Videokonferenzen sind doof…

Videokonferenzen sind erst der Anfang

Videokonferenzen sind doof? Echt jetzt? Nein. Natürlich nicht. Sie wissen ja, dass ich ein bekennender Fan virtueller Formate bin. Nicht, dass eine echte menschliche Begegnung nicht viel schöner wäre. Aber es geht jetzt einfach darum, trotz Abstandsgebot produktiv zu bleiben. Und am Ende geht es um Flexibilität, persönliche Freiheit und hohe Produktivität – egal von wo. Ich weiß – darüber habe ich schon einiges geschrieben.

Die neue Podcastfolge „Videokonferenzen sind erst der Anfang“ ist online. Ich beleuchte darin sechs verschiedene Formate virtueller Kommunikation – vom Dialog über die Teamsitzung bis zum Workshop und interaktiven Konferenzen. Mir geht es dabei nicht um die Technik. Mir geht es um die Möglichkeiten. Vor allem geht es mir um die Haltung der Menschen in Verantwortung. Vor allem derer, die schon ein paar Jahre Berufserfahrung mitbringen. Hören Sie rein! Und keine Sorge – das Beispiel aus dem Beitragsfoto bitte nicht nachmachen. Die Haltung, um die es mir geht, ist eine andere.

Entdeckungsfreude und Gestaltungslust

Das sind die zwei zentralen Stichworte, die der Neurobiologe Dr. Gerald Hüther als Schlüssel zu menschlicher Entfaltung und Vitalität beschreibt. Bei den Recherchen zu meinem Buch habe ich ihm bei einer Tagung in der Elbphilharmonie in Hamburg fasziniert zugehört. Wo ist sie hin, diese Entdeckungsfreude? Das fragt man sich manchmal. Bei sich selbst aber mehr noch beim Beobachten im Umfeld.

Klar, nutzt jetzt jeder hier und da mal eine Videokonferenz. Aber es macht eben einen großen Unterschied, ob man das mit der inneren Haltung macht „Hoffentlich ist es bald vorbei und wir können wieder normal kommunizieren“ oder mit der Einstellung „Klasse, dass das schon geht. Mal sehen, wie wir das noch besser machen und lernen können!“. Im ersten Fall ist das alles müßig. Man beschwert sich über die Nachteile und ist nicht wirklich interessiert daran, was denn noch so geht. Entdeckungsfreude? Fehlanzeige.

Mit der anderen Haltung ist das eine aufregende Zeit. Was tauchen nicht permanent für neue und bessere Tools auf? Was gestern noch technisch unmöglich war, ist plötzlich im Angebot. Oft leichter zu bedienen als gedacht. Na klar. Anstrengend ist es auch. Sich immer wieder in ein neues Tool einzuarbeiten. Der Kampf gegen Gewohnheiten und Bequemlichkeit. Angst, sich zu blamieren. Das WLAN ruckelt. Schon klar.

Ich möchte Sie ermutigen, selbst viel auszuprobieren. Ich möchte Sie ermuntern, andere anzustiften, das positive Potenzial zu sehen und zu nutzen.

Gute Beispiele machen Mut – das ist ansteckend

Vor einigen Wochen haben wir gemeinsam mit der AOK ein Online-Seminar für Gesundheitsmanagement-Verantwortliche und Führungskräfte gestaltet. Für einige Teilnehmer war das die erste Video-Lern-Einheit. Schön für jeden, der sich zur Premiere traute.

Kommunale Kunden interessieren sich sehr dafür, wie wir die Vorbereitung von Entscheidungsgremien längst papierlos und zeitsparend organisieren.

Zunehmend trauen sich öffentliche wie private Auftraggeber, bisherige klassische Konferenzen als digitale Veranstaltungen durchzuführen.

Wir arbeiten mit manchen Kunden in längeren Prozessen ausschließlich mit virtuellen Meetings. Mit anderen Kunden laufen Coachinggespräche ausschließlich per Videokonferenz.

Anstiftung zum Experimentieren

Ich möchte Sie anstiften: Nehmen Sie sich jeden Tag etwas Neues vor, das sie so noch nicht gemacht haben im digitalen Sinne. Das ist auch sonst im Leben nicht verkehrt – doch konzentrieren wir uns mal auf die virtuelle Kommunikation. Erklären und erklären lassen. Ausprobieren. Videokonferenz statt Telefonat. Dokumente gemeinsam bearbeiten statt nur reden. An einer gestreamten Veranstaltung teilnehmen. Coworking oder gemeinsame Mittagspause mit dem Kollegen. Je mehr man experimentiert, desto sicherer wird man und desto normaler werden all diese Dinge. Entdeckungsfreude und Gestaltungslust? Sind Sie dabei?

Für wen und warum das so wichtig ist

Für uns selbst. Gelingt der Austausch mit anderen, ohne vor Ort zu sein, sparen wir Reisezeit. Arbeit kann auch mal woanders stattfinden. Nach Corona geht die Freiheit erst los.

Für unsere Teams. Der Austausch mit Menschen, die weiter weg sind, geht viel leichter. Führungskräfte mit Kollegen am eigenen Standort in engem Kontakt bleiben, obwohl sie für eine Woche an einem anderen Standort sind.

Für die Attraktivität als Arbeitgeber. Das gilt doppelt.

Erstens: wer mit den Möglichkeiten aufwächst, lässt sich nicht mehr zurückwerfen. Firmen und Führungskräfte, die zurück wollen in die alte Kommunikation, werden alt aussehen.

Zweitens: Firmen können Menschen einstellen, die weiter weg leben. Das ist eine Riesen-Chance – gerade für Unternehmen, die nicht im Mittelpunkt des Interesses stehen, obwohl sie viel zu bieten haben.

Nochmal: echte persönliche Begegnungen bleiben wichtig. Wir werden sie nur nicht mehr für Projektbesprechungen, Planungsmeetings und Produktpräsentationen benötigen. Für echtes Kennenlernen, strategische Entwicklungen und das Einfädeln neuer Geschäftsbeziehungen kann man sich dann richtig Zeit nehmen. Werden beide Formate gut gekoppelt, entstehen hohe Produktivität, viel Nähe und größere Freiheitsgrade und Lebensqualität für alle Beteiligten. Das ist eine Riesen-Chance. Verspielen wir sie nicht.