Corona und kein Ende

Wie Sie mit klugen Fragen besser durch die Krise kommen

Die aktuelle Podcastfolge „Corona und der Fachkräftemangel“ beleuchtet den Drall, den die kurzfristige und heftige Krise Corona den langfristigen Entwicklungen des Fachkräftemangels und des Wandels in der Arbeitswelt gibt. Hören Sie rein – in einer knappen halben Stunde ordne ich die – auf die Welt des Arbeitens bezogenen – Aspekte ein. Zehn Aspekte und Fragen über die nachzudenken es sich lohnt. Immer mit dem Blick auf die langfristige Entwicklung. Denn wer jetzt in diesen herausfordernden Zeiten achtsam, wach und experimentierfreudig ist, kann später den entscheidenden Vorsprung haben. Solche Firmen können dann in einigen Jahren rückblickend sagen: „Wow – Corona war eine echt harte Zeit. So was hatten wir noch nie. Aber wir haben da auch viel gelernt und gute Dinge auf den Weg gebracht.“

Es ist längst nicht vorbei – auch wenn wir es leid sind

In diesem Sinne zielt der Podcast – Beitrag auf das Lernen aus der Krise für die Zeit danach, für die Zukunft der Arbeit. Ich möchte den Blick aber auch noch auf die aktuelle Situation richten. Vermutlich werden wir in den kommenden Wochen und Monaten noch sehr stark gefordert sein. Um verantwortungsvoll in diesen Zeiten zu führen, ist es höchst wichtig, die Realitäten zu akzeptieren und klug zu handeln. Klug in Bezug auf die jeweils aktuelle Situation, aber auch klug mit Blick auf durchaus mögliche Rückfälle, lokale Lockdowns und Reaktionen auf lokales Infektionsgeschehen.

Da aber stelle ich manchmal ein seltsam blauäugiges Vorgehen fest. Da sind Schulen, die glauben, alles ginge im Präsenzunterricht – ohne mehr Räume, ohne mehr Busse. Wie soll das funktionieren? Kein Wunder, dass dann prompt die ersten Fälle zu Schulschließungen führen. Elternabende? Ich lese gerade über die Probleme von Schulen, diese entsprechend der Hygienevorschriften durchzuführen. Warum ist man nicht darauf eingestellt, dass alle, die das können, per Videokonferenz zugeschaltet werden und nur ein Teil der Eltern live vor Ort ist? Einzelne Kinder zum Unterricht zuschalten in Krankheitsfällen oder bei Wintereinbrüchen – das geht in skandinavischen Schulen schon seit Jahren. Wir wissen seit April um Lage und Perspektive und jetzt kommt das alles so plötzlich?

Der Knaller: die Wahl zum Klassenelternsprecher ist digital nicht erlaubt. Solche Aussagen treiben mich in den Wahnsinn. Warum ist das so? Eine visuelle Ansicht aller zugeschalteten Eltern mit klarem Handzeichen – per Screenshot dokumentierbar – das ist doch mindestens so klar möglich wie eine Abstimmung mit händischer Auszählung. Wenn die Wahl geheim sein soll, dann eben per Briefwahl oder Umlaufverfahren hinterher.

Das ist nur ein Beispiel – worum es mir geht: wir sollten systematisch Spielregeln verändern (z.B. Online-Beschlüsse in Satzungen ermöglichen, digitale Signaturen, Technik und Kompetenz für hybride Veranstaltungen) und Strukturen schaffen, die uns flexibel und handlungsfähig machen. Brauchen wir diese Vorkehrungen nicht – auch gut. Ich glaube allerdings, dass wir später für jede dieser flexibler machenden neuen Regeln froh sein werden.

Geduldsprobe – es ist wie es ist….

Diese Zeit belastet uns alle. Manche bringt sie an den Rand ihrer wirtschaftlichen Existenz. Gewohntes geht nicht. Da ist es mehr als verständlich, dass wir das satt haben, dass das nervt und wir am liebsten aus einem schlechten Traum aufwachen würden und alles wäre vorbei. Diese Momente hat jeder und das ist völlig in Ordnung. Es sollte aber bei den „Momenten“ bleiben.

Es ist eine alte Erkenntnis der Psychologie, dass schlechte Laune, Leistungsminderung und gar gesundheitliche Beeinträchtigung aus dem Negieren, dem Ablehnen der Realitäten herrührt. Das geschieht oft unbewusst. Erkennbar wird es an dem, was wir über die Krise so von uns geben. Sind wir ständig am Jammern, am Beklagen über die Situation? Das macht nichts besser, nur die eigene Laune schlechter.

Hängen wir in einer Traumwelt wie „Alles soll wieder werden wie früher“, belügen wir uns selbst. Das spüren wir auch, deshalb macht es nicht zufrieden.

Machen wir alles schlecht, was wir nicht mögen, noch nicht kennen oder aus Trotz oder Bequemlichkeit ablehnen – auch das ist ein Widerstand gegen die Realität.

Die Realitäten annehmen heißt gerade auch, die harten Fakten annehmen. Das kann bis zum Eingeständnis des wirtschaftlichen Scheiterns manchen Geschäftsmodells gehen. In vielen Fällen sind die Auswirkungen jedoch gar nicht so katastrophal. Viele mit denen ich spreche haben heftige Einbrüche, stehen das aber durch.

Kluge Fragen …

Es ist wie es ist – aber auch nicht schlimmer. Schreiben Sie die Fakten auf. Treffen Sie Entscheidungen, wo es nötig ist. Lassen Sie sich nicht in Panik bringen, wenn Zeit ist, abzuwarten.

Vor vielen Jahren habe ich von einer amerikanischen Trainerin den Satz gehört „Hey, what´s great about it?“ Sie meinte das als Frage, die wir uns in Krisen oder bei Rückschlägen stellen sollten. Das ist erstmal ungewohnt, ja hart. Das ist nicht die erste Frage, die wir uns stellen, wenn es uns gerade schlecht geht. Doch es ist eine gute Frage. Keine Termine? Zeit für etwas anderes. Weniger Aufträge? Was können wir jetzt entwickeln, wo in Weiterbildung investieren? Dauernd im Homeoffice? Wie schön, so viel gemeinsame Zeit mit der Familie zu verbringen. Keine Reisen? Unser Garten freut sich und endlich Zeit, Meditation zu lernen.

Dieser Mix aus Annehmen der Realitäten und dem Fokus auf das Gute, auf die Möglichkeiten schafft die Voraussetzung, um kraftvoll und zuversichtlich durch diese Phase zu manövrieren – konstruktiv in der Krise und weichenstellend für die Zeit danach. Mit Realismus und Optimismus. Das fällt nicht jedem Menschen gleich leicht. Umso mehr brauchen wir für die kommenden Monate so viele Menschen wie möglich, die mit diesen Haltungen Verantwortung übernehmen, Zuversicht ausstrahlen und mäßigen, wo andere in Panik, Anklage oder Depression zu fallen drohen.

Vielleicht achten Sie in der kommenden Woche mal auf die positiven Aspekte gerade jetzt in dieser Zeit. Wofür kann ich / können wir dankbar sein? Wo liegen Chancen? Was können wir gerade lernen? Machen Sie anderen Mut und bleiben Sie gut gelaunt.