2023 und der Fachkräftemangel

Arbeiten Sie doch auf der (Firmen-)Terrasse

Sie fragen sich, was Sie auf dem Foto sehen?Das ist ein tatsächlich noch sehr ungewöhnliches Projekt: ein Firmengarten. Das Unternehmen Sipgate in Düsseldorf hat sich ein Außengelände gestalten lassen, das viel mehr ist als die übliche Begrünungs-Deko. Unser Kunde Leif Harzer mit seinem Garten- und Landschaftsbau-Unternehmen Terwiege hat den früheren Parkplatz mit seinem Team zu einer lebendigen, grünen Erweiterung des Büros umgestaltet.Ich bin mit ihm der Meinung, dass das ein Konzept mit Zukunft und immensem Potenzial ist. Wenn man doch arbeiten kann, wo immer man mag – warum dann nicht auch Büros und Firmengelände so umgestalten, dass ergänzende Räume, Umfelder und Arbeitsplätze im Grünen entstehen?In der aktuellen Podcastfolge unterhalten wir uns über Konzept und Potenzial. Hören Sie mal rein – und vielleicht haben Sie ja Lust, zu den Pionieren modernen Arbeitens zu gehören. Wir wollen die Idee jedenfalls gemeinsam weiter pushen. Für eine bessere, menschlichere Arbeitswelt und für möglichst viele coole Firmen und Firmengärten .

Fachkräftemangel und kein Ende

Mit dem Blick in 2023 – der Fachkräftemangel als Thema wird weiterhin Konjunktur haben, davon kann man jedenfalls ausgehen, trotz Inflationssorgen und Energiepreisen.Mir soll es ja recht sein😉 – wir werden vermutlich keine Langeweile haben.Die Medien sind voll von Berichten zum Arbeitsmarkt und seinen Veränderungen – und dennoch wundere ich mich manchmal, wie langsam vieles geht. Muss man sich leisten können…Krisen, die sich so schleichend entwickeln, werden offenbar immer noch latent unterschätzt oder ignoriert. Jedenfalls denke ich das öfter, wenn man sich vor Augen führt, welche Entwicklungen da draußen so laufen. Nur 3 Aspekte:1. Die Zahl der Erwerbstätigen ist so hoch wie nie, die Arbeitslosenzahlen gehen runter – trotz eher verhaltener Wirtschaftsaussichten und dennoch fehlen überall Leute. Was soll erst passieren, wenn die Aussichten aufklaren und die Konjunktur anzieht? Ich sage ja immer „Das ist alles erst der Anfang“.2. Migration als notwendige Strategie zur Gewinnung weiterer Arbeitskräfte ist erkannt. Doch dann hört man von überlasteten Botschaften und sich stapelnden Anträgen und stockenden Formalitäten (natürlich in analoger Form…).3. Die berüchtigte Rente mit 63 ist ein größerer Erfolg als gedacht 😮. Mehr als 200.000 Menschen pro Jahr haben sie in Anspruch genommen. Man war mal von knapp 50.000 ausgegangen. Gedacht hat man an den Dachdecker, dem man nicht zumuten könne, mit 65 noch aufs Dach zu steigen. Eine aktuelle Auswertung hat jetzt (oh wunder) ergeben, dass sie vor allem genutzt wurde von gut ausgebildeten, gesunden Fachkräften, die sich über die Gelegenheit zum vorzeitigen abschlagsfreien Ausstieg freuen. Das ist dann ja wohl kräftig nach hinten losgegangen – und wird im Übrigen aus dem Staatshaushalt finanziert. Muss man sich leisten können…

Wir müssen mutiger werden und schneller

Krisenzeiten zeigen manchmal, welch erstaunliche Geschwindigkeiten auch in Deutschland möglich sind. Man denke nur an LNG-Terminals. Das könnte Hoffnung machen.Doch es gibt so viele Themen, in denen ich wahnsinnigen Handlungsbedarf bei gleichzeitig erheblicher Lethargie sehe. Ein paar Beispiele:

  • Nochmal die Rente mit 63. Neben den fatalen Signalen eines solchen Programms gibt es ja auch gute Regelungen: die Zuverdienstgrenzen sind gefallen. Also könnten ganz viele Menschen nebenher noch Geld verdienen und wertvolle Beiträge auf dem Arbeitsmarkt leisten. Wäre ja cool – wird aber nicht gemacht.Eine aktuelle Auswertung ist erschreckend: Von hunderttausenden Frührentnern nutzen das nur sehr sehr wenige. Entweder weiß das niemand oder die Angebote sind so unattraktiv, dass man gerne auf einen Zuverdienst verzichtet.
  • Berufsorientierung. Wir leisten es uns, Berufsorientierung vor allem von Lehrkräften machen zu lassen oder von Interessenvertretern. Spaß macht das meist nicht und Sicherheit gibt es jungen Menschen auch nicht. Dann wundern wir uns über hohe Studienabbrecher-Quoten, zu wenige MINT-Studierende und große Unsicherheit bei jungen Menschen.
  • Überhaupt Schule. Die soll ja eigentlich für die Zukunft vorbereiten. Wäre also schlau, wenn Schulen von heute auf Technologien von morgen vorbereiten würden: Künstliche Intelligenz, Virtuelle Realitäten, digitale Zwillinge, Metaverse und Co (wahrscheinlich habe ich gerade geträumt). Schulen haben zwar jetzt Whiteboards, wissen aber meist nicht, wie man sie in Betrieb nimmt. Auch da erlauben wir uns den Luxus, dass Lehrkräfte selbst entscheiden dürfen, ob sie digitalen Unterricht gut finden (s. den Punkt mit dem Kündigungsschutz weiter unten). Ich weiß nicht, ob sich diese Menschen schon mal damit beschäftigt haben, was sich verändert, wenn ChatGPT die meisten Fragen, die Lehrer heute ihren Schülern in Tests und Arbeiten stellen, im Handumdrehen auf dem Smartphone sauber getextet beantwortet?(Wenn Sie nicht wissen, was das ist, googlen sie mal Chat GPT und laden sich die App von Open AI mal auf Handy. Das ist nur eine Vorläuferversion, die mit Daten bis 2021 agiert).
  • Die Erwerbstätigkeit von Frauen ist zwar gestiegen, aber meist in geringerem Stundenumfang. Ein wirksames Gegenmittel wäre die Abschaffung des Ehegattensplittings. Traut sich aber niemand. Muss man sich auch leisten können.
  • Alle wissen eigentlich, dass Firmen, Behörden und Organisationen sich modernisieren müssen, um wettbewerbsfähig zu bleiben und Arbeitskräfte freizusetzen für wichtigere Aufgaben. Zwar sind sehr viele Menschen höchst engagiert. Doch der notwendige Wandel wird an mancher Stelle durch einzelne Personen blockiert. Restriktiver Kündigungsschutz erlaubt es (wenigen) Menschen an entscheidenden Stellen notwendigen Wandel zu boykottieren oder zumindest zu verschleppen. Das können wir uns wirklich nicht länger leisten. Warum ändern wir nicht Kündigungsschutzregeln und stellen Beamten-Status in Frage, wo wir längst mehr Flexibilität bräuchten?
  • Mobiles Arbeiten und mehr Eigenverantwortlichkeit brauchen eigentlich Vertrauen und Freiraum. Arbeitszeitregelungen und die Verpflichtung zur Zeiterfassung können hier kontraproduktiv sein. Wir bräuchten eher Freiräume für betriebsindividuelle Lösungen und Vereinbarungen.
  • Noch so ein Beispiel kontra-produktiver Regelungen aus Zeiten der Angst vor Ausbeutung: Scheinselbständigkeit. Das hat man eingeführt, um die Fahrer von Tiefkühlketten vor der missbräuchlichen Gestaltung als Pseudo-Selbständiger zu schützen. So wie die Regeln ausgestaltet sind, stehen fast alle freiberuflichen Dienstleister, die vor allem mit einem großen Kunden oder Partner zusammen arbeiten, mit einem Bein in der Illegalität. Softwarefirmen und Marketingagenturen und ihre meist bewusst freiberuflichen Mitstreiter sind hier unnötig gehemmt.

Das sind nur ein paar Aspekte. Doch Sie merken schon – da ist eine Menge Feuer drin. Veränderungsbedarf und Lösungsansätze inklusive. Wenn Sie weitere Aspekte haben – schreiben Sie mir gerne – einfach als Antwort auf diese Mail. Die erreicht mich persönlich und ich antworte auch selbst. 😀Ich freue mich jedenfalls schon auf viele interessante Diskussionen, Panelrunden und Interviews zu diesen Aspekten des Fachkräftemangels. Wir müssen wesentlich schneller, mutiger und experimentierfreudiger werden. Als Gesellschaft, in regionalen Kooperationen, in Verbänden.Wir brauchen schlauere (und vielleicht weniger) Regelungen und dafür mehr Freiräume für unterschiedliche Strategien.

Vor allem müssen wir das alte Denken im Gegeneinanderzwischen Arbeitnehmern und Unternehmen überwindenund zu dem Bild eines gesunden Miteinander als „Neues Normal“ finden,das in richtig gut geführten Unternehmen schon heute gelebt wird.

Mit einer klugen People Strategy zum Erfolg als Arbeitgeber

In den nächsten Impulsen werde ich den Ausblick dann auf die Dinge richten, die wir als Unternehmen direkt beeinflussen können. Ich werde auf neue Technologien und Strategien genauso eingehen wie auf die eher zeitlosen – aber wirksamen – langfristigen Strategien großartiger Arbeitgeber.Was in 2023 noch viel wichtiger werden wird – da bin ich mir sehr sicher – ist die langfristig gedachte und konsequent umgesetzte People Strategy.

Eine kluge und gut gemachte Strategie wird immer wirksamer seinals jede Form von Aktionismus und Strohfeuer.

Es ist ein gemeiner Satz „Operative Hektik ist ein Zeichen strategischer Windstille“ – aber ich vermute, dass wir an den auch im Laufe des kommenden Jahres öfters erinnert werden.Jedenfalls dürfen Sie sich weiter auf inspirierende Impulse und neue Podcastfolgen freuen. Nach der heutigen Episode über die Firmengärten folgen weitere Interviews. Mit einer Expertin zu den Geheimnissen organischer Reichweite im Recruiting und mit einer Trendforscherin über die Firmengebäude und Büros der Zukunft.Ach ja, und die Idee mit den Firmengärten findet sie absolut gut und in die Zeit passend.Ich mache mich jetzt auf den Weg in die Sonne und erkunde die Möglichkeiten der Remote-Arbeit aus der Sonne Thailands. Ich treffe mich mit digitalen Nomaden, die dort länger arbeiten und Dienstleistern, die für Unternehmen in Europa das Arbeiten für Mitarbeiter aus der Sonne organisieren.Remote Arbeiten geht von dort jedenfalls problemlos und ich freue mich schon auf inspirierende Gedanken und Arbeitstage mit den Füßen im Meer.Soviel zur Vorfreude 😃.Ich werde berichten.

Podcast – Firmengärten. Steigerung der Arbeitgeberattraktivität.

In meinem Gespräch mit Leif Harzer, Inhaber und Geschäftsführer der Terwiege Garten- und Landschaftsbau beleuchten wir das Thema Firmengärten. Firmengärten schaffen abwechslungsreiche Arbeitsräume, fördern die Kommunikation und sind ein starkes Argument für attraktive Arbeitgeber. Hören Sie rein!

2023-02-16T15:47:07+01:00
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