschauen: Wieso gibt’s in Finnland schon ganz lange andere Bildungssysteme? Wieso ist man im Baltikum, was Schüler und Digitalisierung angeht, viel weiter? Warum treiben Verwaltungen und die öffentliche Hand in Ländern wie Singapur, Dubai, Estland – immer wieder die gleichen – die Digitalisierung voran, statt sie zu verhindern oder nicht voranzukommen?

Es gibt ganz viele Fragen, die man sich stellen kann und Dinge, die man lernen kann. Aber gleichzeitig gibt es ganz viel, was wir in Deutschland an innovativen Wissenschaftlern, an tollen Unternehmen, an einer richtig guten, stabilen Demokratiekultur haben, auf das wir aufbauen können. Und wir sollten mutiger sein, unsere Lösungen zu entwickeln, Verbündete überall auf der Welt zu suchen. Wir müssen dafür schneller werden, lernwilliger werden und einfach mutiger nach vorne gehen. Zukunftsorientierter, technikaffiner, einfach ein bisschen mutiger werden. Das täte uns ganz schön gut und ich glaube, wir sind dazu in der Lage.

Es gilt einfach im Unternehmen, in der Region, in der Branche die richtigen Allianzen zu bilden, Strukturen zu schaffen, die schneller sind, die Ideen ermutigen, die Risikokapital bereitstellen, die Innovationen fördern. Das ist oft Lippenbekenntnis und in anderen Ländern stehen ganz andere Mittel zur Verfügung. Da dürfen und müssen wir mehr tun. Und wichtige Treiber dafür sind aus meiner Sicht erfolgreiche Unternehmen und Unternehmer, die zum Motor solcher Entwicklung werden können.

Mut zu einem neuen Aufbruch

Das waren jetzt sechs Anstiftung zu mehr Mut in verschiedenen Aspekten. Und eine siebte hat damit zu tun: Trauen Sie sich? Haben Sie den Mut für einen neuen Aufbruch, für einen neuen Ansatz, auch für Dinge, die Sie vielleicht schon mal probiert haben, wo die Zeit noch nicht reif war? Denn gerade eine solche Phase, wie wir sie gerade durchleben, eine Pandemie, eine Krise ist möglicherweise einschneidender, als wir das seit vielen Jahren oder Jahrzehnten gemeinsam erlebt haben.

Eine solche Krise hat vor allem den Aspekt: Sie unterbricht vieles. Sie macht Dinge deutlich und Menschen verstehen Entwicklungen, die sie lange Zeit nicht wahrnehmen wollten oder nicht akzeptiert haben oder sogar aktiv bekämpft haben. Auf einmal werden Dinge möglich. Dazu habe ich einige Aspekte und Spielfelder schon benannt. Aber ich möchte damit auch enden, dass ich sie anstiften möchte und ermutigen möchte: Machen Sie für sich persönlich mal so eine Bestandsaufnahme. Was sind Dinge in Ihrem Leben, die Sie verändern möchten? Wo Sie sagen: Da möchte ich mein Berufsleben, meine Art zu arbeiten, die Orte, wo ich arbeite, meine berufliche Ausrichtung vielleicht verändern. Und vielleicht ist diese Zeit jetzt ein guter Anlass, mal die Dinge Revue passieren zu lassen und neu zu starten.

Durchatmen und neue Ansätze im Unternehmen in Angriff nehmen

Das gilt aber auch im Unternehmen. Vielleicht haben sie schon lange Ideen für ein freieres, menschlicheres, anderes Arbeiten und sind damit bisher nicht durchgedrungen. Bevor Sie kündigen und sich ein anderes Unternehmen suchen, würde ich Sie gerne ermutigen: Fragen Sie nochmal. Machen Sie jetzt nochmal einen Anlauf. Ich glaube, dass viele Inhaber, viele Führungskräfte viele Dinge heute auch anders sehen als noch vor einem Jahr und dass die Bereitschaft, etwas auszuprobieren und mutiger nach vorne zu gehen, vielleicht auch bei Menschen sehr gewachsen ist, von denen sie das gar nicht glauben. Also machen sie einen neuen Anlauf.

Das Gleiche gilt natürlich auch für die Inhaber, Geschäftsführer und Führungskräfte für das eigene Unternehmen. Nutzen Sie diese besondere Situation für so einen Status quo. Schauen Sie neu hin. Verabschieden Sie sich von Dingen, wo Sie merken, dass das Haltungen sind, die eigentlich überholt sind und wir haben uns schon lange nicht mehr wohl damit gefühlt. Und die jetzige Situation nutzen wir als Anlass, das über Bord zu werfen. Ob das in der einen Firma ist das Sie abzuschaffen und zu einem menschlicheren Du überzugehen, ob das bei einer anderen ist einfach viel flexibler, was Zeiten und Arbeitsort angeht, zu arbeiten, ob das veränderte Organisationsstrukturen sind, ob das viel stärkere Kümmern darum, als Arbeitgeber eine richtig gute Firma, ein richtig guter Arbeitgeber zu werden.

Neustart 2021

Was auch immer bei Ihnen ansteht: Nutzen Sie diese Situation als eine Chance, Dinge neu zu starten. Das geht in einer Phase, in der vieles Alte, Gewohnte unterbrochen ist und sowieso nicht fortgesetzt werden kann, oft leichter als in normalen Zeiten. Gerade diese schwierigen Zeiten können hervorragend geeignet sein, was Neues zu starten. Und je mehr Entscheider und Menschen an verantwortlicher Stelle den Mut und die Zuversicht haben, diese Kraft, die wir alle bisher gemeinsam gezeigt haben, zu nutzen und damit die Firma und das eigene Leben positiv auszurichten, desto besser. Und das ist genau das, wozu ich sie anstiften möchte.

Akzeptieren Sie das, was ist, so wie es ist, ohne Beschönigung, ohne Jammern und betrachten Sie die Chancen. Entdecken Sie die Chancen dabei. Nutzen Sie die und machen Sie sich auf den Weg. Je mehr positiv zuversichtliche Menschen wir haben, desto besser kommen wir durch solche schwierigen Phasen. In diesem Sinne bleiben Sie gut gelaunt, bleiben Sie zuversichtlich und ein erfolgreiches Jahr 2021, auf das wir dann am Ende mit Stolz, mit manchem Sektkorken und im Kreise von Freunden und Partnern zurückgucken und gemeinsam feiern können. Das wünsche ich uns allen.