Arbeitsplatz der Zukunft

Räume wirken auf Menschen und ihre Kommunikation

Ok – Sie kennen meinen Spruch „Hässliche Büros braucht kein Mensch mehr“.

Diese Aussage ist sicher etwas zugespitzt – aber die Tragweite wird schnell klar.

Aber was kommt stattdessen? Worauf kann man achten, wenn man Büros und Firmengebäude umgestalten oder gar neu errichten will?

Dass man zu Trends und Anforderungen für Büros der Zukunft sehr viel fundierter berichten kann, ist mir schon lange klar.

Direkt angetan war ich beim Hören eines Vortrages in Hamburg im letzten Sommer. Birgit Gebhardt hat sich als Trendforscherin auf Trends der Arbeitswelt und insbesondere die Gestaltung von Arbeitsräumen spezialisiert und großartige Beiträge dazu verfasst. In Hamburg stellte sie im Gebäude der New Work SE (XING) ihre neue Trendstudie vor.

Die wirklich sehr empfehlenswerte Trendstudie „Die Macht des Raums“ können Sie hier direkt herunterladen. Lohnt sich!!!

Wir haben uns in einem inspirierenden Gespräch über die Zukunft des (Büro-)Raums unterhalten.

Ein radikal überzeugender Ansatz: archetypische Raumtypen identifizieren und entsprechende Raumqualitäten gestalten.

Klingt abstrakt?

Ok. Denken Sie an ein Lagerfeuer. Das Feuer prasselt. Es ist warm (zumindest von vorne). Alle sind von vorne angeleuchtet, Menschen sitzen im Kreis. Jeder darf sprechen. Menschen werden nachdenklich, Gespräche werden tiefgründig (zumindest, wenn nicht zu viel Alkohol im Spiel war).

Wie müssen Besprechungs- und Teamsettings aussehen, um diese Qualität zu erzeugen?

Denken Sie an eine Höhle, in die wir uns zurückziehen, um ungestört und in Ruhe und gefühlter Sicherheit an einem Thema zu bleiben.

Kann man bauen.

Denken Sie an eine Bühne. Die betritt, wer etwas zu sagen hat.
Denken Sie an die Wasserstelle oder den Marktplatz. Orte, an denen man sich trifft und austauscht.

Das alles kann man konzeptionell in Gebäude integrieren und bauen. Auf ästhetisch ansprechende, für Menschen anregende Form.

Wasserstelle oder Marktplatz passen nicht in die Teeküche.

So etwas braucht Platz und Ambiente.

Bühnen im modernen Sinne sind vielleicht Bühne und Studio in einem. Um auch Menschen im Team zu erreichen, die um den Globus verteilt arbeiten.

Fazit bis dahin: Büros können sehr viel inspirierender, anregender und vielfältiger sein und Menschen in ihrem Arbeiten unterstützen, als wir das bisher kennen.

Solche Büros werden auch in Zukunft gerne genutzt.

Vom Büro zur kuratierten Fläche

Hat man über Gebäude nachgedacht, war das in der Vergangenheit ein Rechenspiel mit qm, Flächenbedarf pro Arbeitsplatz, Kosten pro Büro, etc.

Man hat rein in Hardware gedacht, sehr funktional und leider oft aus der Kostenperspektive.

Jetzt wundert man sich, dass immer weniger Menschen dort hin kommen.

Diese Entwicklung hat längst noch nicht ihren Höhepunkt erreicht. Denn noch sickert die Erkenntnis erst langsam durch, dass Menschen ja immer mehr völlig frei wählen können, wo sie arbeiten wollen.

Die Optionen sind dabei sehr viel vielfältiger als oft bewusst ist:

Homeoffice wie jetzt – oder Homeoffice in separatem Raum mit guter Ausstattung.
Coworking. Office im Camping-Mobil. Tiny-House mit Arbeitsplatz. Workation. Jede dritte Woche im bisherigen Ferienhaus in Spanien. Inspiriertes Arbeiten im Café.

Und wer gerne gemeinsam mit Kollegen arbeitet, der kann das auch an schöneren Orten machen als im hässlichen Büro. Z.B. im Café, im coolen Coworking oder der gemeinsamen Workation.

Je mehr die Menschen das Ausmaß der real existierenden oder sich entwickelnden Optionen des Arbeitens erfassen, desto nötiger ist es, dass es gute Gründe für den Besuch im Büro gibt.

Das Bürogebäude der Zukunft könnte also eher an einen Marktplatz, ein Theater, eine Gastronomie erinnern mit abwechslungsreichen Programmpunkten und Events.

Das Büro als kuratierte Fläche.

Interessanter Gedanke. Aber je länger ich darüber sinniere, desto schlüssiger. Was denken Sie?

Im Gespräch gehen wir noch weiter. Was passiert eigentlich, wenn wir einen großen Teil unserer Zeit in virtuellen Welten verbringen? Wie verändern sich reale Räume, wenn die Räume im Metaverse ihnen den Rang ablaufen?

Menschen müssen Möglichkeiten entdecken

Eine zentrale Facette des schönen neuen Arbeitens wird oft übersehen: die Menschen selbst.

Das gilt in zwei Richtungen:

Erstens: will man Büros und Firmengebäude umgestalten, sollte man das unbedingt tun mit einem klugen Prozess  der Beteiligung der Mitarbeitenden. Sonst kommt es zu teuren Missverständnissen.

Da werden ambitionierte Bürowelten geschaffen und die Leute sind („Undankbar!“?) alles andere als begeistert. Oder coole und oft teure Einrichtungen werden nicht gepflegt und wenig genutzt.

Viel schlauer ist es, die Menschen von Anfang an gut einzubeziehen und gemeinsam das Konzept des Arbeitens zu erarbeiten. Wirken Menschen in der Gestaltung mit und übernehmen Verantwortung für Bereiche, ist die Chance viel größer, dass lebendige und gerne genutzte Räume entstehen.

Zweitens: Menschen müssen lernen, welche Arbeitsumgebungen für sie gut passen. In welchen Umgebungen kann man denn überhaupt arbeiten? Wie fühlt sich das an? Wie funktioniere ich in bestimmten Konstellationen?

Wenn jemand nie anders als am Schreibtisch gearbeitet hat, wie soll man dann Wünsche äußern nach interaktiven Coworking-Bereichen oder inspirierenden Arbeitsplätzen auf der Firmenterrasse? Das muss man zuerst mal erleben. Wir brauchen also Experimentierräume und Testphasen.

Die schöne neue Welt des Arbeitens und die dazu passenden Arbeitsräume – das sind nicht nur Fragen kluger Architektur und förderlicher Inneneinrichtung. Das ist mindestens so sehr eine Frage der Selbstreflektion, des Experimentierens und der Emanzipation von überholten Vorstellungen von Arbeit.

Und schon wieder ein riesiges Spielfeld für großartige Arbeitgeber,
sich Wettbewerbsvorteile im wahrsten Sinne des Wortes zu bauen oder einzurichten.

Also – vorm Bauen oder Einrichten unbedingt Podcast hören und Studie lesen.

Falls Sie ein größeres Projekt vorhaben – im Gespräch waren Birgit Gebhardt und ich schnell bei der Idee, im konkreten Fall mit Unternehmen in einem Workshop ideale Arbeitswelten und einen klugen Prozess dazu entwickeln zu helfen.

Denken Sie dran, bevor Sie ein teures Bau- oder Einrichtungsprojekt anschieben 😃.

Ach ja. Eines darf nicht fehlen. Man kann auch in bestehenden Arbeitswelten mit einfacheren Mitteln eine Menge verändern. Die gemeinsame Diskussion im Team über moderne Arbeitsformen und ihre Umsetzung im eigenen Unternehmen – das geht immer und hat wertvolle Folgen.

Damit können Sie ja schon mal anfangen.

Podcast – Büros der Zukunft. Neugestaltung der Arbeitswelt.

In meinem Gespräch mit Birgit Gebhardt, Trendforscherin im Schwerpunkt „Zukunft der Arbeitswelten“ beleuchten wir die Neugestaltung von Büroräumen, damit Mitarbeiter:innen die Möglichkeit haben, sich selbst zu entdecken und ihr volles Potenzial auszuschöpfen. Hören Sie rein!

2023-02-16T15:33:37+01:00
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